Rezension

tolles Buch zum Nachdenken über unsere Vorurteile

Missing
von Chris Mooney

Bewertet mit 5 Sternen

Der glückliche Vater Mike erfüllt seiner sechsjährigen Tochter Sarah den Wunsch und geht mit ihr Schlitten fahren – entgegen der Anordnung der Mutter. Es ist ein großer Andrang auf dem dörflichen Hügel, alle treffen sich dort. Mike lässt seine Tochter mit der Tochter eines Freundes auf den Hügel gehen und bleibt unten bei seinem Freund, um ein Bier mit ihm zu trinken. Doch dann kommt dessen Tochter allein den Hügel herunter gerutscht. Größere Jungs haben die beiden voneinander getrennt. Mike geht hoch, um seine Tochter zu holen – findet aber nur noch ihre Brille, ohne die Sarah nur wenig sieht. Eine großangelegte Suchaktion beginnt – aber Sarah bleibt verschwunden. Fünf Jahre später liegt der ehemalige Priester Francis Jonah im Sterben. Alle denken, dass er damals Sarah entführt hat und auch noch zwei andere Kinder. Aber man konnte ihm nie etwas nachweisen. Er musste dafür nie in Haft – Mike dagegen schon, da er Jonah angegriffen hatte. Nun ist Mike auf Bewährung frei und muss sich an einige Auflagen halten. Wird er jemals erfahren, was mit seiner Tochter passiert ist? Wird er Sarah sogar wieder sehen? Was steckt hinter allem? Hat vielleicht sogar sein krimineller Vater mit der Angelegenheit zu tun?

Schon diese Inhaltangabe lässt einen spannenden Krimi vermuten. Tatsächlich wird man dann recht schnell vom Inhalt gefesselt, wo man Mike die ganze Zeit begleitet. Man spürt förmlich, wie er immer wieder hin und her gerissen ist davon, das Richtige zu tun. Und er lässt nicht davon ab, dass Sarah noch leben könnte, obwohl ihm inzwischen alle das Gegenteil einreden und ihm sagen, dass er sich endlich mit dem Unvermeidlichen abfinden soll: Dass er seine Tochter nie wieder sehen wird. Sehr schön lässt uns Chriss Mooney am verkorksten Leben von Mike teilhaben. Man leidet förmlich mit ihm mit. Aber es driftet nie ins Kitschige ab. Mike steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden.

Sehr schön fand ich in diesem Buch den psychologischen Aspekt. Wie wir alle dazu neigen, schnell unsere Schlüsse zu ziehen und diese nie mehr hinterfragen. Denn am Ende ist nichts mehr so, wie es anfangs mal schien. Es klären sich einige viel zu schnell gebildete Vorurteile auf. Ärgerlich war wieder mal der fehlerhafte Klappentext: Es gibt kein weiteres verschwundenes Kind.

Ich würde dieses Buch eher als „Männerbuch“ bezeichnen, denn vieles ist in erster Linie rational und ohne große Gefühle beschrieben. Trotzdem ist Mike ein Mann, den ich auch als Leserin zu schätzen gelernt habe – trotz und vielleicht auch wegen seiner Fehler. Ich habe das Buch gerne gelesen und kann es weiter empfehlen. Es zieht einen einfach in seinen Bann und regt zum Nachdenken an.