Rezension

Toller Roman

Brunnenkind - Renate Eckert

Brunnenkind
von Renate Eckert

Nicht ist mehr, wie es einmal war ...

Kurz zur Geschichte
(lt. Verlagsseite)
Was geschieht, wenn du mitten im Leben stehst und über Nacht deine Identität verlierst?
Sie ist jung. Sie ist stark – und ihr Leben zersplittert von einer Sekunde auf die andere in tausend Teile. Als ihr Vater einen Unfall hat, erfährt Ilka, dass sie adoptiert wurde und alles, was sie geglaubt hatte, eine Lüge war. Von da an hat sie nur noch ein Ziel: die Wahrheit herauszufinden.
Die Spur führt sie nach Bad Kissingen und zur einflussreichen Familie von Hohenbach. Bald beschleicht sie das Gefühl, das mit dieser Familie etwas überhaupt nicht stimmt. Mit Hilfe des charismatischen Arztes Dr. Paul Lindwasser setzt sie Stein auf Stein. Bis jemand versucht, sie umzubringen. Die junge Frau begreift, dass sie sich nur noch auf sich selbst verlassen kann. Auf ihrer gefährlichen Suche hat sie nur eine Waffe: ihren Mut und den unbedingten Willen, ihr Leben zu rekonstruieren.

Meine Meinung
Ein Jahr musste ich auf das neue Buch von Renate Eckert warten und ich kann sagen, es hat sich auf alle Fälle gelohnt. Gut Ding will Weile haben, diese Devise trifft auf diesen Roman zu 100% zu.
Der Prolog entführt uns kurz in das Jahr 1934, ehe das erste Kapitel dann im Jahr 2016 ansetzt. Aber keine Angst, der Bogen der Geschichte spannt sich dann vom Früher bis ins Heute sehr logisch und aufschlussreich. Diese Verbindung ist der Autorin sehr gut gelungen. Die Personen sind alle so angelegt, das selbst die, die eine Nebenrolle habe, gut und detailliert vorstellbar sind. Natürlich kommt man der Hauptprotagonistin Ilka Maurer sehr nah, denn sie teilt mit dem Leser intensiv ihre Gedanken- und Gefühlswelt, die durch den Brief mit der erwähnten Adoption, natürlich ins Schwanken gerät. Wie kann man auch nach 27 Jahren auf einmal vor vollendete Tatsachen gestellt werden und niemand kann einem einen Hinweis zur Vergangenheit mitteilen? Diese Suche, nach ihrer Herkunft, treibt Ilka nach Bad Kissingen und auch in die Arme einer neuen Liebe. Diese innere Zerrissenheit und die Ungewissheit hat Renate Eckert sehr gekonnt in Worte gefasst. Der Schreibstil, wie schon bei "Novemberfeuer" ist wieder sehr klar, fein, stilsicher und genau auf den Punkt, ohne viel Drumherum. Das mag ich sehr an ihren Büchern. Mit einigen spannenden Vorkommnissen, schleicht sich auch so leicht eine kleine Krimigeschichte ein, die sich aber sehr gut an den Rest der Story anpasst. Auch die Liebesszenen sind nie plump oder übertrieben, sondern genau so, wie es hätte wirklich sein können. Beeindruckt haben mich auch die Beschreibungen der Örtlichkeiten von Bad Kissingen und der Judenfriedhof. Bis zu diesem Buch war mir die Schönheit dieser Stadt gar nicht richtig bewusst. 
Ich bin wirklich froh, das sich Frau Eckert die Zeit genommen hat um diese Geschichte entstehen zu lassen, das merkt man an jedem Satz und sie hat mir somit wunderbare Lesestunden bereitet.

Fazit
Ein Roman, der sich wunderbar lesen lässt und der die Vielfalt der Gefühlswelt auf und ab fährt. Neben Liebe, Freundschaft, Vertrauen und einem Neubeginn, trifft man aber auch auf Neid, Missgunst, Enttäuschung und eine schwierige, geschichtliche Vergangenheit. 
Zudem machen die herrlichen Beschreibungen von Bad Kissingen Lust auf einen Tagesausflug in diese tolle, kleine Stadt.