Rezension

Tolles Konzept, konnte mich trotzdem nicht vollends mitreißen

Mystic City 1. Das gefangene Herz - Theo Lawrence

Mystic City 1. Das gefangene Herz
von Theo Lawrence

Von Mystic City - Das gefangene Herz hatte ich mir sehr viel versprochen. Zum einen aufgrund des genialen Covers, das sofort mein Interesse geweckt hat. Zum anderen aufgrund des spannenden Klappentextes: Gedächtnisverlust, Mystiker, verbotene Liebe - das klingt nach einer richtig tollen Geschichte!
Die Story an sich hat mir auch sehr gut gefallen, aber trotzdem konnte mich Mystic City leider nicht vollends packen und mitreißen.

Die Geschichte beginnt mit einem Prolog, der auf Anhieb mein Interesse geweckt hat und einen klitze-kleinen Einblick in die Vorgeschichte gibt. Diese wenigen Sätze des Prologs haben mich wirklich berührt und sehr, sehr neugierig auf den Rest des Buches gemacht. Damit hat der Prolog seinen Zweck auf jeden Fall sehr gut erfüllt, aber im Nachhinein muss ich sagen, dass ich vielleicht aufgrund des Prologs die gesamte Geschichte zu vorhersehbar fand. Auch wenn er eigentlich nicht viel verraten hat, hat er für mich dann doch wieder zu viel verraten, falls das Sinn macht.
Im Prinzip wird man als Leser auf dem gleichen Wissensstand wie Aria gehalten. Das ist, aufgrund ihres Gedächtnisverlustes, nicht besonders viel. An ihre Eltern und Freundinnen kann sie sich erinnern, aber nach einer Überdosis Stic, eine mystische Droge, hat sie keinerlei Erinnerungen mehr an ihren Verlobten Thomas, der eigentlich zu der verfeindeten Familie der Roses, Arias Familie, gehört. Die Roses und die Fosters sind die beiden einflussreichsten Familien in Mystic City und seit Jahrzehnten verfeindet. Die eigentlich verbotene Liebe von Aria und Thomas zueinander war dann der Auslöser, um die Feindschaft zwischen den Familien endlich zu begraben. Für Aria macht das alles auch Sinn, nur kann sie sich absolut nicht mehr an Thomas und ihre heimliche Liebe erinnern, auch wenn sie nach und nach Hinweise findet, dass sie tatsächlich eine geheim gehaltene Beziehung geführt hat. Trotzdem bleibt Thomas ihr fremd.
Während eines heimlichen Ausflugs in die Tiefe, dort wo die Mystiker und ärmere Menschen leben, wird sie von Hunter aus einer gefährlichen Situation gerettet. Zu diesem unregistrierten Mystiker und Rebellen fühlt Aria sich sofort hingezogen, dabei kämpft ihre Familie dafür, dass alle Rebellen ausgelöscht werden sollen.
Hier liegt also der Knackpunkt der Geschichte, die richtig spannend hätte sein können. Leider war vieles für mich zu vorhersehbar, weshalb mich das Geschehen nicht wirklich mitreißen und überraschen konnte. Einige kleine überraschende Wendungen waren dabei, aber im Großen und Ganzen blieb die gesamte Geschichte für mich absehbar.

Mit Aria als Protagonistin hatte ich nicht direkt Probleme, aber besonders hervor gestochen ist sie für mich auch nicht. Positiv fand ich, dass sie auf dem Boden der Tatsachen geblieben ist, obwohl sie in einer sehr reichen Familien aufgewachsen ist. Sie urteilt selbst und lässt sich keine Meinung vorschreiben, auch nicht von ihrer besten Freundin, die es absolut nicht nachvollziehen kann, dass Aria beispielsweise ein freundschaftliches Verhältnis mit ihrem Dienstmädchen Davida hat. An einigen Stellen hat Aria aber auch wieder leicht naiv auf mich gewirkt; Momente, in denen sie eben nicht hinterfragt und eine Gegebenheit sofort akzeptiert, was schon mal fatale Folgen hat. Dass Aria so ihren eigenen Prinzipien widerspricht hat mich gestört, auch wenn ich Aria gemocht habe.
Mit Hunter hatte ich hingegen größere Probleme, aber mir fällt es auch schwer genauer darauf einzugehen, ohne viel vom Inhalt zu verraten. Mein größter Kritikpunkt ist der, dass er seine Einstellung Aria gegenüber innerhalb kürzester Zeit ändert. Bei der ersten Begegnung ist er sehr abweisend, kurze Zeit später aber kann er die Finger kaum von Aria lassen. Der plötzliche Sinneswandel, beziehungsweise die anfängliche Abweisung hat für mich überhaupt keinen Sinn gemacht und auch sonst ist Hunter für mich recht blass geblieben.

Was mir an Mystic City jedoch richtig gut gefallen hat, ist die Welt, die Theo Lawrence entworfen hat. Die Geschichte scheint in der Zukunft zu spielen, da draußen aufgrund der Klimakatastrophe eine unbändige Hitze herrscht und die Pole und Gletscher geschmolzen sind. Dies hat große Überschwemmungen verursacht, weshalb die Vermögenden und die für die Regierung arbeitenden Mystiker in sogenannten Horsten leben, hoch oben über der Stadt. Die Armen leben in der Tiefe, viele von ihnen sind registrierte Mystiker, die sich regelmäßig Abschöpfungen unterziehen lassen müssen, bei denen ihnen ihre mystische Energie entzogen und für andere Zwecke wie der Stromerzeugung verwendet wird. Mystiker gelten aufgrund ihrer magischen Fähigkeiten als gefährlich und angeblich können sie jemanden mit nur einer Berührung umbringen, weshalb die Regierung streng gegen alle unregistrierten und damit noch voll fähigen Mystiker vorgeht.
Diese Konzept der Tiefe und der Horste, der Mystiker und der "normalen" Menschen fand ich sehr spannend, auch wenn ich lange nach einer Erklärung für die Mystiker gesucht habe. Aber diese gibt es nicht, weshalb ich irgendwann geschlossen habe, dass Mystic City wohl in einem parallelen New York der Zukunft spielt.

Ich liebe Geschichten, in denen es um eine verbotene Liebe geht, weshalb Mystic City - Das gefangene Herz eigentlich genau meinem Geschmack entsprechen müsste. Leider war das Buch jedoch zu vorhersehbar, wirklich mitreißen konnte mich das Geschehen daher nicht.
Die tolle Vision von New York in der Zukunft und das Konzept der mystischen Energie haben das Geschehen für mich wiederum um Vieles aufgewertet.