Rezension

Toller Auftakt

Scythe 1 - Die Hüter des Todes - Neal Shusterman

Scythe 1 - Die Hüter des Todes
von Neal Shusterman

 
Die Menschheit hat ihre endgültige Entwicklung erreicht. Es wurden Wege gefunden um Krankheit, Kriminalität und den Tod zu besiegen. Die Menschen sind unsterblich. Eine künstliche Intelligent, der Thunderhead, sorgt dafür, dass die Menschen alles haben was sie brauchen.  Damit die Bevölkerungszahl nicht ins unermessliche steigt gibt es die Scythe, die unabhängig von dem Thunderhead arbeiten.  Die Scythe entscheiden nach sorgfältiger Abwägung wer „nachgelesen“ wird und nehmen dies selbst  auf verschiedene Arten in die Hand – sprich sie entscheiden wer leben und wer sterben soll und töten die Menschen, die ausgewählt wurden.  Das Scythetum wird in von dem Volk akzeptiert und jedem ist klar, dass es notwendig ist um die Menschheit in ihrer Vollkommenheit zu erhalten – trotzdem sind die Scythe gefürchtet und besitzen einen hohen und unantastbaren Stellenwert in der Gesellschaft.
Rowan und Citra treffen beide auf einen Scythe, Rowan wird Zeuge davon wie ein Mitschüler nachgelesen wird, und Citra erfährt, dass ihre Nachbarin nachgelesen werden soll.
Nach geraumer Zeit meldet sich Scythe Faraday bei den beiden Jugendlichen und nimmt sie in seine Obhut und macht sie zu seinen Schülern. Doch nur einer der beiden kann zum Scythe ausgebildet werden, und derjenige der es schafft, muss den anderen nachlesen. Der Kampf ums Überleben beginnt.
 
Neal Shusterman brilliert hier mit einer Idee, die sowohl unglaublich weit weg von der Realität erscheint, aber gleichzeitig eine Vorahnung auf eine mögliche Zukunft gibt.
Der Leser begibt sich auf eine philosophische und moralische Ebene, die für unser Verständnis unausweichlich ist und mit sich der Leser unausweichlich beschäftigen muss.  Die Frage wer leben darf und wer sterben soll und welche Art des Tötens, beziehungsweise des Nachlesens moralisch vertretbar ist und welche nicht, appelliert an unsere Moralvorstellung. Aber nicht nur das Sterben und die Art des Sterbens hinterfragt die Menschheit, sondern auch die Vorstellung beziehungsweise  Möglichkeit uns immer wieder aufs Neue verjüngen zu lassen und einfach aus Spaß von Hochhäusern zu springen , da es einen natürlichen Tod nicht gibt. Ist so ein Leben überhaupt lebenswert?
 
Der Einstieg in die Geschichte ist mir problemlos gelungen. Neben der Geschichte um die beiden Protagonisten Citra und Rowan gibt es nach jedem Kapitel einen Auszug aus einem sogenannten Nachlese-Tagebuch von verschiedenen Scythe. Zunächst wusste ich es nicht ganz genau einzuordnen, aber mit der Zeit ergibt das ganze Sinn und wir erfahren wichtige Dinge über das Scythetum und die unterschiedlichen Charakterzüge der in der Geschichte vorkommenden Scythe.
Neal Shusterman vermittelt keine großen Emotionen und dadurch ist es mir nicht ganz leicht gefallen, mich mit Rowan und Citra anzufreunden. Ich hatte das Gefühl, dass Rowan etwas greifbarer war, was vermutlich daran lag, dass er in einer Zwickmühle steckte, aus der es eigentlich keinen Ausweg zu geben schien. Aber in dieser Welt gibt es, wie der Autor immer wieder subtil einfließen lässt, nicht die Vielfalt von Emotionen die wir in unserer Welt, in der „Ära der Sterblichkeit“ kennen. 
Der Schreibstil passt demzufolge sehr gut zu der Geschichte.
Die Charaktere waren für mich eher zweitrangig, ich hatte mehr Freude daran zu erfahren,  wie diese dystopische beziehungsweise utopische Welt funktioniert und wie verschiedene Personen auf ganz  unterschiedliche Art und Weise in dieser Welt leben. 
Es gibt für alle Fans von Jugendbüchern,  Dytstopien, Fantasy  oder für jeden der gerne etwas neues ausprobieren möchte eine Leseempfehlung.