Rezension

Toller Auftakt einer Reihe

Die sieben Schwestern
von Lucinda Riley

Bewertet mit 2.5 Sternen

Lucinda Riley konnte mich mit ihrem Roman Der Engelsbaum restlos begeistern. Nun wagt sich die Autorin an eine Buchreihe. Wir erleben sechs - nein das ist kein Schreibfehler - Schwestern dabei, wie sie ihre Wurzeln finden. Im ersten Band mit dem Titel Die sieben Schwestern begleiten wir Maia auf dem Weg nach Rio. Hier lernt sie nicht nur ihre Wurzeln kennen, sondern findet auch zu sich selbst. Aber beginnen wir, wie immer, von vorne...

 

Gestaltung 

Die Geschichte von Maia wird von drei Stimmen gelesen. Simone Kabst, die quasi die deutsche Stimme der Lucinda Riley Bücher ist, Oliver Siebeck, der Maias Vergangenheit in Worte fasst und Sinja Dieks, die den Übergang zur nächsten Schwester spinnt.

Simone Kabst schafft es jede Geschichte von Lucinda Riley neu zu erfinden und einem nicht das Gefühl zu geben, das Ganze schon zu kennen. Ich habe mich gefreut, dass sie auch bei den sieben Schwestern wieder mit von der Partie ist und fand es schade, dass sie in diesem Buch nicht so viele Parts gelesen hat. Allerdings ließ sich das aufgrund der Stilmittel nicht anders vereinbaren.

Oliver Siebeck nimmt uns mit in Maias Vergangenheit. Allerdings muss ich gestehen, dass ich mit ihm als Sprecher nicht so viel anfangen konnte. Es ist nicht so, dass er schlecht liest. Ich ertappte mich aber oft, dass ich während seiner Parts abschweifte. Ich kann aber nicht sagen, ob es am Inhalt, deer an seiner Interpretation lag. Allerdings könnte ich ihn mir sehr gut als Hörspielsprecher vorstellen, da es hier ja mehrere Rollen gibt und er eine Geschichte nicht alleine liest.

Sinja Dieks hat eine angenehme helle Stimme und konnte mich sofort packen. Ich hätte am liebsten direkt mit dem zweiten Band Die Sturmschwester weitergemacht.

 

Inhalt / Spannung 

Die Geschichte beginnt mit Maia, die von dem plötzlichen Tod ihres Vaters erfährt. So treffen wir recht schnell auf Maias fünf Schwestern und bekommen gleich zu Beginn einige zu lernende Namen geliefert. Daher ist mir der Einstieg in die Geschichte etwas schwer gefallen. Ich hatte Mühe, die Schwestern auseinanderzuhalten, obwohl Lucinda Riley recht viel über die unterschiedlichen Frauen verrät, die allesamt adoptiert wurden. Als wir dann recht schnell in Maias Vergangenheit reisen und wieder mit neuen Familien konfrontiert werden, wird das Namensgedächtnis des Hörers auf eine harte Probe gestellt :-).

Maia als Hauptcharakter war mir auf Anhieb sympathisch. Allerdings fehlten mir hier auch klare Charaktereigenschaften. Zu Beginn wirkte sie auf mich etwas unscheinbar. Nach und nach wurde aber deutlich, dass Maia Mühe hat zu sich zu stehen und es sich nicht mit den Menschen verscherzen möchte. Durch die Reise in ihre Vergangenheit wird sie vor neue Herausforderungen gestellt und macht eine interessante Entwicklung durch.

Im zweiten Handlungsstrang, Maias Vergangenheit, begegnen wir ihrer Urgroßmutter Isabella. Von ihr erzählt ein Großteil des Romanes. Und ich muss gestehen, dass ich so meine Probleme mit Isabella hatte. Ich bin mir nicht sicher, ob es einfach daran lag, dass ihr Handlungsstrang stellenweise vorhersehbar war, oder ob sie mir als Charakter einfach nicht lag. Sie traf Entscheidungen, bei denen ich die Stirn runzelte und mich fragte, wieso sie so unreflektiert war und die Konsequenzen ihrer Entscheidungen nicht miteinkalkuliert hat. Zumal sie keinen leichtgläubigen Eindruck machte. Dennoch nimmt ihr Schicksal eine traurige Wendung, sodass sie mir auch ein bisschen leid tat.

 

Lucinda Riley ist ein bisschen wie Agatha Christie, obwohl sie keine Krimis schreibt. Ihre Romane laufen ebenfalls nach einem ähnlichen Muster ab. Wir lernen einen Hauptcharakter kennen, der auf irgendeine Weise mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird. Meistens haben die neuen Erkenntnisse auch Auswirkungen auf die Gegenwart.

Einerseits ist es schön zu wissen, was einen erwartet, da man, den Riley Roman dann hören kann, wenn einem danach ist und eigentlich nicht enttäuscht werden kann, weil man das Handlungsmuster ja bereits kennt und dennoch immer etwas eigenes in jedem Roman ist. Schließlich mordet bei Agatha Christie ja auch nicht immer der Gärtner.

 

Andererseits frustrierte mich der ein oder andere Handlungsstrang, weil er einfach vorhersehbar war und ich dabei zusehen musste, wie Isabella in ein Unglück läuft. Es wird zudem die Biografie über Maias Mutter angedeutet, die mich im Vergleich zu Isabellas Geschichte viel mehr interessiert hätte. Ich vermutete, dass in der Biografie der Mutter mehr Tiefgründigkeit zu finden sei, als in Isabellas Geschichte, die es aber auch in sich hat. Ich bin eben immer noch auf der Suche nach dem bewegenden Engelsbaum Gefühl.

 

Schreibstil 

Ich mag Lucinda Rileys Schreibstil. Sie malt die Welt ihrer Protagonisten sprachlich gekonnt aus und nimmt mich als Leser so in das Abenteuer mit. Allerdings ist mir diesmal aufgefallen, dass sie dazu neigt, viel zu erzählen, ihre Charaktere aber scheinbar wenig erleben zu lassen. Das kam mir hier etwas zu kurz.

 

Gesamteindruck 

Anhand meiner Bewertung kann man sich jetzt fragen, ob es sich bei Die sieben Schwestern um ein halbleeres oder um ein halb volles Glas handelt. Denn 2,5 Punkte sind ja immerhin die Hälfte von 5 was an sich ja keine schlechte Punktzahl ist. (Auch wenn diese Platzierung hier eher etwas seltener vorkommt).

Obwohl mich Die Sieben Schwestern in einigen Punkten enttäuschte, bin ich dennoch neugierig, was es mit der Vergangenheit der sechs Schwestern auf sich hat, wie sie zusammenhängen und vor allem, wo die siebte Schwester zu finden ist. Mich interessiert zudem, wie Lucinda Riley die Spannungsbögen über mehrere Bände aufbauen und halten möchte. Ich hoffe auch, dass durch die unterschiedlichen Charaktere, neue Perspektiven ins Spiel kommen und vielleicht wieder etwas mehr Tiefe zu finden ist.

Ich bleibe also auf jeden Fall dran...