Rezension

Tolle Grundidee, leider zu viele Längen

Ich bin Tess - Lottie Moggach

Ich bin Tess
von Lottie Moggach

Inhalt
Nach dem Tod ihrer Mutter lebt die junge Leila allein. Zwar ist sie eine intelligente junge Frau, aber sie schottet sich völlig von der Außenwelt ab und hat auch keine Freunde. Sie verbringt viele Stunden im Internet wo sie eines Tages auf die Philosophieseite "Red Pill" stolpert und infolgedessen auf Adrian trifft. Dieser macht Leila bald ein äußert Seltsames Angebot. Die 39-jährige Tess möchte sich umbringen und sucht jemanden, der sich im Internet für sie ausgibt und so Kontakt mit Freunden und Familie hält, um diese im Glauben zu lassen, sie würde noch leben. Leila nimmt das Angebot an. Doch sie ahnt nicht, welche Konsequenzen dadurch auf sie zukommen...

Rezension
Lottie Moggach pflegt einen flüssigen und leicht verständlichen Schreibstil. Die Geschichte wird aus Leilas Sicht erzählt. Was mich in meinem Lesefluss allerdings zu Beginn hemmte, war das Schriftbild. Mir wurde regelrecht schwindelig beim Lesen. Dies legte sich erst nach den ersten 100 Seiten. 

Leila ist ein sehr introvertierter Charakter. Schon immer war sie sehr in sich gekehrt und hatte so gut wie keine Freunde. Nach dem Tod ihrer Mutter verschlimmerte sich dies allerdings noch. Sie spielt viel Computer und kennt sich auch sehr gut mit diesem aus und ist auch sonst nicht auf den Kopf gefallen. Sie philosophiert gerne und meldet sich deshalb auf "Red Pill" an, wo sie auf viele andere Gleichgesinnte trifft und sich schon bald einen Namen macht. Ich konnte Leila einfach nicht verstehen. Sie hat überhaupt nicht die Ambitionen, ihr Leben zu ändern, obwohl sie nicht glücklich ist. Sie nimmt einfach alles so hin wie es ist. Ein seltsamer, meines Erachtens schwieriger Charakter.

Eines Tages tritt der Admin der Seite, Adrian, mit Leila in Kontakt und bittet sie um ein Treffen. 
Über ihn erfährt man nur wenig und ich konnte ihn zu Beginn nicht richtig einschätzen. Er vertritt die Meinung, dass jeder Mensch jederzeit selbst entscheiden sollte, ob er sterben möchte. Er macht Leila mit Tess bekannt, die ihren Selbstmord plant. Tess möchte, dass Leila sich für sie ausgibt. Leila soll online mit Tess' Freunden und Familie in Kontakt bleiben. Sie möchte so verhindern, dass irgendwer merkt, dass sie tot ist. Niemand soll durch ihre Entscheidung zu sterben, verletzt sein und trauern.
Leila willigt ein und in den folgenden Monaten beschäftigt sie sich fast ausschließlich mit Tess und deren bisheriges Leben. Charakterlich gesehen ist Tess das komplette Gegenteil von Leila.

Der größte Teil des Buches handelt davon, dass Leila sich mit Tess' Leben auseinandersetzt und lernt, sich virtuell so wie sie zu geben und zu verhalten. Die Grundidee dieses Buches finde ich toll, Internet, Facebook und Co. spielen ja bei uns allen in irgendeiner Weise eine Rolle im Leben. Es ist also ein sehr aktuelles Thema. 
Allerdings kamen doch recht viele Längen auf, in denen eben wirklich nicht viel passiert, außer dass man sehr detaillreich etwas über Tess' turbulentes Leben erfährt. Das empfand ich oft als langweilig und zäh. Man ahnt, in welche Richtung sich das Ganze entwickeln wird, dass es nicht ganz so einfach laufen wird, wie Leila sich das gedacht hat. Gerade auch das Ende ließ mich unzufrieden zurück. 

Mein Fazit
Diese Geschichte wird ohne Spannung erzählt. Sie liest sich mehr wie ein Bericht oder eine Reportage. Wer so etwas mag, sollte dieses Buch auf jeden Fall lesen. Für meinen Geschmack war dieses Buch stellenweise einfach zu langatmig. Etwas Spannung zumindest wäre wünschenswert gewesen. Ich vergebe drei Sternchen.