Rezension

Tolles Buch über ein sensibles Thema

Mein Herz und andere schwarze Löcher - Jasmine  Warga

Mein Herz und andere schwarze Löcher
von Jasmine Warga

Bewertet mit 5 Sternen

Wie kann man das Thema Depressionen und Selbstmord so in eine Geschichte einspinnen, dass das Ganze den Leser am Ende nicht vollkommen zerstört? Jasmine Warga hat dies mit ihrem Debütroman super gut umgesetzt und obwohl das Buch ein solches schweres und erschütterndes Thema anspricht, war es mir eine wahre Freude, es  als Hörbuch zu hören. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich nicht weiß, ob es mir genauso gut gefallen hätte, hätte ich es gelesen.

Das liegt einerseits am Schreibstil. Denn dieser ist eher distanziert und dennoch beschreibt er die Gedanken- und Gefühlswert der Protagonistin beinahe perfekt. Ansonsten ist er recht locker und leicht gehalten, so wie ich es von anderen Jugendbüchern gewohnt bin und trotzdem teilweise auch wahnsinnig tiefgründig und fast schon poetisch. Die Sprecherin des Hörbuches hat das alles super gut herüber gebracht und ich habe ihr sehr gerne zugehört.

Die Geschichte ist ebenfalls so eine Sache. Sie ist sehr ruhig gehalten und dennoch regt sie zum Nachdenken an, bringt das Thema Depressionen und Suizid genau auf den Punkt, ohne aber in Kitsch oder überladende Emotionen abzudriften. Dabei wird sehr viel mit den Gedanken und inneren Monologen von Aysel gespielt, um einen Einblick in ihre Seele zu bekommen. So wird schnell klar, dass es an psychischen Erkrankungen keine romantische Seite gibt, nichts verherrlichendes und nichts melancholisch schönes. Vielmehr zeigt die Autorin auf, wie die Gedanken- und Gefühlswelt durch nur einen Wendepunkt im Leben komplett durcheinander geraten kann und dass man sich dagegen kaum allein wehren kann. Aber sie zeigt auch, wie schön das Leben sein kann, dass jedes Leben wert ist gelebt zu werden und dass es immer einen Ausweg gibt. So begleitet man Aysel und Roman durch eine wahnsinnig tolle und teils auch spannende Geschichte voller Lebensmut und Liebe, die sich nicht auf der Problematik der Depressionen und der Selbstmordgedanken der jungen Protagonisten aufhängt, sondern viel mehr deren Entwicklung thematisiert.

Und auch die beiden fand ich wirklich toll. Man muss sie nicht mögen und man muss sie auch nicht unbedingt verstehen, denn beide handeln für gesunde Menschen sicherlich oftmals nicht nachvollziehbar, aber genau das macht sie und ihre Psyche aus. Genauso geht es Menschen mit Depressionen und genauso und nicht anders mussten diese beiden Protagonisten sein, damit die Geschichte einen Sinn ergibt. Überhaupt finde ich, dass die Autorin sehr gut erklärt, warum und weshalb ihre Protagonisten so sind, wie sie sind und warum sie so fühlen, wie sie fühlen.

Für mich war dieses Buch auf jeden Fall eine positive Überraschung und obwohl es nicht wahnsinnig emotional war, hat es das Thema super gut verarbeitet. Genauso mochte ich die zaghafte Liebesgeschichte zwischen Aysel und Roman und ich habe das Hörbuch wirklich genossen.