Rezension

Tolle Idee, Umsetzung nahm zum Ende hin ab

Die Mitternachtsbibliothek -

Die Mitternachtsbibliothek
von Matt Haig

Bewertet mit 4 Sternen

Ich durfte freundlicherweise bei der Leserunde zu diesem Buch teilnehmen, vielen Dank dafür!

Nora beschließt zu sterben. In ihrem Leben ist einiges schief gelaufen. Für einen Außenstehenden scheinen die Gründe dafür vielleicht nicht ausreichend, aber für Nora, die unter Depressionen leidet, genügte der letzte Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte. Nora landet dann aber in der Mitternachtsbibliothek, einem Ort, an dem es unendlich viele Bücher gibt, die ihr zeigen sollen, wie das Leben gelaufen wäre, wenn sie bestimmte Entscheidungen, die sie heute bereut, rückgängig machen könnte. Auf dieser Reise zwischen Raum und Zeit begeleiten wir Nora.

Vorweg muss ich sagen, "Ich und die Menschen" geschrieben vom selben Autor, ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher. Zudem habe ich, bevor ich mit dem Buch begonnen habe, sehr viele extrem gute Rezensionen gelesen und wollte es SOFORT haben. Beides hat sehr wahrscheinlich dazu beigetragen, dass ich etwas zuviel von dem Buch erwartet habe und etwas enttäuscht zurück geblieben bin.

Besonders gut hat mir der einfache Schreibstil gefallen. Man fliegt einfach nur so durch die Seiten, obwohl man gerade zu Anfang, als beschrieben wird, dass Nora sich das Leben nehmen will, schwere Kost zu lesen hat. Auch die Kapitel sind eher kurz und knackig. Die Idee finde ich ganz toll. Eine Bibliothek, die einem zeigt, wie das Leben wäre, wenn wir bestimmte Entscheidungen anders getroffen hätten, die Nora in diesem Fall vermeintlich dazu brachten, sich das Leben zu nehmen. Ich mochte die unterschiedlichen Szenerien, die auf Noras Reise dargestellt wurden. Irgendwie kam dabei das Gefühl einer eingebildeten Nostalgie auf...schwierig zu beschreiben. Ich LIEBE die Quintessenz des Buchs.

Probleme hatte ich besonders mit dem Ende. Irgendwie passierte dann alles ziemlich rasant. Einige Ereignisse verstand ich auch nicht richtig. Außer Nora konnte man keinen Charakter so wirklich greifen. Schwierig finde ich, dass die Existenz der Mitternachtsbibliothek mit tatsächlich existierenden Theorien begründet wird, diese Theorien aber nur einfach so in den Raum geworfen werden, ohne dass sie erklärt werden. 

Das Buch ist eine traurige und ehrliche Mischung aus Philosophie, Psychologie, theoretischer Physik und etwas, was wir nicht kennen, bespickt mit ein paar aufdringlich erscheinenden Glückskeks-Sprüchen, die es insgesamt aber sehr gut meinen. Das Potential hier war RIESIG, ich weiß aber, dass der Autor das besser kann. Deswegen "nur" 4 Sterne, mit leichter Tendenz nach unten (sagen wir 3,8 Sterne).