Rezension

Tolle Weihnachtsgeschichte vor historischer Kulisse

Eisweihnacht - Ruth Berger

Eisweihnacht
von Ruth Berger

Bewertet mit 5 Sternen

1844 in Frankfurt am Main, kurz vor Weihnachten: Der Winter ist in diesem Jahr so kalt, wie seit Generationen nicht mehr. Sogar der Main ist zugefroren. Unter der Kälte leidet auch das Geschäft des Großhändlers Best – alle teuren Weinflaschen im Kellergewölbe sind bei den Minustemperaturen einfach zersprungen. Furchtbar, denn Best steht sowieso schon kurz vor dem Konkurs. Vor diesem Hintergrund steht das Leben seiner Tochter Elise Kopf – die 30jährige lebt noch im Haushalt des Vaters und ist unverheiratet – wahrscheinlich weil sie ein lahmes Bein hat, wie ihr immer wieder gesagt wird. Jetzt will der Vater sie aber so schnell wie möglich versorgt wissen, einziger Heiratskandidat ist aber ein verwitweter alter Pfarrer mit fünf Kindern. Während Elise versucht, aus der Situation herauszukommen, stehen plötzlich die junge Marie und der Waisenjunge Josua vor der Türe – halb erfroren und ohne Unterkunft für die Nacht. Mit „Eisweihnacht“ ist Ruth Berger eine kurzweilige, wunderschöne Weihnachtsgeschichte vor historischer Kulisse gelungen – ganz ohne Kitsch und Gefühlsduselei, aber trotzdem mit ganz viel Herz. Elise ist ein toller Charakter, die für ihr eigenes Glück kämpft, aber auch anderen hilft. Obwohl ihre Situation verfahren scheint, lässt sie sich nicht unterkriegen. Der Schreibstil ist großartig – so fängt Ruth Berger wunderbar Atmosphäre der Weihnachtszeit im 19. Jahrhundert ein. Das historische Frankfurt wird so gut beschrieben, dass man sich selbst durch die verschneiten Straßen gehen sieht und die eisige Kälte spürt. Zwischendurch muss man aber auch immer mal wieder schmunzeln. Nett fand ich es auch, dass Ruth Berger einige historische Persönlichkeiten in die Geschichte mit eingearbeitet hat (z.B. Schopenhauers Pudel oder Dr. Hoffmann, den Verfasse des Struwwelpeter). Eine absolute Leseempfehlung für die Vorweihnachtszeit.