Rezension

Tolles Debüt!

Die Falle
von Melanie Raabe

Linda, eine bekannte Autorin, wohnt mit ihrem Hund Bukowski in einem großen, schönen Haus mit Ausblick auf einen See inklusive dichtem Wald. Klingt traumhaft, wäre da nicht das Problem, dass Linda ihr Haus seit knapp zwölf Jahren nicht mehr verlassen hat. Sie geht weder kurz einkaufen, noch mit ihrem Hund spazieren, sie holt nicht einmal die Post selbst. Diese Dinge werden alle von Freunden, Verlagsmenschen und Assistentinnen erledigt. 
Weshalb Linda nicht das Haus verlässt erfährt man als Leser sehr schnell. Sie hat ihre Schwester verloren, das alleine wäre schon ein herber Schicksalsschlag, doch Linda hat den Mörder ihrer Schwester gesehen, dieser konnte aber trotz ihrer Aussage nicht gefasst werden.
Jetzt, zwölf Jahre später, sieht sie den Mörder ihrer Schwester Anna in den Nachrichten und nachdem Linda sich von dem Schock erholt hat, schmiedet sie Pläne. Sie will den Mann, der Anna das Leben genommen hat, auf eigene Faust überführen. Da sie weder ihren Freunde davon erzählen will, noch Hilfe von der Polizei erwarten kann, bleibt ihr nichts anderes über, als ihr Talent einzusetzen. Sie schreibt ein neues Buch und will damit den Mörder in die Öffentlichkeit locken, denn eine Frage geht ihr seit Jahren nicht aus dem Kopf - weshalb musste Anna sterben?
Der Schreibstil der Autorin liest sich flüssig und baut durch die prägnanten Sätze massiv an Spannung auf. Ich wollte ständig vorblättern, weil ich unbedingt wissen wollte, was da genau vor sich ging.

Eigentlich glaubt man, dass die Geschichte monoton vor sich hin plätschert, immerhin ist die Protagonistin die ganze Zeit alleine in ihrem großen Haus. Es spielt sich also alles in ihren vier Wänden ab und dennoch verfolgt man gespannt den Plan, den Linda hier entworfen hat.

Interessant fand ich auch, dass man stellenweise aus dem neuen Buch lesen konnte, welches Linda als Falle für den Mörder schreibt. Nach und nach spielt sich alles zusammen und die anfänglich kurze Plätscherei, entwickelt sich zu einer rasanten Fahrt.

Da ich normalerweise kein Fan von Thrillern bin, ich lese diese wirklich sehr selten, war ich froh, dass es sich hier nicht um eine vor Bluttriefende Geschichte handelt.

Ein gelungenes Debüt, ein atmosphärischer Psychothriller der zu fesseln versteht und eine Auflösung, mit der man vielleicht nicht gleich rechnet, auch wenn ich doch mit meiner ersten Vermutung von Anfang an richtig lag. Einziges Manko: Manchmal waren mir die vielen Wortwiederholungen ein Dorn im Auge, man stolpert einfach darüber. Gute Unterhaltung gehört aber belohnt - 4/5 Rawr's!