Rezension

Tolle Idee!

Good Night Stories for Rebel Girls
von Elena Favilli Francesca Cavallo

Bewertet mit 4.5 Sternen

Inhalt

Die „Good Night Stories for Rebel Girls“ versammeln „Gutenachtgeschichten“ in Form von Kurzbiografien von 100 Frauen, die in Politik, Kunst, Gesellschaft oder Wissenschaft Großes erreicht und für ihre Ziele und Unabhängigkeit gekämpft haben.

Meinung

Schon als ich vor einer halben Ewigkeit von der Idee zu „Good Night Stories for Rebel Girls“ hörte, das damals noch ein Crowdfundingprojekt war, war ich begeistert. Die beiden Autorinnen waren nicht zufrieden damit, dass Literatur für Mädchen oft von lieben, braven Prinzessinnen erzählt, und möchten, dass Kinder mit einem Buch wie diesem von mutigen, intelligenten und starken Frauen hören, die für etwas gekämpft und etwas erreicht haben - als Inspiration vor allem für Mädchen, nicht immer nur lieb und brav zu sein, sondern auch mal über vermeintliche Grenzen hinauszudenken und etwas zu wagen, was ihnen vielleicht niemand zutraut. Die Idee und die Botschaft hinter diesem Buch finde ich einsame Spitze, nicht nur für Mädchen sondern für Menschen aller Altersklassen und Geschlechter.

Jeder der 100 Frauen ist in dem Buch eine Doppelseite gewidmet. Auf der rechten Seite gibt es einen kurzen Abriss über ihr Leben beziehungsweise das, womit die Frauen bekannt geworden sind und was sie erreicht haben, während eine farbige Zeichnung der Person die komplette linke Seite ziert.
Die Texte sind in recht einfacher Sprache verfasst und auf Kinder ausgelegt, was sich zum Beispiel darin zeigt, dass gewalttätige Episoden im Leben der Frauen ein wenig beschönigt oder kurzgehalten werden, jedoch ohne dass wichtige Details verschwiegen werden.

An der Auswahl der 100 Frauen fällt positiv auf, dass die Autorinnen sich offenbar bemüht haben, Frauen mit den verschiedensten Nationalitäten und aus den verschiedensten Bereichen (Kunst und gesellschaftliche Themen ebenso wie politische und wissenschaftliche) zusammenzutragen. So wird den Leser*innen vermittelt, dass nicht nur weiße Frauen es zu etwas bringen können und dass Erfolge im Bereich Balett oder Malerei ebenso bewundernswert sind wie ein Nobelpreis in einer Naturwissenschaft. Kurz: Die Botschaft des Buches, dass frau für die eigenen Träume, Ziele und Freiheiten kämpfen sollte, ist super umgesetzt.

Noch dazu ist das Buch auch wundervoll aufgemacht: eine gebundene Ausgabe in einem größeren Format, wie man es von anderen Sachbüchern für Kinder kennt, mit toller Papierqualität und vor allem wundervollen Illustrationen. Denn nicht nur die Autorinnen und die Personen, um die es geht, sind Frauen, auch die wundervollen Zeichnungen der 100 Frauen, die jeweils eine Seite einnehmen, stammen von Künstlerinnen. Dabei macht es großen Spaß, nicht nur über die verschiedenen Frauen zu lesen, sondern auch die sehr unterschiedlichen künstlerischen Stile zu betrachten. Etwas irritiert war ich jedoch davon, dass einige People of Colour auf den Zeichnungen eher weiß aussahen.

Gerade wenn man das Buch mit Kindern liest, sind einige der Biografien meiner Meinung nach jedoch mit Vorsicht zu genießen. Jede der 100 Frauen hat zweifellos Großes erreicht in ihrem Leben, doch ob ihre Handlungen immer moralisch vertretbar waren, ist eine andere Frage. Über eine japanische Kaiserin wird beispielsweise gesagt, sie habe den Plan gehabt, Korea einzunehmen. Damals mag es normal gewesen sein, andere Länder zu unterwerfen, doch heute wäre dies ein Verbrechen - ein Umstand, den man einem Kind eventuell nebenbei erklären sollte, wenn man das Buch gemeinsam liest.

Auch enthalten einige der Biografien sachliche Fehler. Sophie Scholl, heißt es beispielsweise, habe Berichte über KZs gelesen und dadurch ihre Meinung über Hitler geändert, was wohl doch eher unwahrscheinlich ist. Virginia Wolfs psychische Erkrankung wird aufgegriffen, was an sich lobenswert ist, jedoch wäre es schön, wenn dabei nicht nur von Depressionen sondern entweder von manischen und depressiven Phasen oder einer bipolaren Störung die Rede gewesen wäre, da dies einen Unterschied macht.

Fazit

Die „Good Night Stories for Rebel Girls“ sind eine wunderbare Inspiration für Menschen jeden Alters, an die eigenen Träume zu glauben, etwas zu wagen und es auch durchzusetzen, sei es Kunst, gesellschaftliche Veränderungen oder wegweisende Forschung. Hinzu kommen die liebevolle Aufmachung und kunstgerechte Gestaltung, die das Buch zu einem echten Schmuckstück machen.