Rezension

Toller dicker Schmöker – fundiert recherchiert und spannend geschrieben

Der Turm aus Licht - Astrid Fritz

Der Turm aus Licht
von Astrid Fritz

Bewertet mit 5 Sternen

Über 60 Jahre dauerte der Bau des Turms für das Freiburger Münster und über diesen Zeitraum spannt sich auch die Handlung des Romans.
Wir begleiten den Bau und gleichzeitig fiktive Menschen, die im Umfeld des Turmbaus gearbeitet, gelebt und geliebt haben. 
So lernen wir zum Beispiel Findelkind Josef kennen, der nichts lieber machen möchte als Bildhauer zu werden, oder Thea, die in einer Bäckerfamilie aufwächst und von ihrem Vater viel schlechter und ungeliebter behandelt wird als ihre jüngeren Geschwister…

Meine Meinung:
Der Roman ist wirklich ein dicker Schmöker, der sich aber sehr gut und flüssig lesen lässt. Seine gut 800 Seiten sind in drei große Abschnitte aufgeteilt, die unterschiedliche Schwerpunkte setzen, d.h. auf das Bauvorhaben als große Aufgabe, auf die Umsetzung des konkreten Turmbaus und schließlich auf das Zwischenmenschliche. 

Den Aufbau und die Gestaltung des Romans mit einer Handlung, die sich über sechs Jahrzehnte erstreckt, finde ich dadurch sehr gelungen. Nachdem ich nach den ersten paar Seiten die Befürchtung hatte, ich könnte bei den vielen beteiligten Personen eventuell den Überblick verlieren, hat sich dies im weiteren Verlauf gar nicht bestätigt. Ich konnte der Handlung stets sehr gut folgen und die Geschichte dank der flüssigen und sehr anschaulichen Erzählweise in mich aufsaugen. 

Ich habe mich zum einen durch die Geschehnisse auf der Beziehungsebene sehr gut unterhalten gefühlt und bei Schicksalsschlägen mit den Personen gelitten sowie auch an ihrer Entwicklung teilgehabt, zum anderen habe ich aber auch sehr viel über den Turmbau, die Zusammenhänge in einer Bauhütte (z.B. zwischen den einzelnen Gewerken), aber auch den Alltag der Menschen zu der Zeit gelernt. Dabei kam die Autorin nie mit erhobenem Zeigefinger daher, sondern man erfährt interessante Details ganz nebenher, so dass man die fundierte Recherche erkennen und schätzen kann, sich aber als Leser*in nie belehrt fühlt. 

Dank des gelungenen Spannungsbogens habe ich auch über die sehr lange Strecke der Handlung mitgefiebert. Ich wurde sehr gut unterhalten und habe ganz viel gelernt – und das ist genau das, was ich von einem historischen Roman erwarte. 

Fazit:
Dieser besondere historische Roman rund um den Bau des Freiburger Münsters ist für mich ein tolles Beispiel für einen guten historischen Roman, weil er fundierte Recherche mit einer spannenden Handlung verbindet.