Rezension

Tolles Setting, eher schwache Charaktere

Das Versprechen der Wüste - Katherine Webb

Das Versprechen der Wüste
von Katherine Webb

Bewertet mit 3.5 Sternen

Es gibt einiges, was mir an "Das Versprechen der Wüste" gefallen hat. Das Setting ist wunderbar beschrieben - sehr lebendig und eindringlich, sodass man das Gefühl hat, selbst in Oman zu sein und den beiden Protagonistinnen durch die Wüste zu folgen -, die Atmosphäre ist gelungen und die Einblicke in das Leben der damaligen Zeit sowie in die fremdartige Kultur und die geschichtlichen Hintergründe waren interessant, vor allem, da die arabische Geschichte vergleichsweise nicht besonders oft thematisiert wird. Die dem Roman nachfolgenden Anmerkungen der Autorin geben noch einmal einen guten Einblick in die realen Ereignisse und wenn man sich weiter mit dem Thema beschäftigen möchte, kann man dies mithilfe der Literatur, die sie nennt, tun.

Das Buch erzählt zwei Geschichten gleichzeitig; eine beginnt 1890 und handelt von Maude Vickery, die davon träumt, große Forschungsreisen zu unternehmen. Die andere spielt im Jahr 1958 und stellt Joan Seabrook in den Mittelpunkt, die unbedingt ihr großes Idol Maude kennenlernen und in ihre Fußstapfen treten möchte. Leider muss ich sagen, dass ich mit beiden Frauen nicht wirklich warm werden konnte. Sie sind nicht unsympathisch, aber Maude ist verbittert und unterkühlt (was man, je mehr man über ihre Vergangenheit erfährt, sehr gut verstehen kann) und Joan ist stellenweise unglaublich naiv. Obwohl dies realistisch war, da sie ziemlich behütet aufgewachsen ist, hat mich ihr Verhalten teilweise gestört. Davon abgesehen fand ich die Geschichten der beiden Frauen fesselnd und interessant und obwohl sehr viel für mich schon schnell vorhersehbar war (gerade in Bezug auf Maudes Leben) gab es ein paar gute Wendungen, die überraschend, aber stimmig waren. Sehr schön fand ich auch die Parallelen und Gegensätze zwischen den Frauen und dass beide alles getan haben, um ihren Traum zu leben, egal, was um sie herum vor sich ging. Die Handlung selbst schreitet recht langsam voran, doch dadurch, dass Maude und Joan sich stetig weiterentwickeln und auch auf die Kultur und Geschichte des Landes recht ausgiebig eingegangen wird, ist die Geschichte für mich nicht langweilig gewesen. Sie wird einfach sehr von den Charakteren angetrieben und nicht von Ereignissen, die um sie herum geschehen.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, doch da es teils sehr vorhersehbar war und ich nicht ganz mit den Protagonistinnen warm werden konnte, gebe ich 'nur' 3,5/5 Sternen.