Rezension

Tolle Magiewelt, herrliche Flaschengeister, etwas schwierige Hauptfigur

Dark Syrup –⁠ Das Aroma von Rauch und Honig -

Dark Syrup –⁠ Das Aroma von Rauch und Honig
von Kathrin Gottlieb

Bewertet mit 3.5 Sternen

Hier wird uns eine etwas andere magische Welt präsentiert. Die Hexen praktizieren ihre Zauber mit einer Trägersubstanz und mit ihren Fingern, von einfachen Zwei-Finger- bis komplizierten Zehn-Finger-Zaubern, fand ich total interessant! Die Trägersubstanz unserer Hauptprotagonistin Rosa ist Zucker. Seit einem Unfall vor zwei Jahren ist sie nicht mehr fähig, Magie alleine zu wirken, also hat sie insgesamt fünf Flaschengeister an ihrer Seite, die in Sirupflaschen (Sirup = „anderer“ Zucker also super Ausrede ;) ) versteckt sind und ihr bei ihrer magischen Arbeit im Café Honigmond helfen. Eigentlich wollte sie in die sehr großen Fußstapfen ihrer verstorbenen Mutter treten und eine große Heilerin wie sie werden, was sie aber ohne Magie nicht mehr kann. Sie traut sich aber nicht, es jemandem zu sagen, erst recht nicht ihrem Vater oder ihren besten Freund*innen, weil man ohne Magie in dieser Welt schnell verstoßen wird. Und so hat sie sich im Laufe der zwei Jahre ein Lügenkonstrukt aufgebaut, das bisher einigermaßen funktioniert. Aber als ihre Chefin Bea plötzlich spurlos verschwindet und sie so ihren Job = ihren sicheren Hafen zu verlieren droht, und dann noch ihr Vater ihr eine Ausbildung bei einer der besten Heilerinnen in Aussicht stellt, was bedeuten würde, dass sie doch mit der Wahrheit rausrücken müsste, droht dieses Konstrukt zusammenzubrechen, und sie und ihr gesamtes Leben gleich dazu. Also setzt sie alles daran, zusammen mit ihren Flaschengeistern ihre Chefin zu finden, damit alles so bleibt wie es war, denn es darf ja keine Veränderungen geben, richtig?

Die Idee mit den Flaschengeistern, die mit ihr einen Deal eingegangen sind, um ihr bei ihrer fehlenden Magie zu helfen, hat mir total gut gefallen. Drei der Geister sind menschlich und wirken auf Außenstehende wie ihre Mitbewohner*innen, die drei waren für mich auch die heimlichen Stars des Buches. Ich kann Rosa auch bis zu einem gewissen Punkt gut verstehen. Sie hat total Angst von Familie und Freund*innen verstoßen zu werden und vertraut sich niemandem deswegen an. Andererseits benimmt sie sich manchmal so, als ob sie von den anderen erwartet, dass man ihre Gedanken liest und erwartet, dass sie sie verstehen, obwohl sie gar nicht wissen, was mit ihr los ist, warum sie ihr Studium gewechselt hat und in dem Café arbeitet usw. Das hat mich manchmal echt wahnsinnig gemacht, vor allem, weil ich Lügen wirklich hasse, und sie im Laufe des Buches es erstmal noch viel schlimmer macht. Sie versucht natürlich, die Suche nach ihrer Chefin geheim zu halten, denn die magische Polizei ist sehr misstrauisch über ihr Verschwinden, und so kommen zu ihren Lügen noch weitere Lügen hinzu, und sie stößt immer mehr Menschen, die es eigentlich gut mit ihr meinen, weiter von sich weg. Das hat teilweise echt Überhand genommen und mich aus dem Lesefluss rausgerissen, was echt schade ist, denn die ganze Geschichte um Beas Verschwinden ist unglaublich interessant und nimmt eine richtig coole Wendung, mit der ich nie gerechnet hätte! Gerade das letzte Drittel nimmt dann ordentlich Fahrt auf und es wird nochmal richtig spannend!

Auch die Idee um die ganze Magiewelt fand ich total interessant und finde es eigentlich schade, dass da nicht mehr drauf eingegangen wurde. Auch wie das mit dem Unfall passiert ist, wurde meiner Meinung nach zu spät erzählt, und so richtig erklärt wurde der Deal mit den Flaschengeistern auch nicht und wie sie sich kennengelernt haben usw. Das Ende des Buches ist rund, aber es gäbe eine Möglichkeit, die Geschichte weiterzuführen. Falls es einen weiteren Teil geben sollte, würde ich mich total freuen, wenn wie gesagt sowohl die Geschichte um die Flaschengeister als auch um die Magiewelt an sich weiter erkundet werden würde! Nebenbei gibt es übrigens noch eine kleine, süße Lovestory, die sich recht früh ankündigt, aber absolut nicht Überhand nimmt, was mir gut gefallen hat. Die könnte sich in einem weiteren Teil vielleicht dann weiter entwickeln. Ich denke, mir würde ein zweiter Teil sogar besser gefallen, weil Rosa zwar fast das ganze Buch über recht anstrengend war, auch wenn ich wirklich mit ihr mitfühlen konnte, aber sie hat sich total weiter entwickelt, so dass ich ihrer weiteren Reise (auch beruflich pssst) gerne folgen würde! Für dieses Buch gebe ich 3,5 Sterne.