Rezension

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Toller Jugendroman

Schau mir in die Augen, Audrey
von Sophie Kinsella

Bewertet mit 5 Sternen

Toll! Ich habe lange kein Buch mehr in so kurzer Zeit durchgelesen – und das trotz Praktikumsstress. Sophie Kinsella ist wirklich ein tolles Debut im Jugendroman gelungen. Audrey ist eine sehr sympathische Heldin und auch die Nebenfiguren sind der Autorin gut gelungen, wie ich finde. 

Die 14-jährige Audrey leidet an einer starken Sozialphobie und Depressionen, nachdem sie in der Schule offensichtlich (der Leser erfährt darüber nichts Genaues) schlimm gemobbt wurde. Nach mehrwöchiger stationärer Behandlung in einer Klinik ist sie nun wieder zu Hause und verlässt das Haus so gut wie nie. Außerdem trägt sie immer eine Sonnenbrille, um anderen Menschen – auch ihrer Familie – nicht in die Augen schauen zu müssen. Linus, ein Freund ihres Bruders Frank, mit dem charmanten Lächeln lässt Audrey jedoch auftauen. Er hilft ihr, sich wieder in die Öffentlichkeit und unter Leute zu wagen.

Parallel zu Audreys durch Linus unterstützten Heilungsprozess taucht der Leser (bzw. in den meisten Fällen wohl die Teenager-Leserin) in das turbulente Familienleben von Audrey, ihren Eltern und den Brüdern Frank und Felix ein, das Audrey mit ihrer Kamera festhält und dessen "Drehbuch" einen Teil des Buches ausmacht. Audreys Mutter nimmt die Daily Mail oft etwas zu wörtlich und vermutet andauern, bei ihren drei Kindern größte Erziehungsfehler zu machen. (Sie ist eine typische Kinsella-Frau, die chaotisch und liebenswert, aus dem Leben gegriffen und gleichzeitig übertrieben herüberkommt.) Ihre neueste Überzeugung: Audreys großer Bruder Frank muss computersüchtig sein. Sie versteht nicht, dass er für ein Computerspiel-Turnier trainiert, an dem auch Linus teilnimmt. Diese überzogenen Ängste der besorgten Mutter bieten der Geschichte eine witzige Eingangsszene: Audreys und Franks Mutter droht damit, Franks Computer aus dem Fenster zu werfen, um ihren Sohn dadurch aus der Sucht zu verhelfen (Spoiler: Sie wirft den PC tatsächlich).

Es ergibt sich ein rasanter Jugendroman um die Themen psychische Erkrankungen, Mobbing und Computerspielsucht, aber auch die erste Liebe, Familienzusammenhalt und Genesung. Gewürzt ist er mit einer großen Prise Humor (manchmal auch Albernheit). Mir hat diese Mischung sehr gut gefallen und ich kann den Roman vor allem Teenagermädels und auch ihren Müttern wärmstens empfehlen.

Ein klitzekleiner Kritikpunkt bleibt: Ich fand Audreys Entwicklung ein bisschen zu schnell, um realistisch zu wirken. Zu Beginn der Geschichte ist sie noch ein totales Nervenbündel, das nie das Haus und selten sein Zimmer verlässt, und wenige Wochen (?) später geht sie regelmäßig zu Starbucks und hat einen Freund.