Rezension

Toller Auftakt mit interessanten Charakteren

Die Königin der Schatten
von Erika Johansen

Die Mischung aus stimmigem Cover und interessantem Klappentext hatte mich schnell überzeugt. Ich musste dieses Buch unbedingt lesen!
Neunzehn Jahre lebte Kelsea im Verborgenen. Denn sie ist die Thronfolgerin und viele trachten ihr nach dem Leben. Als an ihrem 19. Geburtstag die Königinnengarde auftaucht, um sie in die Hauptstadt zu eskortieren, ändert sich ihr Leben schlagartig. Erst jetzt wird ihr klar, wie viele Gefahren in Tearling auf sie warten. Schon auf der Reise wird sie von Attentätern angegriffen und vom Vater der Diebe – dem Fetch – gefangen genommen. Doch Kelsea weiß, dass sie stark sein muss, denn ihr Reich ist schwach und braucht sie. Die letzte Königin – ihre Mutter – hat während ihrer Regentschaft eine dramatische Entscheidung getroffen, gegen die Kelsea nun angehen will. Doch damit zieht sie den Zorn der Roten Königin auf sich – einer bösen Hexe. Intrigen erwarten das junge Mädchen am Hofe. Nur Mace und seine Garde können sie schützen, doch selbst die nehmen die neue Königin nicht ernst. Wem kann Kelsea vertrauen? Und auf wessen Seite steht eigentlich der Fetch?
Als ich den Klappentext gelesen hatte, erwartete ich ein Fantasybuch in einem mittelalterlichen Setting. Hier mal wieder der Beweis, wie sehr man sich doch irren kann. Tatsächlich handelt es sich bei dem Buch um eine Dystopie mit mittelalterlichen Einflüssen. Die Handlung spielt nach der großen Überfahrt der Engländer und Amerikaner unter William Tear und der Gründung eines neuen Kontinents.
Die Story nimmt sehr schnell Fahrt auf. Man ist direkt am Abreisetag, wenn Kelsea von der Königinnengarde abgeholt wird. Damit beginnt schon ein spannendes, neues Leben. Generell bleibt die Spannung während des ganzen Romans sehr hoch, denn es tauchen immer neue Probleme und Wendungen auf, so dass man immer am Ball bleiben möchte. Da durch lässt es sich eigentlich relativ schnell lesen.
Den Plot fand ich wirklich sehr gelungen, aber man merkt deutlich, dass es der Einstiegsband einer Trilogie ist. Das erste Problem ist zwar gelöst, aber nicht alles wird geklärt und viele Fragen bleiben offen, so dass man jetzt schon gespannt auf einen zweiten Teil ist.
Kelsea war mir von Anfang an direkt sympathisch und das aus zwei Gründen:
1. Sie liebt Bücher! Bücher sind in dieser Welt eine Seltenheit und für die meisten Menschen unwichtig, aber Kelsea ist mit einer Bibliothek groß geworden, liebt sie und schätzt jedes einzelne Buch. Wie kann man sie da als Bücherwurm nicht lieben.
2. Sie ist keine wunderschöne Prinzessin. Stattdessen wird mehrfach erwähnt, dass ihr Gesicht – bis auf die Augen – ziemlich durchschnittlich ist und sie sogar etwas Übergewicht hat. Das macht sie für mich zu einem ganz normalen Mädchen, greifbarer und damit auch mit näher.
Hinzu kommt, dass sie sehr mutig und tapfer ist und ihr Herz am rechten Fleck hat. Der erste Band zeigt ganz klar den Wandel einer jungen Frau zu einer stolzen Königin und das ist sehr gut gelungen.
Auch die anderen Charaktere wissen, den Leser zu überzeugen. Allen voran Mace! Er ist gleichzeitig gutmütig und hart, spinnt im Hintergrund seine eigenen Fäden. Eigentlich hat man das Gefühl, man könne ihm vertrauen, aber er ist so undurchsichtig, dass man darauf wartet, das eigentlich noch irgendeine Wendung kommt.
Der Stil lebt von den Dialogen, die vorallem zwischen Kelsea und Mace oft mals frech und bissig sind. Viele Charaktere beherrschen eine gewisse Ironie und das liebe ich total. Dabei kommen aber auch innere Gedankengänge nicht zu kurz. Die Geschichte wird nicht nur aus Kelseas Sicht beschrieben, sondern auch von anderen Rollen, sogar von der Roten Königin. Allerdings nimmt Kelseas Perspektive den Großteil des Romans ein. Da hätte ich mir gelegentlich auch mal mehr Wechsel gewünscht. Mace hätte mich da sehr interessiert.
Angeblich wird schon über die Filmrechte zum Buch verhandelt und Emma Watson, die auch auf dem Buchcover als Promistimme erwähnt wird, soll die Hauptrolle spielen. Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll. Als erstes sollten die weiteren Bände erscheinen und übersetzt werden. Das würde mich mehr interessieren als eine Verfilmung. Und Emma Watson fände ich als Kelsea nicht gelungen. Kelsea zeichnet sich – wie oben schon erwähnt – dadurch aus, dass sie unscheinbar und pummelig ist. Zwei Attribute, die meiner Meinung nach nicht auf die attraktive Schauspielerin passen. Aber mal abwarten.

Fazit
„Die Königin der Schatten“ ist ein gelungener Auftakt zu einer vielversprechenden Trilogie mit individuellen, lebendigen Charakteren, die man einfach gerne haben muss. Eine spannende Story mit unterschiedlichen Konflikten, Intrigen und Geheimnissen macht einen auf Kelseas Abenteuer neugierig. Die Problematik für weitere Bände wurde gut vorbereitet und man kann gespannt sein, was da noch kommt.
Von mir 4,5 von 5 Skulls!