Rezension

toller Dilogieauftrag

Vollkommen - Patricia Rabs

Vollkommen
von Patricia Rabs

Bewertet mit 5 Sternen

Sie haben sich in einer streng regulierten Idealgesellschaft den besten Platz erobert: Die Familie der 17-jährigen Teresa Evans gehört zu den Privilegierten, die in Mitte wohnen dürfen. Ihr Blut wird seit Generationen als so wertvoll eingestuft, dass sie es spenden und dafür besser leben können. Doch mit Teresa kommt die Wende, sie hat die Einstufung zur Blutspende nicht bestanden. Wegen ihr könnten sie jederzeit in die Armutswelt der Randbezirke abgeschoben werden. Dorthin, wo auch Lukas wohnt. Der Junge, mit dem Teresa als Privilegierte niemals zusammen sein dürfte und der jetzt ihr einziges Licht im Dunkeln ist. Doch gerade Lukas besteht als Erster seines Stammbaums die Einstufung und gehört plötzlich zu den Privilegierten…

kurzer EINBLICK 

Als müsste ich Abschied nehmen. Von heute an würde es nie wieder so sein wie zuvor. Von heute an war Lucas ein Teil der Gesellschaft, in die ich nie gehörten würde. Wie alles, war von nun an auch sein Weg einer bestimmten Linie zugeordnet. Einer Linie, in der kein Platz für mich war.
(Position 399, 7%)

Sie hatten mir alles genommen und ich wusste nicht warum. Ich hatte nichts Falsches getan! Ich he ihnen nichts getan!
(Position 1417, 26%)

Wie konnte man in unserer Welt Glück finden, wenn man von der Existenz solcher Orte wusste?
(Position 2603, 48%)

Plötzlich war es, als schließe jemand eine Käfigtür und ich verstand im ersten Augenblick nicht, warum ich mich so fühlte. Es waren diese Worte und ich wusste, dass er sie so meinte. Er würde alles für mich tun.
….
Dein Blut kann Tausenden das Leben retten. Tausenden, die es nicht verdienen. Aber du bist es, Tess. Du bist vollkommen.
(Position 3966, 74%)

Anders als die Lichter um mich herum. Diese waren nicht bunt, sondern allesamt gelblich und bei weitem nicht so zahlreich.
Carter baute sich hinter mir auf und beugte sich herunter, bis er direkt in mein Ohr sprach. 
"Diese Lichter da hinten stammen aus der Mitte."
Es brauchte noch zwei Atemzüge, dann stiegen mir Tränen in die Augen. Unwillkürlich legte ich eine Hand an die kalte Scheibe. Mein gesamtes altes Leben lag dort am Horizont.
(Position 4493, 83%)

Ich würde kämpfen. Für Carter, für Lucas und für mich. Und sie würden irgendwann für alles bezahlen müssen, was sie uns angetan hatten.
(Position 5161, 96%)

meine MEINUNG: 

Teresa ist ein Mädchen, dem es den Umständen entsprechend gut geht wenn man bedenkt das es vielen anderen viel viel schlechter geht. Wichtig ist für sie Lucas und Ihre Familie, nur das zählt!

Diese Bemerkung alleine steht schon dafür, das ich so meine Probleme mit ihr hatte, da sie einfach etwas zu ruhig war. Sie akzeptiert, schluckt, akzeptiert. 
Sie kann es nicht fassen, würde am liebsten mal aus sich rauskommen. 
Tut es aber einfach nicht. 
Für mich wirkte das einfach zu unrealistisch wenn man bedenkt was alles auf sie einbricht und sie immer nur an die anderen denkt und letztendlich ihre eigenen Gefühle verkrüppeln und immer und immer wieder unterdrückt werden!
Ich hätte mir einfach mal mehr Power gewünscht. Nicht nur für mich, auch für Sie!
Das sie auch mal nach all den Schicksalsschlägen so richtig aus der Haut fährt.
Vielleicht auch mal einen Rundumschlag verteilt.
Aber nicht dieses duckmäuserische, das passte irgendwann für mich einfach nicht mehr in die Geschichte.

Lucas geht es schlechter als Teresa und das ist der Punkt.
- Liebt sie ihn wirklich oder ist es nur dieser Instinkt der sie durch das ganze Buch leitet?
Für mich war er definitiv die falsche Wahl als Freund, kann aber verstehen warum die Wahl auf ihn traf.
In dieser Geschichte, zu dieser Teresa passt er total gut.

Für mich wahr er ein dummer Junge, der einerseits wirklich an ihr hängt aber andererseits sie wirklich nur benutzt. Ich konnte mich wirklich das ganz Buch über nicht mit ihm anfreunden und selbst als ihn die Schicksalsschläger ereilen, konnte ich nicht mit ihm fühlen.

Ganz gewaltig gestört hat mich, das er immer wieder so eng mit Beatrice zusammen hing. Auch wenn die Erklärung hierfür irgendwann kam wurde ich das Gefühl einfach nicht los, das er Teresa benutzt und eigentlich was für Beatrice empfindet!

Carter hingegen, wäre die perfekte Wahl für einen Freund.
Er ist sanft und rebellisch. Er hat seine eigenen Meinung und ist trotzdem Einfühlsam. Wenn er Teresa an die Hand nehmen würde und durch Leben führen würde, dann würde sie endlich eine wahrer, kraftvoller Charakter werden.
Er hatte seine Schicksalsschläge bereits und ist nun an einem Punkt im Leben, an dem er genau weiß was er möchte und das eine Sache die er unbedingt verfolgen würde nur Rache sein kann!
Das gefiel mir unheimlich gut und hat in sehr authentisch gemacht. Da er einfach der einzige Charakter in dem Buch ist, der seine eigenen Regel befolgt und gegebenenfalls auch mal aus dem Bauch heraus handelt.

Patricia erzählt uns hier eine fulminante Geschichte mit wahnsinnig viel Potenzial und völlig neuen Aspekten unserer Zukunft.
Die Idee mit dem Blut, das hier wirklich den Lebensstandard symbolisiert ist grandios. Den was den selbst an seinem Blut/ seiner Blutgruppe ändern?
Genau, N I C H T S
Entweder du hast Glück und wirst mit der richtigen geboren, oder du hast eben die A…karte und hast sie nicht.

Das Setting bewirkte gigantisches Kopfkino das so real war, das es echt schon unheimlich wirkte. Die Grenzen, die Abschußzonen, der reiche Norden oder der arme Süden. Und mittendrin, klein und unscheinbar die Mitte mit den potenziellen Spendern. Und genau mittendrin und trotzdem total neben dran weiß eigentlich keiner was hier abgeht.
Auch die Kontraste, die man hier vor Augen hatte waren der Hammer!
Die Flucht war sehr gut und sehr reell beschrieben und ich bin selbst öfters mal über den Stolperdraht gefallen und musste die Luft anhalten.

Nur leider die Protagonisten,
die mir solche Probleme bereiteten das ich einfach nicht warm mit ihnen wurde.
Das ist ein Manko, das mich traurig zurück lässt.
Aber auch hoffnungsvoll, da ich wirklich davon ausgehe das der geplante Folgeband (der auch schon in Arbeit ist!) eine 180 Grad Wendung nehmen könnte. Irgendwie hab ich das im Gefühl und die letzten Zeilen haben mich in meinem Verdacht eigentlich schon bestätigt.
Und so denke ich wirklich, das die Protagonisten sich gewaltig ändern werden und zum Angriff übergehen um sich meinen Highlightstern abzuholen. Den leider büßen diese ihn hier ein!