Rezension

Toller Autor, aber ich hatte einen anderen Inhalt erwartet...

Boy in the Park - Wem kannst du trauen? - A. J. Grayson

Boy in the Park - Wem kannst du trauen?
von A. J. Grayson

Bewertet mit 3 Sternen

Auf den ersten 100 Seiten hat mich das Buch völlig begeistert: der Leser lernt Dylan kennen, einen Mann mittleren Alters, der in San Francisco in einem Naturkostladen arbeitet. Nicht aus Überzeugung, für ihn ist es einfach nur ein Job. Sein Leben scheint völlig ereignislos zu sein und der Höhepunkt seines Tages ist die Mittagspause, die er immer auf derselben Bank im Botanischen Garten verbringt und wo er immer einen kleinen Jungen sieht. Eines Tages hat der Junge Blut am Arm und am nächsten Tag hat Dylan den Eindruck, dass der Junge entführt wurde und will ihn retten…

Diesen eintönigen Alltag beschreibt der Autor großartig, ich habe mich keine Sekunde gelangweilt. Dylan sieht sich als Dichter und betrachtet die Welt mit den Augen eines Dichters, so dass selbst Kleinigkeiten es wert sind, beschrieben zu werden und man Dylan beinahe um sein Leben beneidet.

Doch dann zieht Dylan los, um den Jungen zu finden und ich habe den ersten Riss in der Realität entdeckt, da mit den Entfernungen meiner Meinung nach etwas nicht stimmen konnte. Schon wenige Seiten später war mir klar, worum es in diesem Buch geht und was da genau vorgeht.

Parallel zu dieser Handlung werden Aufzeichnungen von Gesprächen zwischen einer Gefängnispsychologin und einem Häftling beschrieben. Die Gespräche sind interessant, aber sie führen den Leser auch zu schnell zu den richtigen Schlussfolgerungen.

"Boy in the Park"  ist nicht uninteressant und auf jeden Fall toll geschrieben, aber es ist eine Art Handlung, die ich einfach nicht mag und ich wäre nie darauf gekommen, dass es in diese Richtung gehen würde. Das war vielleicht etwas naiv von mir, denn das Buch wird ja auch angepriesen mit "für Fans von "Girl on the Train", was ich schrecklich langweilig fand.

Falls A. J. Grayson ein weiteres Buch schreibt, kann ich mir aber gut vorstellen, es zu lesen, da mich der Autor vor allem am Anfang absolut von seinen Schreibkünsten überzeugt hat – ich würde mich allerdings vorher genauer über den Inhalt informieren und nicht so sehr auf den Klappentext vertrauen...