Rezension

Tolles Konzept! ​

Good Night Stories for Rebel Girls 2 - Elena Favilli, Francesca Cavallo

Good Night Stories for Rebel Girls 2
von Elena Favilli Francesca Cavallo

Bewertet mit 4.5 Sternen

Wie bereits bei Band 1 finde ich das Konzept von „Good Night Stories for Rebel Girls“ einfach super.

Die verschiedenen Geschichten erzählen von den Möglichkeiten, die man hat, wenn man an sich und seine Träume glaubt, und davon, was man erreichen kann, wenn man nie aufgibt - Botschaften, die meiner Meinung nach für jede Altersgruppe und unabhängig vom Geschlecht zeitlos, wichtig und inspirierend sind.

Auch der feministische Grundgedanke der Gutenachtgeschichten, in denen Frauen die Heldinnen und nicht die Prinzessinnen sind, die gerettet werden, gefällt mir weiterhin außerordentlich gut - besonders deshalb, weil feministische Themen wie Rollenklischees und der Kampf dagegen thematisiert und anschaulich erklärt werden, ohne zu ideologisch zu werden.

Wie bereits im ersten Band haben sich die Autorinnen sichtlich Mühe gegeben, Frauen aus verschiedenen Ländern und Kulturen, verschiedenen Bereichen von Politik über Kunst und Sport bis hin zu Wissenschaft und auch Frauen mit Behinderungen einzubauen. Das ist in meinen Augen sehr gut gelungen und auch sehr wichtig, um auch - oder gerade - in einem solchen Buch Minderheiten eine Stimme zu geben und zu zeigen, dass nicht nur reiche, weiße, westliche Frauen etwas von Bedeutung schaffen können.

Ebenfalls erhalten geblieben ist die wunderschöne Aufmachung mit einer Kurzbiografie inklusive Name, Geburts- und ggf. Todesdatum, Herkunftsland und einem Zitat auf der einen und einer ganzseitigen Illustration der betreffenden Frau auf der anderen Hälfte der Doppelseite. So wird das Buch nicht nur inhaltlich sondern auch optisch zu einem Schatz.

Neu hinzugekommen ist in diesem Band ein Glossar, in dem Begriffe erklärt werden, die für die Biografien der Frauen wichtig, der jungen Zielgruppe jedoch vielleicht nicht geläufig sind. Eine gute Idee, allerdings hätte ich mir einen deutlicheren Hinweis darauf gewünscht, dass es ein Glossar gibt, da man es sonst möglicherweise erst am Ende der Lektüre findet. Einige Begriffe, z.B. Diabetes, werden leider auch nicht wirklich erklärt, obwohl man das auch kindgerecht tun könnte.

Ein wenig schade fand ich auch, dass die Illustratorinnen den Namen nach alle eher aus westlichen Teilen der Welt zu stammen scheinen und damit nicht ganz so divers sind wie die vorgestellten Frauen.

Mit einigen Biografien hatte ich auch wieder ein paar inhaltliche Probleme. Der Text über Anne Bonny erzählt zum Beispiel eine sehr niedliche, gewaltlose Anekdote und umgeht dabei etwas holprig die Tatsache, dass sie als Piratin aber sicher kein gewaltloses Leben geführt hat und Piraten per Definition von Verbrechen gelebt haben. Ich verstehe, dass so vermutlich vermieden werden sollte, dass den Kindern ein schlechtes Vorbild gegeben wird, doch wenn sich eine Biografie für ein Kinderbuch nicht kindgerecht umschreiben lässt, ist sie vielleicht einfach unpassend für die Zielgruppe.
Das Zitat von Mary Shelley ist, wie es mit diesem Zitat so oft passiert, aus dem Kontext ihres berühmten Romans gerissen und gaukelt Kindern vor, es wären die Worte einer starken Frau, obwohl es sich in Wahrheit um eine indirekte Morddrohung des Monsters aus „Frankenstein“ handelt.
Etwas enttäuscht war ich auch vom letzten Teil der Clara Schumann-Biografie. Der Text legt großen Wert darauf, dass sie als Frau trotz ihrer Ehe weiterhin auftrat und komponierte - was damals ungewöhnlich war - betont dann aber auch, dass sie sich nach dem Tod ihres Mannes nur noch seinem Werk widmete, was diese Vorbildfunktion meiner Ansicht nach wieder abschwächt.
Dies sind aber nur Kleinigkeiten, von denen mir bewusst ist, dass sie bei einem so ambitionierten Projekt wie „Good Night Stories for Rebel Girls“ vermutlich schwer zu vermeiden waren.

Fazit

Auch den zweiten Band der Reihe kann ich Menschen jeden Alters und Geschlechts empfehlen. Das Konzept ist klasse und die Biografien sind vielseitig, inspirierend und ermutigen dazu, einen eigenen Weg zu gehen und sich nicht unterkriegen zu lassen.