Rezension

Tolle Idee, toller Schreibstil, die Umsetzung gefiel mir leider nicht so gut

Erlkönig-Saga - Wintersong
von S. Jae-Jones

Bewertet mit 2 Sternen

Die 18-jährige Liesl ist mit der Sage um den Erlkönig aufgewachsen, der am Tag, an dem das alte Jahr stirbt und die Grenzen zwischen den Welten verschwimmt, zwischen den Menschen wandelt um sich eine Braut zu suchen, die er mit in sein Reich unter die Erde nimmt. Je älter sie wird, desto weniger denkt sie an das, was ihre Großmutter ihr einst erzählte, tut es als Märchen ab. Bis zu dem Tag, an dem sie mit ihrer Schwester Käthe auf den Markt geht und von einem geheimnisvollen Fremden eine Flöte geschenkt bekommt. Die Haut der Händler wirkt plötzlich grünlich, das Obst verfault und der Saft des Pfirsichs, der über Käthes Hände läuft, sieht aus wie Blut.. Kaum wieder zu Hause verschwindet Käthe und Liesl muss erkennen, dass die Geschichten um den Erlkönig wahr sind und sich ihre Schwester nun in seinem Reich an seiner Seite befindet.

Meine Meinung:
"Wintersong" fiel mir zuerst durch das wirklich wunderschöne Cover auf, welches mir unheimlich gut gefällt. Dazu klang die Inhaltsangabe auch noch verdammt gut und genau nach meinem Geschmack.. Es war um mich geschehen, ich musste es haben und lesen. Als ich dann die ersten recht negativen Stimmen gelesen habe, war ich ein wenig demotiviert. Gepaart mit einer anhaltenden Leseunlust hat es dann lange gedauert, bis ich endlich zu dem Buch gegriffen habe.

Positiv aufgefallen ist mir sofort der Schreibstil der Autorin. Dieser las sich, in meinen Augen, unheimlich toll, sehr angenehm, flüssig und fast schon poetisch! Für mich ein großer Pluspunkt, da ich solche Stile meistens ganz gerne mag, ich bin mir aber sicher, dass es nicht jedem so geht und manch einer den Schreibstil gewöhnungsbedürftig findet.

S. Jae-Jones erzählt die Geschichte im Ich-Erzähler aus der Sicht von Protagonistin Liesl. Mir persönlich blieb sie leider fern, ich konnte keine Verbindung zu ihr aufbauen und mich nicht in sie hineinversetzen. Ich empfand sie als blass, sie konnte mich nicht richtig überzeugen. Mit den anderen Figuren ging es mir leider genauso.

Auch mit der Geschichte hatte ich so meine Probleme. Ich liebe düstere Settings, "Wintersong" schien da genau meinen Geschmack zu treffen. Winterlich und im Reich des Erlkönigs, der Liesls Schwester Käthe in seinen Fängen hält, tief unter der Erde.. Das Buch hätte wirklich zu meinen Highlights zählen können!
Leider konnte ich mit der Umsetzung dieser Idee nur wenig anfangen. Ich hätte gerne vorher gewusst, dass es in Bayern irgendwann vor hunderten (??) Jahren spielt, dann wäre ich vermutlich ganz anders an die Geschichte herangegangen und wäre nicht so irritiert gewesen, vor allem von den Namen. Aber auch wenn ich diese Information vor dem Lesen gehabt hätte, hätte mich die Autorin vermutlich nicht mehr überzeugen können. Zwar war ich immer neugierig, wie es mit Liesl und Käthe weitergeht, doch "Wintersong" konnte mich nie packen und ich wurde auch an keiner Stelle so richtig warm mit dem Buch. Stellenweise habe ich mich, so ungern ich es sage, sogar ein wenig gelangweilt und empfand die Handlung einfach nur als unheimlich lang gezogen und konnte einige Dinge nicht so ganz nachvollziehen.
Es geht viel um Musik, klassische Musik um genau zu sein, und es wird mit Fachwörtern um sich geworfen. Vor Kurzem habe ich ein anderes Buch gelesen, in dem Musik eine große Rolle spielt, und habe es sehr genossen.. Hier konnte ich leider überhaupt nichts damit anfangen, da mich die Autorin einfach nicht abholen konnte. Ich war sogar schon fast ein wenig genervt davon..

"Wintersong" ist der erste Band einer, so weit ich weiß, zweiteiligen Reihe. Ohne mir den Klappentext der Fortsetzung, auf englisch schon unter dem Titel "Shadowsong" erschienen, angesehen zu haben, muss ich sagen, dass ich mir nicht so richtig vorstellen kann, wie S. Jae-Jones die Geschichte weiterführt. Ich persönlich kann und werde mit dem Ende von "Wintersong" leben, ich empfand es als abgeschlossen, mehr oder weniger zumindest.

Fazit:
"Wintersong" ist ein Buch, welches mir von der Grundidee unheimlich gut gefiel und welches mit dem düsteren Setting und der Geschichte eigentlich genau mein Geschmack trifft. Leider konnte mich die Umsetzung nicht so richtig überzeugen, mit der Geschichte und den Charakteren wurde ich nicht warm.. Ein Pluspunkt für mich: Der Schreibstil der Autorin, den fand ich unheimlich toll!

Die Rezension ist zuerst auf meinem Blog "Vanessas Bücherecke" erschienen.