Rezension

Tolle Geschichte mit ungewöhnlichen Protagonisten

Die 5 Doppelpunkte und das verschwundene Skelett - Maria Braig

Die 5 Doppelpunkte und das verschwundene Skelett
von Maria Braig

Slash ist Junge und Mädchen zugleich, Ferrari sitzt im Rollstuhl, Luke und Lena haben zwei Papas, Adbo kommt aus dem Sudan und spricht schwäbisch - alles Dinge, die sie in der Schule von den anderen Kindern abheben. Doch die fünf freunden sich schnell an und gründen eine Gang "Die fünf Doppelpunkte". Ihr erster Kriminalfall - das verschwundene Schulskelett Paul - lässt nicht lange auf sich warten.

Maria Braig erzählt hier eine wunderschöne Geschichte für Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 12 Jahren. Die Protagonisten im selben Alter bringen alle ihren ganz persönlichen Hintergrund mit, sind jedoch mit Ausnahme des eher zaghaften Adbo sehr starke Figuren und lassen sich von niemandem einschüchtern.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und man ist schnell in der Handlung drin und schließt die "Doppelpunkte" ins Herz. Locker und oft lustig werden hier auch eher ungewöhnliche Konstellationen und Themen angesprochen. So habe ich mich durchweg gut unterhalten gefühlt, gleichzeitig wurde ich aber auch zum Nachdenken über Regenbogenfamilien, Genderidentitäten, Alltagsdiskriminierung und die deutsche Geschichte angeregt.

Zwei der Highlights waren für mich z.B. die Feststellung, dass Adbo "schlecht" deutsch spricht - nicht, weil er einen Migrationshintergrund hat, sondern weil er seine erste Zeit in Deutschland im Schwabenländle verbracht hat und deshalb für die anderen Kinder merkwürdige Begriffe wie "Mädle" oder "heb mal" verwendet; und als Ferrari erklärt, dass ja möglicherweise nicht sie benachteiligt ist, sondern die anderen Menschen, weil die keine Räder haben.

Was auf den ersten Blick vielleicht etwas zu viel zu sein scheint (warum kann man sich nicht auf einen unüblichen Protagonisten konzentrieren?), wird in der Geschichte nur am Rande thematisiert, denn man merkt schnell: Es sind alles ganz normale Kinder! Sie machen DVD-Abende, essen gerne Gummibärchen, mögen keine Hausaufgaben...  Im Fokus steht dann die Suche nach dem gestohlenen Skelett, die eine interessante und spannende Krimigeschichte für junge Leser*innen darstellt (inkl. Ermittlungen, Befragungen, Treffen im geheimen Hauptquartier der Gang, Entführung und einer guten Auflösung).

Ich habe schon einige Bücher der Autorin gelesen, aber dieses hier hat mir bisher am allerbesten gefallen. Ich würde mich freuen, sollte jemals ein weiterer Band der "fünf Doppelpunkte" erscheinen. Das Buch könnte auch gut in der Schule gelesen und besprochen werden (von einer Lehrkraft, die sich mutig an neuere Themen und Bücher herantraut) - gleichzeitig ist es aber keine "trockene" Schullektüre, sondern es macht einfach Spaß, dieses Buch zu lesen.