Rezension

Tolles Fantasy-Abenteuer: Jane Doe im Kampf gegen Schleimmonster und Psycho-Pflanzen

Die Wiege aller Welten - Jeremy Lachlan

Die Wiege aller Welten
von Jeremy Lachlan

Bewertet mit 4.5 Sternen

Als die Menge grölt, bebt die Erde, und Jane White gelingt die Flucht von der „Heiligen Stiege“, auf der sie eigentlich hingerichtet werden soll. Sie schafft es bis ins geheimnisvolle Schloss, das seit Jahrhunderten von den Bewohnern Bluehavens verehrt wird, aber nicht betreten werden kann. Dort sucht sie nach ihrem Vater, den das Schloss kurz zuvor durch eins seiner Tore eingelassen hat. Noch ahnt sie nicht, dass sie eigentlich dazu bestimmt ist, alle bestehenden Welten vor dem Untergang zu retten.

In „Die Wiege aller Welten“ begibt sich die 14-jährige Außenseiter-Heldin Jane White in ein Abenteuer der Sondergröße. Seit der Zeit, als das alles überragende Schloss sie als Säugling zusammen mit ihrem Vater in Bluehaven ausgespuckt hat, war sein Tor am oberen Ende der Stiege nicht mehr offen. Jane hat einen harten Weg vor sich. Sie kämpft sich durch unzählige Kammern, flüchtet vor mensch- und tierähnlichen Verfolgern und tut sich schließlich mit dem eigenartigen Hickory zusammen, der schon länger dort verweilt und seit ewigen Zeiten keinen Weg hinaus findet.

Das Schloss lebt und verändert laufend seine Raumaufteilung. Es ist unwirtlich und heimtückisch. Nirgendwo ist Jane sicher, und mit ihrem Auftauchen gerät auch Hickorys Leben, so wie er es sich eingerichtet hat, gehörig aus den Fugen.

Natürlich gibt es einen Bösewicht, der die zwei verfolgt, denn er will einen Schlüssel haben, der ihm den Zugang zu allen Welten verschafft, die mit dem Schloss verbunden sind. Jane ist das Ziel von Hetzjagden, sie muss sich unter anderem vor Kopfgeldjägern, einem alles verdauenden Psycho-Wald und widerlichen Licht- und Schleimmonstern retten.

Die preisgekrönte Geschichte des australischen Autoren Jeremy Lachlan ist spannend, temporeich und immer wieder überraschend. Oft hat man den Eindruck, dass mehr passiert, als in das Buch hineinpasst. Wichtige, komplexe Ereignisse werden in kurzen Rückblicken erzählt. Es gibt fremdartige Wesen und Umgebungen, deren Aussehen und Struktur nur knapp beschrieben sind. Das macht die Lektüre manchmal anstrengend.

Unterm Strich ist „Die Wiege aller Welten“ jedoch ein tolles, schrankenloses Fantasy-Abenteuer für Jugendliche, das viele neue Ideen enthält. Teil zwei ist schon in Aussicht: „Jane Doe and the Key of all Souls“ erscheint im Januar 2020 auf englisch. (Warum machen die eigentlich immer viel schönere Titelbilder als unsere Verlage?)

Stellt sich außerdem die Frage: Aus welchem Grund muss die Titelfigur in der deutschen Übersetzung Jane White heißen statt Jane Doe wie im Original? Jane Doe ist in englischsprachigen Ländern der Name für eine unbekannte Tote oder für eine Person, die nicht erkannt werden soll. Das ist wichtig für die Geschichte, um zu zeigen, dass Jane und ihr Vater in Bluehaven wie unwillkommenes Strandgut behandelt werden, und wäre mit einer kurzen Fußnote elegant gelöst gewesen.