Rezension

Tolle Märchenansätze, mangelnde Durchführung

Die Märchenjägerin
von Jaqueline Mercedes

Bewertet mit 2.5 Sternen

Marlene May stammt aus Deutschland und verbringt ihre Zeit gerne in Buchhandlungen. Durch die Veröffentlichung ihres Debütromans „Die Märchenjägerin“ erfüllt sich ihr Lebenstraum. Dieser Roman ist eine märchenhafte Reise durch die populärsten Märchen unserer Zeit.

Im Märchenwald spielt die Story und stellt sich als ein Abenteuer durch viele sehr bekannte und populäre Märchenerzählungen heraus. Die Verweise bei den Kapiteln werden auf Orte in denselben sowie auf Zeitangaben bezogen. Es herrscht eine magische und knisternde Grundatmosphäre. In der dritten Person wie aus Sicht eines Erzählers, aber mit Fokus auf Eve und später auch Ace wird die Geschichte erzählt.

Eve ist eine Jägerin, tapfer und entschlossen, voller Tatendrang, will immer die Kontrolle behalten und ist der Sarkasmus auf zwei Beinen. Ihr Partner Dan ist ein Werwolf, gutmütig außer als Wolf, glaubt an Happy Ends, ist fast naiv verklärt und hilfsbereit. Ace, der neuer Jäger des Waldes, ist ein Konkurrent von Eve, gibt sich geheimnisvoll und mysteriös, kann aber auch charmant und verführerisch sein.

Insgesamt hat die Autorin einen spritzigen, locker und leichten Schreibstil. Die verwendete Sprache ist modern, ausschmückend und dennoch leicht im Lesefluss. Die Szenenbeschreibung wird schön erläutert, verrät aber nie zu viel um die eigene Fantasie anzuregen. Manchmal ist das ganze etwas zu ausschmückend an eher unwichtigen Informationen, mal zu wenig, mal zu viel.

Darüber hinaus werden Gedanken und Gefühle eher verschleiert eingesetzt, dadurch kann man sich etwas schwer mit den Figuren identifizieren, teilweise kommen sie auch zu gestellt bzw. gekünstelt rüber. Außerdem gibt es einen schönen, vielzähligen Anteil an Fantasieelementen bzw. Märchenanteilen.

Zusätzlich sind die Dialoge öfters gekünstelt, mal super authentisch. Erschreckend sind auch die brutalen Passagen in einem „Märchen“, hier geht es mehr in Richtung Fantasy. Humorvolle und sarkastische Kommentare sowie Vergleiche versüßen das Lesen dafür aber permanent, was für mich ein tolles Stilmittel ist.

Im Prolog hüpft man quasi mitten in die Erzählung rein, was für mich gut gewählt und umgesetzt wurde. Es wird ein rasantes Lesetempo an den Tag gelegt, welches aber bald abflaut. Ab den zweiten Drittel wird die Geschichte schleppender, auch die verzwickten Wendungen und unerwarteten Abläufe tun hier nicht ihr übriges.

Zumeist wird es verwirrend, zu ausschmückend und detailliert in der Schilderung. Viele kleine Geschichten sind verpackt in ein größeres Abenteuer durch den Märchenwald. Das Ende hätte verfeinert werden können, war zu abrupt und aktionsarm an manchen Stellen. Alles in allem war die Story etwas kurzweilig, aber mit wirklich tollen Ansätzen.

Fazit:
Die Märchenjägerin ist ein Abenteuer rund um Schneewittchen, Rapunzel, dem Froschkönig, Hänsel und Gretel, Aschenputtel und bösen Hexen, welches wirklich tolle Grundansätze und Ideen hat, leider aber in der Durchführung etwas zu wünschen übriglässt. Der Schreibstil der Autorin ist zwar super spritzig und leicht, dennoch wird die Story an gewissen Stellen durch zu viele (unnötige) Details schleppend und zieht sich bis zum abrupten Ende in die Länge.

Die Märchenjägerin erhält von mir 2,5 von 5 Sternen.

(Ein Dank an den Impress-Verlag sowie Netgalley.de für das Rezensionsexemplar.)