Rezension

Tolle Geschichte, unsympathische Figuren

Alice im Netz - Antje Szillat

Alice im Netz
von Antje Szillat

Bewertet mit 3.5 Sternen

Bücher, die vor dem Internet warnen, gibt es aktuell wie Sand am Meer. Sie warnen vor den Gefahren, die entstehen können, wenn man zu naiv mit seinen Daten umgeht und wie sie sich offline äußern können. Im Grunde genommen nicht neu und auch keine wirkliche Warnung, da man dies auch alles bereits in anderen Medien und in den Schulen erfahren konnte. Allerdings hat es mir dieses kleine Buch gefallen.

Antje Szillat beschreibt die Geschichte rund um Alice sehr eindringlich und hat mich stellenweise zum Nachdenken gebracht. Auch wenn die Thematik wie gesagt nicht neu ist, war das Buch dennoch interessant, weil es hier nicht einfach nur um Internetdaten geht, sondern auch um das eigene Verhalten im Internet und was man damit anrichten kann. Alice geht mit ihren Daten nicht nur sehr offen um, sondern führt auch einen recht beliebten Blog, mit dem sie so manches Mal über das Ziel hinausschießt, denn der Blog hat nur eine Verwendung, nämlich über die Lehrer und Schüler an ihrer Schule zu lästern. Dies mag vielleicht auf den ersten Blick recht witzig und originell klingen, aber Alice hat für mich so manchen Sympathiepunkt verloren.

Sie ist ein eher forsches Mädchen, mit dem ich so gar nichts anfangen konnte. Ihre Launen waren mir eine Spur zu viel und sie behandelt ihre Mitmenschen oftmals wie den letzten Dreck, indem sie mit einem arroganten Auftreten daher kommt. Obwohl ihre beste Freundin Katja und andere Schüler sie bitten, dass sie sich in ihrem Blog zurücknehmen soll, nimmt sie deren Wünsche nicht wahr und macht genauso weiter und hält sich für wahnsinnig witzig, was sie jedoch absolut nicht ist. Was mir außerdem an Alice nicht gefiel, ist ihr Verhalten gegenüber ihrer Familie und ihren Lehrern. Wenn sie ihre Mitschüler unbedingt vorführen muss, ist das schon schlimm genug, aber über ihre Lehrer zu lästern und sich damit Steine in den Weg zu legen, ist schon schön blöd.
Die Geschichte rund um den Stalker ist nahezu perfekt. Jared schreibt zunächst sehr höflich, aber dennoch bestimmt. Man merkt schnell, dass man hier keine Vertrauensperson vor sich hat, aber er wirkt auch noch nicht sehr gefährlich. Im Laufe der Zeit wird dies jedoch deutlich schlimmer und seine Sätze wirken immer bedrohlicher. Alice Ängste und Sorgen werden authentisch dargestellt, großes Mitleid hatte ich durch ihr bisheriges Verhalten allerdings nicht.

Antje Szillat klärt in dem Buch über die Risiken auf, die im Internet lauern und dass man vorsichtig sein muss, wem man seine Daten anvertraut. Allerdings macht die Autorin dies nicht mit erhobenen Zeigefinger, sondern eher durch einen Lehrer im Unterricht. Die Reaktionen in der Klasse fielen gemischt aus, stellenweise waren die Schüler auch belustigt. Ich befürchte fast, dass es so auch den Lesern ergeht, die in Zeiten von Facebook, Twitter, StudiVZ und Co. oftmals Fotos und Informationen veröffentlichen, die für die Allgemeinheit nicht bestimmt sind.

Die Covergestaltung gefällt mir leider gar nicht. Das Mädchen, das auf dem Cover Alice verkörpern soll, passt zwar zu ihrem Aussehen, aber die Haltung geht gar nicht. Sie wirkt steif und unnatürlich. Auch die Augen, die auf den vielen Monitoren abgebildet sind, sind zwar passend, aber nicht mein Geschmack. Schade!

Trotz der schlechten Charaktere konnte mich Antje Szillat mit “Alice im Netz” überzeugen. Die Handlung ist lückenlos und lässt keinerlei Fragen offen. Hoffentlich wird sich dieses kleine Büchlein als Schullektüre durchsetzen, denn dieses Thema geht jeden etwas an!