Rezension

Toller Schreibstil, der die Langatmigkeit etwas überdeckt

Das Kind, das nachts die Sonne fand
von Luca Di Fulvio

Bewertet mit 3 Sternen

Raühnval, ein opulentes Herrschaftsgebiet in den Ostalpen. Der junge Marcus lebt ein privilegiertes Leben als Sohn des Landesfürsten. Elisa ist die Tochter der Dorfhebamme und weiß, was Entbehrung heißt. Bei einem Massaker werden Marcus' Familie und alle übrigen Burgbewohner ermordet. Dank Elisas Hilfe bleibt Marcus unentdeckt und findet mit einer neuen Identität Aufnahme bei den Dorfbewohnern. Doch er spürt schon bald, dass ihm ein anderes Schicksal vorherbestimmt ist: Sein Herz brennt für Freiheit und Gerechtigkeit...

Meine Meinung: 
In diesem Buch geht es um den Fürstenjungen Marcus, der mit erlebt, wie seine ganze Familie ermordet wird. Er wird heimlich ins Dorf geschmuggelt und lebt dort nun als Leibeigener namens Mikael. Die Geschichte erzählt seinen Lebensweg und seinen Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit. Man muss historische Romane mögen, um dieses Buch zu mögen, da es viele Machtspielchen gibt und auch viele detailreiche Beschreibungen vom Dorf- und Bauernleben, aber auch von Königen, Rebellen und Geistlichen. Mir macht das meist nichts aus, zumal di Fulvios Schreibstil einfach großartig ist. Er schafft es landschaftliche Details nie langweilig werden zu lassen. Darüber hinaus schafft er es jeden kleinen Charakter mit einer absoluten Tiefsinnigkeit zu beschreiben. Jeder Charakter hat Persönlichkeit und Tiefe. Das ist definitiv schwer, vorallem wenn es so viele Charaktere gibt wie es in diesem Buch der Fall ist. 

Dennoch kann ich "nur" 3 Sterne vergeben, denn die Geschichte ist meiner Meinung nach sehr vorhersehbar und daher stellenweise extrem langatmig. Viele Episoden aus Mikaels Leben hätten meiner Meinung nach gut und gerne gestrichen werden können, weil sie die Geschichte nur künstlich in die Länge ziehen. In der Mitte des Buches springt die Geschichte eigentlich nur Hin und Her, verweilt dann immer wieder bei den gleichen Geschehnissen und kommt nicht voran. Insgesamt geht es da vorallem darum, dass Mikael seine Angst verliert. Man hat da aber teilweise das Gefühl, dass die gleichen Gespräche immer und immer wieder geführt werden und immer und immer wieder ähnliche Ereignisse stattfinden, um das Ziel zu erreichen. Das ist überflüssig, nervt und nimmt einem im Mittelteil sehr die Lust zu lesen. Das Ende wird dann zwar spannend, bleibt aber vorhersehbar. Ich bin daher zwiegespalten, weil di Fulvio einerseits unglaublich gute Charaktere ins Leben ruft, die einen wirklich inspirieren und berühren, aber andererseits verliert er sich in zu vielen unwichtigen Ereignissen. 

Fazit: 
Eine Geschichte, die mittlere 3 Sterne verdient hat. Ich bin zwiegespalten. Di Fulvio hat die Fähigkeit sehr viele Charaktere in seinem Buch unterzubringen, aber dabei nicht einen blass erscheinen zu lassen. Jeder kleine Charakter hat Tiefe und Persönlichkeit. Das ist meiner Meinung nach einzigartig. Leider verliert der Autor sich aber in Details und unwichtigen Ereignissen. Gerade im Mittelteil verliert die Geschichte an Spannung und wird für den Leser sehr langatmig. Ich bleibe daher bei soliden 3 Sternen, denke aber, dass sich jeder hier definitiv eine eigene Meinung bilden sollte.