Rezension

Toller Freundinnenroman

Glücksklee - Holly Greene

Glücksklee
von Holly Greene

Ein Frauenroman erster Klasse - unterhaltsam, frisch und ein kunterbunter Mix aus verschiedenen Schicksalen verschiedener Frauen. Eine Geschichte über viele noch ungeborene Babys, über das Leben auf dem Land und ein Netzwerk von Freundinnen.

Meine erste Anmerkung gilt dem Klappentext. Dieser ist leider etwas irreführend, weil er zeitlich nicht stimmt. Ohne, dass ich schon spoilern möchte, will ich doch darauf hinweisen, dass es am Ende der Geschichte einen Turn gibt, der zwar interessant ist, allerdings den Klappentext im Nachhinein Lügen straft. Ich habe mich auf eine Suche gefreut, bei der die Herkunft des gefundenen Babys entdeckt werden soll. Doch dieses gefundene Baby wurde schon vor 20 Jahren gefunden und rutscht sehr sehr lange in den Hintergrund, der Roman erzählt dann die Geschichten diverser Frauen, die sich anfangs nicht kennen, sich aber dann zusammen finden. Hier kommt eine weitere "Lüge" des Klappentext hinzu: Auf dem originalen Buchrücken ist nämlich die Rede von "Eva, der erfolgreichen Schauspielerin", allerdings kommt überhaupt keine Eva im Roman vor, weswegen ich hier den Namen angepasst habe: die Schauspielerin heisst Ruth Seymour. Grundsätzlich stört es mich nicht, wenn der Klappentext mich auf eine andere Geschichte freuen lässt und es sich dann ganz anders als erwartet oder erhofft abspielt. Aber in diesem Fall sind es tatsächlich falsche Angaben, keine Falschinterpretation meinerseits.

Ein weiterer Kritikpunkt finde ich den Titel im Deutschen: Glücksklee. Nach der Lektüre des kompletten Romanes konnte ich hierzu keinen Zusammenhang finden, denn es war niemals der Begriff Glücksklee gefallen, nicht einmal von Klee (oder irgendeiner Pflanze) die Rede. Ich kenne die Beweggründe der Übersetzer/Herausgeber nicht, trotzdem finde ich den englischen Originaltitel besser: The truth about you - also "die Wahrheit über dich". Ich verstehe, dass Titel nicht immer 1 zu 1 übersetzt werden, dennoch bin ich der Meinung, dass sich sicherlich etwas besseres bzw. passenderes hätte gefunden werden als Glücksklee.

Nun aber zu den Pluspunkten. Der Schreibstil liest sich äussert angenehm und die Figuren wurden mit viel Detailliebe gezeichnet. Die verschiedenen Frauen, die sich anfangs nicht kennen, später aber zu Freundinnen oder auch Feindinnen werden, bilden ein Netzwerk von vielen einzelnen Schicksalen, die man eins nach der anderen kennen lernt. Zu Anfang kann dies noch viel Information bedeuten und auch einmal verwirren, wenn man den Überblick kurz verliert. Denn die Geschichte wird aus 3 Sichten erzählt: von Nina, Ruth und Jess, die anscheinend ganz unterschiedliche Leben leben, dann aber doch Gemeinsamkeiten entdecken und sich anfreunden. Weitere Frauen wie Emer, Deirdre, Trish und natürlich Ella kommen hinzu, ausserdem die jeweiligen Männer (Partner, Flirts, Ehemänner, Väter, etc). Die Männer spielen dabei nicht immer, aber häufig eher die Nebenrolle. Ganz ohne würde die Geschichte aber auch nicht funktionieren - genauso, wie es eben 2 braucht, um ein Baby zu erzeugen.

Ich kann mir diese Frauenkomödie auch sehr gut verfilmt vorstellen. Aus Gründne, die mir selber unbekannt bleiben, habe ich Jess sogar schon von Cameron Diaz besetzt gesehen, bevor ich mit dem Buch überhaupt fertig geworden bin. Ich denke an Filme wie beispielsweise "the women", "von Frau zu Frau" oder "Sex and the City", die wir doch alle lieben und gerne mit unseren Freundinnen, Schokolade, Chips und Popcorn futternd, zusammen anschauen. 

Allerdings muss ich auch gestehen, dass es mir fast zu viele Babys und Schwangere wurden, dass man sehr viele Vorahnungsoptionen hat, wem das Baby vor Ellas Tür gehören könnte. Wie gesagt stellt sich die Geschichte am Ende jedoch komplett auf den Kopf und so ist der Schluss ein kleines Feuerwerk kleinerer Überraschungen, dass es gar nicht mehr aufhörte! Das Schlussbild ist zwar etwas kitschig, ich darf verraten, dass es in gewisser Hinsicht ein Happy End gibt (zumindest für eine Frau, aber es bleiben ja noch die anderen), doch mir hat es sehr gefallen. Allgemein bediente sich die Autorin an vielen Klischees, hat es jedoch nie übertrieben und es wirkt nicht aufgesetzt oder unnatürlich.  
Gerade die Liebesbeziehungen sind mal realistischer, mal klischeehafter. Mal kommen die Männer nicht sehr gut weg, mal spielt sich einer als Held auf. Doch wie gesagt, die Frauen stehen eindeutig im Fokus hier. Leider steht Ellas Café nicht so im Fokus, wie auf dem Klappentext vermutbar ist, was ich persönlich schade fand. Es ist zwar ein Treffpunkt aller Frauen und Ella hat noch einen Knaller fürs Ende, ich hätte mir aber etwas mehr im Café erhofft. 

Der Ton und das Thema trifft so also sehr auf weibliches Publikum und ist auch eindeutig von einer Frau geschrieben, denn ich kann mir gut vorstellen, dass ein männlicher Autor den Männern nicht nur mehr Stimme, sondern auch eine andere Rolle zugeteilt hätte. 

Abgesehen von dem fragwürdigen Klappentext und den mir unerklärlichen Titel, hat mich der Roman sehr gut unterhalten und ich empfehle ihn liebend gern allen Mädels, die an ChickLit, Freundinnentratsch, mehrerer verwobenen Geschichten und Schwangerschaften interessiert sind. 

 

4,5 / 5 Sterne