Rezension

Tolle Norwegen-Saga

Die Kinder von Barrøy -

Die Kinder von Barrøy
von Roy Jacobsen

Bewertet mit 4 Sternen

So lange wie an „Die Kinder von Barrøy“ von Roy Jacobsen (aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs und Andreas Brunstermann), dem 4. Teil der Insel-Saga, habe ich schon lange nicht mehr an einem Buch gelesen. Selbst die ersten drei Teile habe ich in kürzerer Zeit gelesen. Aber dieses Mal wollte ich einfach nicht, dass es endet…

Der vierte Band beginnt wieder mit dem Setting auf Barrøy, wohin Ingrid nach ihrer Reise durch Norwegen zurückgekehrt ist. Auf einer der Nachbarsinseln steht der kleine Mathias plötzlich allein da. Seine Mutter hat sich nach Deutschland abgesetzt und auch der Vater verschwindet kurz danach spurlos. Daher wird das Kind nach Barrøy gebracht, wo er sich nach einiger Zeit gut einlebt. Vor allem in Ingrids Tochter Kaja hat er eine enge Bezugsperson und Schwester gefunden. Mittlerweile ist die Insel auch wieder voller Leben und gut bewohnt - anders als in Kriegszeiten. Als Leser:in taucht man erneut vollkommen ins schnörkellose Leben der Inselbewohner ein. Trotz der dunklen Kriegsjahre und der Ungewissheit ob Kajas Vater noch lebt, herrscht neben der allgegenwärtigen Härte der Küste nun meist eine positive Stimmung auf der Insel und Ingrid sorgt mit ihrem starken Charakter für den Zusammenhalt der Bewohner:innen. Kurz vor Ende des Buchs ereilt Ingrid aber der nächste und wohl größte Schicksalsschlag…

Ingrid ist ein wirklich interessanter und starker Charakter. Sie ist die Heldin dieser Saga. Für sie steht die Familie immer an erster Stelle und sie übernimmt gewissenhaft Verantwortung für ihre Entscheidungen. Obwohl sie, wie eigentlich alle Charaktere, oft wortkarg ist und kaum Gefühle zeigt, schafft es Jabobsen mit diesem Stil ganz toll sie und die Inselbewohner:innen zu zeichnen. Die Gefühle schwingen im Ungesagten mit: „Hat sie was gesagt? -Nee. Wir hören schon davon, wenn sie’s erzählen will, sagte Hanna“ (S. 268).

Für mich kam der vierte Teil nicht ganz an den dritten ran. Was wahrscheinlich daran lag, dass weniger Handlung stattfand. Nichtsdestotrotz kann ich die Reihe guten Herzens empfehlen. Theoretisch könnte man „Die Kinder von Barrøy“ auch als Einzelwerk lesen, ich empfehle allerdings „Die Unsichtbaren“ zuerst zu lesen, da sonst einiges von der Vorgeschichte und der Charakterentwicklungen verloren geht. Die Insel-Saga ist definitiv eine Geschichte, die noch länger nachhallt.