Rezension

Tolle Grundidee, die mich aber furchtbar in der Umsetzung enttäuscht!

Licht und Schatten - Zoran Drvenkar

Licht und Schatten
von Zoran Drvenkar

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhaltserzählung: Mein Name ist Aren und meine Geschichte ist deine Geschichte ist unsere Geschichte. Sie ist der ewige Kampf des Guten gegen das Böse. Sobald ich diese Geschichte beendet habe, wird es ab meine Haustür klopfen. Ich werde sie öffnen und der Kampf zwischen Gut und Böse wird sein Ende finden. Vor meiner Tür wird kein Engel stehen, es wird auch kein Prophet sein, kein Zauberer oder Bote des Himmels. Es wird jemand sein, den du auf den nächsten Seiten näher kennenlernen wirst. Aus diesem Grund nimmt diese ihren Anfang auch nicht im Jetzt. Sie beginnt vor langer Zeit mit der Geburt der ersten reinen Seele, die uns schon damals Frieden gebracht hätte, wäre ihr Dasein nicht so schnell im Keim erstickt worden. Und die erste Geburt beginnt und endet mit dem Tod. (Seite 7/8)

Bewertung: 
Die ganze Buchaufmachung ist ja umwerfend! Der Umschlag ist nach Leinenart hergestellt, das Cover und der Titel passen nicht nur zueinander, auch zur Geschichte sind beides hervorragend gewählt. Die Kapitel sind nummeriert und zusätzlich namensiert, also mit den jeweiligen Charakterbezeichnungen, um die es in den Kapiteln geht, vermerkt. Der Schreibstil ist ungewöhnlich und sicher nicht für jeden Leser gut lesbar. Er hat etwas leicht poetisches und schwerlastiges. Gerade der Anfang liest sich etwas holprig und die Geschichte wirkt konstruiert und undurchsichtig. Trotzdem hat mich die Leseprobe sehr neugierig gemacht, weil ich darin Potenzial gesehen habe. 

„Sie liebt das Leben.“ „Alle Lebenden lieben das Leben.“ „Wieso lieben dann die Toten nicht den Tod?“ „Weil er nicht zum Leben gehört. Deswegen ...“ „Es sind die Toten, die über dich reden. Sie sagen, du seist die Herrscherin, die kommt und bleibt und nicht mehr weicht. Sie erzählen, dass du von der Zukunft gesehen wurdest. Seitdem ist alles anders.“ (Gisele und Vida, Seite 202) 

Es gibt viele Charaktere in der Geschichte und diese haben ihre eigene kleine Geschichte, die sich mit dem Hauptgeschehen um Vida verbinden. Für mehr Verständnis zu meinen Erläuterungen, muss ich auch zu einigen wichtigen Charakteren im Buch etwas schreiben: 

*Aren, der Erzähler, der Vida kennengelernt hat 

*Vida, das Kind des Lichts und die einzige Hoffnung für die Menschheit 

*Solomon, Krieger und Vater von Vida, der sich mit ihr als Schmied im Dorf Warroch vor der Dunkelheit versteckt. 

*Yrma, eine der Dreiundzwanzig Mütter und Mutter von Vida, die bei ihrer Geburt starb. 

*Iskar, der Wächter, erschaffen von der Göttin und eine der Dreiundzwanzig Mütter und ist auf der Jagd nach Vida. 

*Solea, die selbst ernannte Göttin und eine der Dreiundzwanzig Mütter, die ihre Schwestern verraten hat. 

*Dohos und Adriana (Kraljica), die Herrschaften, die Unglück über die Menschen bringen und für die Göttin arbeiten. 

*Der Bär, der von Vida gerettet wurde und seither auf der Suche nach ihr ist. 

*Madame Dujon, verlor Mann und Kind, und ist auf dem Weg zu ihren Brüdern nach Jenisseibucht. 

*Jelisa, die Großfürstin in Sankt Petersburg, die noch jünger als Vida ist und ihre Seele retten soll. 

*Ivar, der Grausame, ist ein ehemaliger Armeegeneral und nun ein Rebell, der die Reisenden überfällt. 

*Die Eskorte von Vida besteht aus Generalleutnant Uljan, Major Geromir und Husar Lenko von Bornstein. Sie geleitet die Gruppe nach Sankt Petersburg zur Großfürstin. 

*Riva, Asha und Eka, eine der Dreiundzwanzig Mütter und Vidas Tanten; 

Riva kannte sich mit der Vergangenheit so gut aus, dass ihr Vida jede historische Frage stellen konnte, die ihr in den Kopf kam, immer hatte Riva eine Antwort parat. 

Eka dagegen war erdverbunden und immer im Jetzt. Eka war so mit der Fauna und Flora verbunden, dass sie von einem Moment zum anderen verschwinden konnte, ohne wirklich zu verschwinden. 

Sobald alle Antworten ausgeschöpft waren und keiner mehr weiterwusste, wandten sie sich alle an Asha. Während ihre zwei Schwestern die Erde und die Vergangenheit im Auge behielten, hatte Asha ihren Fokus auf das Denken gerichtet. Sie war es, die alle Zeichen und Formeln kannte, sie war in den Gebieten der Mathematik bewandert und konnte einen Gedanken in klare Zahlen umwandeln 
(Seite 35 / 36) 

„Wie kannst du nur so mutig sein?,“ fragte sie. „Ich bin nicht mutig, ich habe nur Angst.“ „Ist das nicht dasselbe?“ „nicht für die, die sich fürchten.“ (Großfürstin und Vida, Seite 566) 

Es gibt noch weitere Charaktere, allerdings sind sie in meinen Augen nicht wichtig und hätten ganz wegbleiben können. So ganz habe ich das ganze Erbe von Vidas Mutter nicht verstanden. Die Erklärungen dazu sind sehr gut, nur in Verwendung durch Vida kommt es irgendwie nicht ganz raus. Vida wird so hoch als Rettung gehalten, aber sie wirkt letztendlich nur halb so retterlich und bewirkt nicht halb so viel, was man ihr nachsagt. Schade, so wirkt sie wie ein Abklatsch ihres von allen gelobten Ichs. Die kleine Zwischengeschichte mit dem Bär finde ich poetisch und bringt etwas sonderbares in das Buch. Doch sein Erscheinen ist eher nebensächlich, da das Ende sein Dasein in ein Nichts verwandelt. Der Autor hat seine Aufgabe / sein Ziel weggeschrieben. Nicht so notwendig sind die Charaktere Madame und Ivar ebenso. Sie sollen wohl das gewisse Extra reinbringen, finde es aber enttäuschend, dass sie nicht wirklich einen Sinn haben. Auch die richtige Auseinandersetzung zwischen Solea und Solomon wie auch zwischen Solea und ihren Schwestern sind nicht richtig wiedergegeben. Es fehlt da einfach richtig! Auch die Auseinandersetzung mit den Herrschaften und dessen Geschichte sind sehr karg niedergeschrieben. 

„... deine Zukunft ist jetzt ein Teil von dir, selbst wenn du sie nicht verstehst. Niemand kann sie dir wegnehmen. Aber sei dir bewusst, dass sich deine Zukunft nur verwirklichen kann, wenn du sie beschützt. Und genau da beginnt das Problem. Du bist ungeschützt, Vida, deine Kräfte schlummern noch und du weißt nicht, wer du wirklich bist.“ (Asha und Eka, Seite 115) 

Es gibt einige gekünstelte Erklärungen zu den Vorgängen im Buch, also Erläuterungen zu Geschehnissen und Geheimnissen, die aufgesetzt wirken. Das gefiel mir nicht und machte die Szenen so überzogen. Auch gibt es Irreführungen für mich wie das Alter von Vida und Jelisa, die viel jünger dargestellt werden als sie auf mich wirkten. Ich konnte das Alter gar nicht nachvollziehen. Das Alter passt überhaupt nicht zu den Verhaltensweisen, die viel zu erwachsen dargestellt werden. 

Er lebte sein Leben wie jemand, der die Einsamkeit liebte, er wusste nur, dass er nichts als die Einsamkeit besaß. Es ist immer leicht, etwas zu lieben, was einem keine Wahl lässt. (Seite 20) 

Das Ende ist unvollständig abgehandelt, der Kampf gegen die Dunkelheit und den Tod ist nicht ausreichend ausgeschrieben und vieles ist offen geblieben. Auch ist es sehr salopp geschrieben. Und wer ist Aren? Er spricht im Epilog, erzählt die ganze Geschichte und erwähnt im Prolog, dass er Vida kennenlernte … und dann ist Schluss. Ein richtiger Cliffhanger. Das erweckt auf mich den Eindruck, dass es ein zweiten Band geben wird, doch der Autor hat sich dazu nicht geäußert. Es wird also keinen weiteren Band geben, der alles Offene schließt. Bereits vor dem letzten Drittel kam mir dies bezüglich große Unruhe, die mich leider bestätigt hat. 

Wenn der Wille stark wird und sich in Entschlossenheit verwandelt, dann schlägt er Wurzeln. 
(Eka, Seite 90) 

Fazit: 
Eine wirklich besondere und einmalige Geschichte und Charaktere. Der Autor hat mich aber sehr enttäuscht!!! Ich bin fassungslos, wie er das Buch hat enden lassen. Nicht, weil es schnell abgehandelt wurde, sondern weil es unzureichend an Informationen zusammengehalten wurde. Ebenso ist das Ende als Cliffhanger geschrieben, als würde ein zweiter Band folgen – dass es nicht so ist, frustriert zusätzlich und ärgert mich! Auch in der Geschichte zwischendrin ist nicht reibungslos erzählt. 

Die Grundidee ist neuartig und fesselt. Die Umsetzung ist nicht ganz befriedigend umgesetzt. Der Autor hat das ganze Potenzial, das sich in seiner Fantasie zusammengerafft hat, nicht vollends ausgeschöpft. Besonders das Ende schlägt heftig auf die Sternebewertung – von mir gibt es unbefriedigende 3,5 Sterne! Mit all den schönen Momenten in der Geschichte bleibt mir vor allem die große Enttäuschung und Frustration! Ich werde sicher kein Werk mehr von dem Autor lesen oder hören. Somit kann ich das Buch an alle weiterempfehlen, die sich gerne irritieren und frustrieren lassen … scheinen ja genug Leser davon zu geben ... und als Jugendroman würde ich das Buch auch nicht einordnen, da es viel zu schwere Kost ist und anspruchsvoll. Für mich eher als Fantasyroman einzuordnen. 

Ein Mensch sollte einem Menschen in der Not immer zur Seite stehen, so sind meine Gedanken zum Leben. (Deka Mani, Seite 199) 

Zuletzt möchte ich dem BELTZ & Gelberg-Verlag und dem vorablesen-Team für das Rezensionsexemplar bedanken! Ich wollte es ja unbedingt lesen! :-) 
 

Kommentare

WriteReadPassion ergänzte am 23. Juli 2019 um 14:12

Fotos :-)

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