Rezension

Toller historischer Roman

Land im Sturm - Ulf Schiewe

Land im Sturm
von Ulf Schiewe

Bewertet mit 4.5 Sternen

Alles beginnt mit dem Schmied Arnulf, der im Jahre 955 überhastet aus seinem Dorf fliehen muss. Er landet über Umwege in der großen Schlacht am Lechfeld gegen die Ungarn; und überlebt. Seinen Nachkommen folgt man durch die Jahrhunderte, auf der Flucht vor den Wenden, in Angst vor Napoleon oder aber auch in die Straßenschlachten während der industriellen Revolution. Immer dabei: der ungarische Säbel.

Ich war mehr als gespannt auf dieses Buch; zum Einen, weil ich bisher noch nichts vom Autor gelesen habe und vorher nur Gutes hörte; zum Anderen, weil mir das Vorhaben fast 1000 Jahre deutsche Geschichte in ebenso vielen Buchseiten unterzubringen sehr interessant und gleichzeitig auch ambitioniert erschien. Enttäuscht wurde ich nicht ; )

Ulf Schiewe legt den Fokus auf fünf ganz unterschiedliche Epochen, die aber alle eines gemein haben: sie sind sehr wichtig für die Geschichte Deutschlands, bringen es voran oder ändern sein Schicksal. Natürlich hätte es noch viele andere Jahre gegeben, die einen Platz in diesem Buch verdient hätten, aber ich finde die Auswahl so wie sie ist, sehr gelungen. Einen Wermutstropfen gibt es dann doch, wenn auch nur einen kleinen: so ganz zusammen passen die Abschnitte nicht, zumindest nicht so, dass man das Gefühl hat eine große Geschichte zu lesen (Ausnahme bilden Abschnitt IV und V). Ein bisschen mehr Zusammenhalt hätte ich schön gefunden, auch wenn mir einleuchtet, dass das bei den z.T. großen Zeitsprüngen nicht einfach ist. Genau das hatte der Autor wahrscheinlich im Sinn als er mehrere Figuren mit denselben Namen taufte; irgendwo logisch, werden doch gewisse Vornamen in den Familien weitervererbt; für den Leser (oder zumindest mich) manchmal etwas verwirrend, liest man doch z.B. von Arnulf im Jahre 955 und 1146; da muss man erst mal verarbeiten, dass es zwei ganz verschiedene Menschen sind. Apropos Charaktere; ich mochte die Guten, und konnte die Bösen nicht leiden. Diese Schwarzweißmalerei ist recht deutlich, nur die Hauptfiguren sind etwas vielschichtiger angelegt. Dafür sind die historischen Umstände, die gesellschaftliche Stimmung und die Atmosphäre sehr detailreich, bunt und lebendig wiedergegeben. Ich habe in jedem Abschnitt etwas Neues gelernt, Eindrücke gewonnen und dabei genossen, dass es sich immer um die Sicht des kleinen Mannes gehandelt hat. Der sehr ansprechende Erzählstil hat sein Übriges dazu getan, dass ich mir nach knapp 930 Seiten nur Eines gedacht habe: zu kurz.