Rezension

Tolle Idee, lahme Umsetzung

Soul Seeker - Vom Schicksal bestimmt - Alyson Noël

Soul Seeker - Vom Schicksal bestimmt
von Alyson Noël

Inhalt

Daire Lyons lebt quasi in Hollywood. Ihre Mutter arbeitet als Visagistin und reist von Filmset zu Filmset, Daire stets an ihrer Seite. So kommt es, dass sie weder ein Zuhause, noch Freundschaft oder Liebe kennt. Ab ihrem 16. Geburtstag wird sie plötzlich von Visionen heimgesucht, die so grausam sind, dass sie schier verrückt wird. So verrückt, dass sich tatsächlich in die Psychiatrie eingewiesen werden soll. Gerade noch rechtzeitig meldet sich ihre „verschollene“ Großmutter, die behauptet, eine Lösung zu haben. Gegen ihren Willen wird Daire in die Obhut ihrer Oma gegeben und muss schnell erkennen, dass ihre Visionen weniger eine Krankheit als ein großes Erbe sind, die mit einer Magie einhergehen, von denen sie nicht einmal ahnt. Denn Daire ist eine Soul Seeker und so ist es ihre Aufgabe, die Welt vor dem Bösen zu beschützen…

Die Protagonistin

Daire Lyons-Santos ist eine selbstbewusste Persönlichkeit, die einen ungewöhnlichen Lebensstil gewohnt ist. Durch den Job ihrer Mutter hatte sie nie einen festen Wohnsitz und somit auch keine Freunde. Noch nicht einmal eine Schule konnte sie besuchen und musste alles via Internetschule lernen. Zwar durfte sie viele Stars persönlich kennenlernen, aber eigentlich sind das ja auch nur Menschen und sie hätte doch lieber ein Zuhause. Dass ihr dieser Wunsch tatsächlich erfüllt werden soll, würde sie niemals glauben – dass dieser nur in Kombination mit einem Erbe, das mehr Fluch als Segen darstellt, einherkommt, passt schon eher. Trotzdem weigert sie sich mit Händen und Füßen gegen ihr Schicksal bis sie erkennt, dass es eigentlich gar nicht so schlimm ist. Ab diesem Moment der Erkenntnis macht sie eine rapide Entwicklung durch, die ihr aus ihr eine Person machen, die würdig ist, den Namen Santos zu tragen.

Eigene Meinung

„Soul Seeker – Vom Schicksal bestimmt“ von Alyson Noel versteckt eine wunderschöne Idee hinter einer langatmigen Verpackung.

Der Schreibstil ist prinzipiell sehr angenehm und flüssig zu lesen, allerdings ergeht sich Noel gerne in langen Schachtelsätzen, die überdetaillierte, oftmals unnütze, Beschreibungen beinhalten. Durchaus authentische Dialoge ohne Aussage entpuppen sich als Seitenfüller und so zieht sich das Buch doch ganz schön hin. Erzählt wird die Geschichte, abgesehen vom Prolog, aus Sicht von Daire aus der Ich-Perspektive.

Die Charaktere sind sehr liebevoll gestaltet und angemessen sympathisch – oder auch unsympathisch, je nach Rolle. Dabei bleiben sie alle durch die Bank ziemlich flach. Selbst die Protagonistin, Daire, ist nicht halb so lebendig, wie ich es mir wünschen würde, sodass ich mich bis zum Schluss nicht in sie hineinversetzen konnte. Unlogische Handlungen und gravierende Wissenslücken versetzen den Leser in eine Zuschauerposition, die bei der gewählten Erzählperspektive doch sehr selten ist. Denn trotz dieses Gefühls des neben-der-Rolle-stehens, ist man doch an die Protagonistin gebunden, sodass man nie über ihren Tellerrand hinwegsehen kann und auf Informationen angewiesen ist, die sie selbst scheinbar nie erlangt.

Nicht-Wissen ist ein dominanter Bestandteil der Geschichte, denn bis zum Schluss gibt es keine klare Definition, was ein Soul Seeker überhaupt ist. Witzigerweise wird dieser Begriff auch erst im zweiten Band genannt. Von Freunden weiß ich, dass diese Ungewissheit zumindest bei der Evermore-Reihe den Reiz ausmacht, allerdings empfand ich das hier alles andere als reizvoll. Der Roman ist in drei Teile geteilt, von denen sich 2 als reine Warterei entpuppen. Warten darauf, dass sich ihre Fähigkeiten entwickeln, dass man erklärt bekommt, was diese Fähigkeiten sind, und vor allem darauf, dass irgendetwas passiert! Dabei sind das Setting und die Idee wirklich toll und vor allem noch nicht so „ausgelutscht“.

Die Liebesgeschichte ist, wie der Titel schon verrät, „vom Schicksal bestimmt“ und daher nicht gerade die Originellste, die mir je untergekommen ist. Tatsächlich ist sie, genau betrachtet, völlig nebensächlich, was ich fast schon wieder gut fände, wenn dafür mehr passieren würde. Zumindest verspricht Daires männliches Gegenstück noch eine Menge Unterhaltung, wenn Noel das richtig ausschöpft.

Das Cover und der Titel sind sehr gut gewählt und passen wunderbar zu der Geschichte. Das Schriftbild und die Farbgebung sind sehr harmonisch und das abgebildete Motiv im Rückblick auch sehr stimmig. So oder so ist es ein Eyecatcher, der den ein- oder anderen bestimmt zum Kauf angeregt haben wird.

Fazit

Alyson Noels „Soul Seeker – Vom Schicksal bestimmt“ ist ein Reihenauftakt, der viel besser hätte sein können. Noels Schreibstil ist sehr schön, aber viel zu ausschweifend. Ihre Charaktere sind liebevoll gestaltet, bleiben aber enttäuschend flach, sodass man nicht mal einen wirklichen Bezug zur Protagonistin kriegt. Die Geschichte beinhaltet eine vielversprechende Idee, dessen Potential allerdings kein Stück ausgeschöpft wurde. Vor allem hat es mich aufgeregt, dass Noel einfach nicht auf den Punkt kommt. Für diese mittelmäßige Leistung vergebe ich knappe 3/5 Bücher, in der Hoffnung, dass Band 2 besser wird.