Rezension

Tolle Idee, schlechte Story

Das unvollendete Leben der Addison Stone - Adele Griffin

Das unvollendete Leben der Addison Stone
von Adele Griffin

Addison Stone ist tot. Doch das bedeutet nicht, dass die Ausnahmekünstlerin nicht mehr Stadtgespräch ist – so ranken sich die ausgefallensten Gerüchte um ihr Verscheiden – War es ein Unfall? Eine aus dem Ruder gelaufene Performance? Oder gar Mord? In diesem Zusammenschnitt aus Zeugenaussagen, Fotos, Zitaten und Zeitungsartikeln soll der Sache auf den Grund gegangen werden…

Das gesamte Buch ist tatsächlich wie eine Zeitschrift aufgebaut, in der verschiedene Menschen aus dem Leben der Protagonistin abgebildet und zitiert werden, genau wie sie selbst und einige Berichte über sie.

Den Zeitschriftenstil finde ich sehr interessant, da durch die vielen verschiedenen Statements so gleich ein differenzierter Überblick über die verschiedenen Facetten der Protagonistin gegeben wird. Außerdem ist es überhaupt eine coole Idee, ein Buch über eine zu Beginn bereits verstorbene Hauptperson zu schreiben, da es (für fiktive Werke) einmal etwas vollkommen Neues darstellt. Durch die Einführung in der Ich-Form und die Vermerke unter den Fotos, laut denen diese von der Autorin aufgenommen wurden, wird tatsächlich der Eindruck erweckt, dass es Addison wirklich gegeben und Adele Griffin sie getroffen hat, da sich Fiktion und Realität durch die Autorin, die hier auch namentlich als Erzählerin auftritt, überschneiden.

Damit hört der positive Eindruck leider auch schon auf, denn für mich war es unmöglich, mit der Protagonistin warm zu werden, da sie viel zu ausgeflippt dargestellt wird und für mich keinerlei Identifikationspunkte birgt.

Auch die anderen Charaktere, die irgendwie in Addisons leben involviert sind, lernt man nicht tiefgehend kennen, da man immer nur mit Informationsschnipseln via Zitaten und co. versorgt wird.

Nachteil des Zeitschriftenstils ist außerdem, dass man zum „Blättern“ im Buch verführt wird, anstatt wie üblich strikt von vorne nach hinten zu lesen. Dies vermittelt leider den Eindruck, dass es eigentlich keine sich entwickelnde Geschichte gibt, sondern eben tatsächlich nur Nachrufe, Kommentare und Fotos, die man selbst zusammensetzen muss.

Ein Pluspunkt ist sicher die "Authentizität" des Buches durch die Kombination mit den Fotos und den fiktiven Artikeln, doch die mangelnde Sympathie für die Protagonistin machte das Buch für mich leider zu einer äußerst langwierigen Sache. Eigentlich eine tolle Idee, die auch bis zum Schluss konsequent umgesetzt wurde, doch der Inhalt konnte mich einfach nicht überzeugen, weshalb ich das Buch leider nur bedingt weiterempfehlen würde.