Rezension

Tolle Medizingeschichte

Der Horror der frühen Medizin - Lindsey Fitzharris

Der Horror der frühen Medizin
von Lindsey Fitzharris

Bewertet mit 5 Sternen

Als ich lediglich den Titel des Buches gelesene habe, hätte ich eher auf eine Sammlung an verschiedenen Storys aus der Zeit mit jeweils anderen Charakteren getippt. Liest man dann aber den Klappentext, so erkennt man schnell, dass es sich hier um eine Person und deren Leben, Wirken und Forscherdrang dreht.

 

Die Autorin versetzt uns in das viktorianische England, als es noch Operationen mit großem Publikum gab und das Überleben reine Glückssache war. Da kommt Joseph Lister ins Spiel. Gekonnt bringt Fitzharris ihn dem Leser als Arzt und Mensch nahe und schildert gut recherchiert sein Werdegang und seine Pionierarbeit auf dem Gebiet der antiseptischen Chirurgie.

 

Das Cover gefällt mir richtig gut. Im Regal würde ich sofort danach greifen.

Es spiegelt genau die schaurig-medizinische Unterhaltung wieder, die man als Leser dann auch bekommt. Schwarz und Rot - Grusel und Blut Dazu die Werkzeuge und die gewählte Schrift. Meiner Meinung nach hätte man da eigentlich nichts besser gestalten können.

 

Für den Trailer zum Buch gibt es auch den Daumen nach oben. Davon hätte ich sofort den ganzen Film gucken können. Er hätte ruhig noch weiter gehen können. Aber für zart besaitete ist er wohl nicht unbedingt geeignet.

 

Die knapp 250 Seiten sind auf 12 Kapitel verteilt. Schön sind auch die zahlreichen Abschnitte pro Kapitel; sollte man mal etwas sacken lassen müssen, so hat man dadurch oft genug Gelegenheit.

 

Die Autorin Lindsey Fitzharris hat hier ein hochinteressantes, sehr gut recherchiertes und packendes Werk auf den Markt gebracht.

Es liest sich durchweg leicht verständlich und flüssig, was bei diesen Szenarien sehr nützlich ist. Aber sie schreibt auch schonungslos detailliert und extrem anschaulich. Leser mit gutem bildlichem Vorstellungsvermögen werden das schnell merken und vielleicht eine Lesepause mehr brauchen.

 

Der abschließende Epilog rundet die Geschichte ab und gibt dem Leser noch einen Ausblick auf die Zeit nach Listers Tod. Da erkennt man eigentlich erst vollends seine Leistung und die Fortschritte, die seine Arbeit brachten.

 

Die Anmerkungen am Ende des Buches mit den jeweiligen Quellenangaben zeigen nochmals die umfangreichen Recherchen der Autorin. Schön, dass nicht mit einzelnen Fußnoten darauf hingewiesen wird. Bei der Fülle an Quellen, hätte das den Lesefluss sicherlich erheblich gestört.

 

Extrem schade fand ich, dass keinerlei Abbildungen in dem Buch sind. Es gibt sicherlich einige alte Skizzen die Szenen oder Instrumente aus dieser Zeit darstellen. Die hätte man beispielsweise zum Abschluss eines jeden Kapitels bringen können. Die hätten das Gelesene bestimmt noch greifbarer für den Leser gemacht.

Auch das Portrait von Joseph Lister hätte meiner Meinung nach etwas mehr Platz verdient als das kleine Oval auf der Rückseite.

 

Ich fand das Buch einfach toll, extrem interessant und kann es definitiv empfehlen.

Wer sich schön gruseln und dabei etwas über die Medizingeschichte des 19. Jahrhunderts erfahren möchte, der ist hier genau richtig. Mich hat es durchweg gefesselt und leider war es sehr schnell zu Ende. Ich hoffe auf mehr von Lindsey Fitzharris.