Rezension

Tolles Buch

The Brief Wondrous Life of Oscar Wao. Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao, englische Ausgabe - Junot Díaz

The Brief Wondrous Life of Oscar Wao. Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao, englische Ausgabe
von Junot Díaz

 Darum gehts:

Eine Familie zwischen den Welten und zwischen den Zeiten: Junot Díaz erzählt von dem liebenswürdigen Nerd Oscar und seiner toughen Schwester Lola. Beide sind in New Jersey groß geworden, aber ihre Wurzeln liegen in der Karibik. Und dorthin verschlägt es sie immer wieder, wenn das Leben das mühsam zusammengekratzte Glück gerade wieder einmal wegwischt. Hier finden sie im Haus der Großtante Zuflucht – genau wie ihre Mutter vor vielen Jahren, deren düstere Vergangenheit auf ihnen lastet wie ein Fluch. Bis Oscar sich eines Tages aufmacht, den Fluch zu bannen.

Mein Eindruck:

Junot Diaz erzählt in Das kurze wundersame Leben des Ocar Wao die Generationen übergreifende Geschichte einer Familie, die aus der dominikanischen Republik in die USA auswandert ist. Eine Geschichte vom Anderssein, von Außenseitern und von der Suche einer farbigen Einwandererfamilie nach einem Platz im weißen Amerika.
Die Handlung setzt sich aus mehreren Episoden zusammen, die die Familienmitglieder nacheinander zu Wort kommen lassen. So setzt sich Stück für Stück aus den Lebensgeschichten der verschiedenen Generationen ein komplexes und facettenreiches Bild dieser dominikanischen Familie zusammen.
Hauptcharakter ist der junge Oscar, ein Nerd und Außenseiter, der überzeugt ist, seine Familie sei von einem "Fuku", einem karibischen Fluch belegt, der ihnen immer wieder Unglück bringt - also setzt er sich zum Ziel, diesen Fluch zu brechen. Die Geschichte von Oscars und Lolas Mutter Beli entführt uns in die Dominikanische Republik der 1930er bis 1960er Jahre, einem Land gebeutelt vom gnadenlosen Diktator Trujillo, dessen Schatten bis in die Gegenwart des Romans reichen. Außerdem erfahren wir hier, weshalb die Familie aud der Heimat fliehen musste. 

Jeder der Charaktere im Buch ist auf seine Art etwas ganz besonderes, doch insbesondere Oscar hat mich als Held überzeugt, denn er hat Ecken und Kanten, Schwächen und Sehnsüchte, was ihn absolut menschlich und daher liebenswert gemacht hat, und seine Gedankenwelt spiegelt sehr gut die Zweifel eines Jugendlichen wider, der nicht genau weiß, was er mit sich und seinem Leben anfangen soll.
Trotz der Rückblicke auf das Leben von Oscars Vorfahren in der Karibik bleibt der Oscar der Gegenwart im Fokus der Handlung - sein Streben, seine Wünsche und Träume sind es, die die Geschichte atemlos vorantreiben und schliesslich auch den Höhepunkt einläuten.

Junot Díaz' Roman strotzt von unglaublicher Sprachgewalt, Humor, Ironie und einer Menge karibischem Temperament. Die Sprache, durchsetzt von spanischen Einwürfen - keine Sorge, es gibt ein Glossar - wirkt absolut authentisch und spiegelt die Lebensverhältnisse der dominikanischen Einwanderer in den USA glaubhaft wider. Der Schreibstil war sehr angenehm und gleichzeitig spannend. Man ist gebannt von der Handlung und will unbedingt wissen, wie es ausgeht. Es hat großen Spaß gemacht, diesen tiefsinnigen und vielschichtigen Roman zu lesen, zu verfolgen, wie sich die Erzählstränge zusammenfinden und Geheimnisse gelüftet werden. 

Ich freue mich schon sehr auf weitere Bücher von diesem tollen Autor!