Rezension

Tolle Idee, leider mit Schwächen in der Umsetzung

Magyria - Das Herz des Schattens - Lena Klassen

Magyria - Das Herz des Schattens
von Lena Klassen

*Worum geht's?*
Die junge Deutsche Hanna beschließt, ein Jahr lang nach Budapest zu reisen und dort als Au-pair zu arbeiten. Sie ist sich sicher, dass dies die bisher aufregendste Zeit ihres Lebens werden wird! Doch niemals hätte sie damit gerechnet, einem beängstigenden Geheimnis auf die Schliche zu kommen: Die Tochter ihrer Gastfamilie hat einen Vampir als Freund, der ihr nicht nur das Blut aussaugt, sondern ihr auch noch ihre Erinnerungen stiehlt! Hanna setzt alles daran, die junge Réka aus seinen Fängen zu befreien. Dabei lernt sie Mattim kennen, den Lichtprinzen aus der Parallelwelt Magyria. Er selbst beschloss, zum Vampir zu werden, um seine Heimat vor dem Untergang zu bewahren. Im Gegensatz zu seinem Bruder Kunun, Rékas Freund, verfolgt er gute Absichten. Zusammen mit Mattim will Hanna Kunun bekämpfen, aber keiner von ihnen ahnt, welche Kräfte in ihrem Feind schlummern. Nicht nur die wachsende Liebe wird auf eine harte Probe gestellt - auch Rékas Leben hängt am seidenen Faden...

*Kaufgrund:*
Eigentlich kam "Magyria - Das Herz des Schattens" bereits Ende 2009 auf den Markt. Aufgefallen ist es mir allerdings erst durch das Cover der Neuauflage beim blanvalet-Verlag.

*Meinung:*
Der Roman beginnt vielversprechend. Der Schreibstil der Autorin hat mir vom ersten Moment an gut gefallen. Sehr leicht und locker, mit genügend bildhaften Beschreibungen, die (vorerst) nicht zu überladen wirken, lesen sich die Seiten extrem schnell und machen Lust auf mehr. Je träger die Handlung im weiteren Verlauf fortschreitet, desto weniger wird dieser Vorteil leider genutzt.

Das Buch ist in drei Abschnitte unterteilt. Während des ersten Teils lernt der Leser die beiden Protagonisten erst einmal langsam kennen: Hanna beginnt, sich in Budapest zurecht zu finden, freundet sich mit ihrer Gastfamilie an und hegt das erste Misstrauen gegenüber Rékas Freund. Währenddessen muss Mattim, der letzte Lichtprinz des Reiches Magyria, herausfinden, wer oder was das Königreich bedroht, und eine folgenschwere Entscheidung treffen. Während des kompletten Romans wechselt die Perspektive zwischen den beiden Protagonisten: zuerst steht Hanna im Mittelpunkt, bevor die Sichtweise sich auf Mattim konzentriert. Während des zweiten Abschnittes fließen die beiden Handlungsstränge zusammen, als sich die beiden Protagonisten kennen und lieben lernen. Zusammen stellen sie sich den Gefahren, ehe im dritten und letzten Teil des Buches der langersehnte Showdown folgt. Ja, langersehnt, denn Part eins und zwei lesen sich an einigen - viel zu vielen! - Stellen sehr zäh. Die Szenen werden zum Teil so langatmig, dass selbst der tolle Schreibstil der Autorin nicht mehr viel herausreißen kann. Zum Ende hin wird das Geschehen äußerst spannend und man mag das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Leider erst viel zu spät!

Keiner der Charaktere konnte mich ernsthaft überzeugen, dabei bieten sie alle so eine gute Basis! Hanna ist endlich mal eine Protagonistin, die die Probleme selbst in die Hand nimmt und sich nicht ständig vom männlichen Traumprinz retten lässt. Allein ihre mutige, eigenständige Art macht sie zu einer sympathischen Figur, mit der man gerne mitfiebert. Ähnlich ist es bei Mattim. Auch wenn er etwas zu sehr in das Bild des perfekten Vampirs gerückt wird, so bleibt er doch ein vielversprechender Charakter. Besonders toll war, dass man ihn zuerst als Prinzen des Lichts kennenlernt, bevor er den Entschluss fasst, sich den Schatten zu übergeben. Allerdings bleiben die Handlungen und Charakterzüge viel zu oberflächlich. Es wird nicht deutlich, warum sie so handeln, wie sie es tun. Selbst der entstehenden Beziehung fehlt jegliche Tiefe. Warum die beiden sich in einander verlieben, weiß leider niemand und wird auch im weiteren Handlungsverlauf nicht deutlich.

Die Nebencharaktere strahlen da etwas mehr. Ob die pubertäre Réka, der herzallerliebste Attila oder die abergläubische Maria - sie alle schließt man durch ihre authentische Art sofort in das Herz. Bedauerlicherweise vollziehen auch sie keinen Wandel. Bei Réka, die eine entscheidende Rolle einnimmt, ist es besonders schade, da sie mit ihrer Teenagerart auf Dauer doch zu nerven beginnt. "Magyria - Das Herz der Schatten" ist der erste Teil einer Serie. Natürlich kann man hier nicht erwarten, dass alle Charaktere vor Tiefgründigkeit strotzen. Es darf aber nicht vergessen werden, dass das Buch 576 Seiten dick ist. Wenn die Figuren nach der langen Zeit noch immer dieselben sind, erweckt es einen langweiligen Eindruck.

So negativ sich dies alles anhören mag, ich kann nicht behaupten, dass mir das Buch nicht gefallen hat. Insgesamt habe ich mich trotz der Schwächen gut unterhalten gefühlt. Das lag besonders an den vielen innovativen Ideen, die die Autorin in ihre Vampirgeschichte einfließen und sie somit von dem Standart abweichen lässt. Magyria und ihre Kreaturen haben mich fasziniert und ich habe jede Szene genossen, die in der Parallelwelt spielte; deshalb hat mir auch das letzte Drittel des Buches besonders gefallen. Außerdem haben mich die Vampire durchaus überzeugen können. Glücklicherweise handelt es sich hier nicht um Vegetarier!

Das Ende hat der Geschichte leider wieder einen kleinen Dämpfer verpasst. Zu sehr auf "Happy End" getrimmt, nimmt es der Handlung einen großen Teil der Dramatik, die sich bis dahin aufgebaut hatte. Es liefert dem Folgeteil jedoch die perfekte Grundlage für einen Einstieg. Ich bin gespannt, was Lena Klasse sich für "Magyria 2 - Die Seele des Schattens" ausgedacht hat. Das sie eine Menge fantastischer Ideen entwickeln kann, hat sie schließlich bewiesen!

*Cover:*
Das alte Cover der Penhaligon-Ausgabe spricht mich überhaupt nicht an. Es sieht anderen Büchern des Genres zu ähnlich und hebt sich kaum von der breiten Masse ab. Die Neuauflage des blanvalet-Verlags hingegen kann mit seinem Cover überzeugen: Die tollen Farben und die symmetrischen Verzierungen, die sich zu hinreißenden Elementen zusammenfügen, geben dem Buch bereits vor dem Lesen eine magische, geheimnisvolle Ausstrahlung.

*Fazit:*
"Magyria - Das Herz des Schattens" ist ein unterhaltsamer Vampirroman, der mit vielen neuen Ideen punkten kann. Die Geschichte basiert auf einer wundervollen Grundlage. Leider blieben mir die Charaktere zu oberflächlich und die Handlung oftmals viel zu langatmig, sodass ich mich nicht mitreißen lassen konnte. Insgesamt also ein Buch, das gefällt, aber nicht umhaut. Ich vergebe gute 3 Sterne