Rezension

Toller Lesespaß!

Mary, Tansey und die Reise in die Nacht - Roddy Doyle

Mary, Tansey und die Reise durch die Nacht
von Roddy Doyle

Bewertet mit 4 Sternen

“Mary, Tansey und die Reise in die Nacht” war mir bislang absolut nicht aufgefallen. Durch die hiesige OnLeihe der Stadtbücherei wurde ich jedoch auf dieses Ebook aufmerksam gemacht und nach kleinen Zweifeln musste ich es einfach lesen. Gesagt, getan – und ich bin begeistert.

Roddy Doyle hat einen unglaublich schönen Schreibstil, mit dem er mich ziemlich schnell beeindrucken konnte. Er schreibt trotz der manchmal recht traurigen Thematik oftmals sarkastisch, was den Charakteren jedoch sehr gut steht. Die einzelnen Kapitel lesen sich flüssig und schnell. Besonders gut gefällt mir, dass die Geschichte nicht allein in der Gegenwart spielt, sondern auch in der Vergangenheit. Ganze vier Generationen kommen zu Wort: Tansey, ihre Tochter Emre, deren Tochter Scarlett und deren Tochter Mary.

Während Tansey bereits tot ist und als Geist auf der Erde lebt, liegt Emre im hohen Alter im Sterben. Scarlett und ihre Tochter Mary besuchen Emre täglich und müssen sich langsam mit den Gedanken ‘anfreunden’, dass Emre bald nicht mehr da sein könnte. Tansey, die bereits in jungen Jahren gestorben ist und gerade einmal drei Jahre mit ihrer Tochter Emre hatte, versucht dabei, die Trauer zu bewältigen.

Interessant ist dabei, wie mit der Trauer und Angst über den Verlust umgegangen wird. Während Marys Brüder nicht mit ins Krankenhaus gehen, weil sie damit nicht umgehen können, versucht Mary ihre Großmutter jeden Tag zu besuchen. Mal kommt es dabei zu kurzen Gesprächen, mal beobachtet sie ihre Großmutter einfach nur, da diese zuletzt viel schläft.

Dabei wird es jedoch nie so emotional, wie ich im Vorfeld erwartet habe. Sarkasmus spielt eine große Rolle, aber auch klare Gedanken, die weder Kitsch, noch große Melancholie zulassen. Viel mehr wird von Generation zu Generation die Vergangenheit erzählt, sodass man viel über Tansey, Emre, Scarlett und Mary erfahren kann. Auf der einen Seite finde ich es gut, dass das Buch trotz der Thematik relativ locker erzählt wird, auf der anderen Seite finde ich es auch etwas schade, denn ich habe auf viel mehr Emotionen gehofft, sodass ich mit den Charakteren besser mitfiebern konnte. Dies wurde mir leider verwehrt.

Das Cover gefällt mir gut. Zwar wirkt es zunächst nicht so passend, wenn man sich jedoch die Farm genauer anschaut, merkt man schnell, dass doch ein Zusammenhang zum Buch besteht. Die Farben sind gut ausgewählt und auch die Schrift passt gut zu einem Jugendroman. Die Kurzbeschreibung liest sich gut und macht Lust auf mehr.

Insgesamt hat mir “Mary, Tansey und die Reise in die Nacht” gut gefallen. Roddy Doyle hat die Geschichte schön geschrieben und auch die Charaktere konnten mich überzeugen. Ich werde den Autor nun definitiv mehr beachten und bin auf weitere Werke sehr gespannt. Empfehlenswert!