Rezension

Toller Krimi mit subtilem Humor

Das Schlossgespinst - Hans-Henner Hess

Das Schlossgespinst
von Hans-Henner Hess

Bewertet mit 5 Sternen

Autor Hans-Henner Hess entführt uns die Thüringische Stadt Meiningen. Es ist sein dritter Krimi aus der Stadt an der Werra.

Dort wird die 97-jährige, ehemalige SED-Bürgermeisterin Elfriede Langguth, genannt die 'Rote Elfriede', tot aufgefunden. In ihrem Testament hat sie ihr Hündchen Erich (ja, nach dem ehemaligen Parteichef benannt) als Universalerben und ihre persönliche Assistentin als Nebenerben ernannt.
Rechtsanwalt Fickel, seines Zeichens Terminvertreter (vulgo „Terminhure“) am Meininger Gericht, rutscht eher zufällig als Nachlassverwalter in diesen Todesfall hinein.
Was ursprünglich wie ein natürlicher Tod einer betagten Frau ausgesehen hat, entpuppt als heimtückischer Mord. Dem Bauchgefühl des beigezogenen Polizisten sei Dank!

Personen, die ein Motiv haben, die streitbare Elfriede aus dem Weg zu räumen, gibt es Einige, immerhin wohnte die Rote Elfriede sehr feudal. Sie soll auch Original-Partituren von Johannes Brahms besessen haben. Während der Ermittlungen kommt es zu allerhand Verwicklungen.

Geschickt führt uns der Autor an der Nase herum. Mehrmals scheint der Mörder oder die Mörderin überführt, um dann doch „nur“ in andere Verbrechen verwickelt zu sein.

Die Figuren, allen voran Anwalt Fickel haben köstliche Marotten. Fickel trägt, wegen der Affenhitze statt des üblichen anwaltlichen Anzugsgraublauschwarz auch bei Gericht lieber Badeschlapfen, Shorts und Hawaiihemd. Auch hat er lieber keine Fälle und dafür seine Ruhe. Ehrgeiz oder Karriere sind seine Sache nicht. Das besorgt schon seine Ex-Frau, Oberstaatsanwältin Gundelwein, die, um ihre Karriere weitervoranzutreiben, selbst den Leitenden Staatsanwalt in die Pfanne haut.

Eine besondere Rolle spielt neben Chihuahua Erich, Fickels Kumpel, der unscheinbare Archivar Eddi Abe, Spitzname „Maulwurf“.

Subtil und herrlich unterschwellig bekommen wir einen Crash-Kurs in Juristerei, Erbrecht inklusive. Historische Fakten rund um Meiningen und Johannes Brahms sowie Schmankerln der regionalen Thüringer Küche dürfen auch nicht fehlen.

Fazit:

Ein Regionalkrimi, gespickt bösem aber feinem Humor, bei dem auch eine Portion „(N)Ostalgie“ vorkommt. Die beiden Vorgängerbände warten bereits aufs Gelesenwerden.

Ich vergebe gerne fünf Sterne und eine Leseempfehlung.