Rezension

Tolles Thema, gut gelungenes Ende, zwischendurch aber viel zu chaotisch...

Das Joshua-Profil
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt:

Der Mann, den ich angefahren hatte, lag direkt in der Einfahrt. Verdammt! Was hatte der hinter dem Tor zu suchen? Und wie hatte ich ihn bloß übersehen können? "Hallo, können Sie mich hören?", rief ich. Der Kerl trug schwarze Klamotten, ein weiterer Grund, weshalb ich nicht bemerkt hatte, dass er mir wie aus dem Nichts direkt vor die Kofferraumhaube gesprungen war. Ich beugte mich zu ihm hinunter, und da er sich nicht bewegte, rechnete ich mit dem Schlimmsten. Mit offenen Brüchen oder gar einem eingedrückten Schädeldach - aber auf den Anblick, der sich mir bot, als ich in das Gesicht der Mannes blickte, war ich nicht vorbereitet. "Du!?", fragte ich und wich zurück, als hätte ich den Antichrist gesehen. Das ist unmöglich. Das darf nicht sein. Vor mir auf dem Asphalt lag ein Mann, der in seiner Jugend weitaus Schlimmeres getan hatte, als mit Steinen zu werfen. Er pfählte Katzen, schmiss Molotowcocktails in offen stehende Fenster, und neben Tierquälerei und Zündeln hätten sicher auch die nassen Laken, die seine Mutter jeden Morgen wechseln musste, einen eindeutigen Hinweis auf die psychopathische Zukunft des Heranwachsenden geliefert. Wenn er denn Eltern gehabt hätte, denen es nicht gleichgültig gewesen wäre, dass aus ihrem Jungen ein psychopathischer Kindervergewaltiger wurde.

Der erfolglose Schriftsteller Max ist ein gesetzestreuer Bürger. Anders als sein Bruder Cosmo, der in der Sicherheitsverwahrung einer psychiatrischen Anstalt sitzt, hat Max sich noch niemals in seinem Leben etwas zuschulden kommen lassen. Doch in wenigen Tagen wird er eines der entsetzlichsten Verbrechen begehen, zu denen ein Mensch überhaupt fähig ist. Nur, dass er davon heute noch nichts weiß...im Gegensatz zu denen, die ihn töten wollen, bevor es zu spät ist.

 

Meine Meinung:

Ich muss zugeben (Schande über mein Haupt), dass Das Joshua Profil mein erster Fitzek Roman war. Erst mal vorab: Ich liebe seinen Schreibstil, die kurzen Kapitel, die Formulierungen und werde allein deshalb sicherlich noch weitere seiner Bücher lesen (Der Augensammler steht bereits bei mir im Regal!). Inhaltlich hatte ich mir jedoch mehr versprochen, gerade weil um den Mann so ein Hype gemacht wird. Die Thematik des Buches, auf die ich hier jetzt nicht weiter eingehen werde, um nichts vorweg zu nehmen, ist brandaktuell, super interessant und ganz toll umgesetzt. Ich liebe die Figuren, sowohl die guten als auch die schlechten, weil es Fitzek unheimlich gut gelingt, sie so detailliert zu beschreiben, dass sofort ein Bild im Kopf entsteht. Aber es war mir irgendwie alles etwas zu chaotisch, es sind so viele Parallelhandlungen, dass es gerade anfangs schwer fällt, den Überblick zu behalten, und viele kleine Abschnitte sind für die Handlung gar nicht relevant und werfen daher nur Fragen auf. Außerdem finde ich die Story in vielen Teilen auch sehr abgedreht und unrealistisch, mir sind oft viel zu viele Zufälle und sich wiederholende Ereignisse zusammengekommen und gerade die Protagonisten überleben mir viel zu viele Todesszenarien. Das Ende fand ich dann aber wieder gut gelungen, wobei ich das letzte Kapitel ja weggelassen und nach dem vorletzten Schluss gemacht hätte, um der Person, um die es sich handelt, das zu "gönnen", was sie sich gewünscht hat. Die von euch, die es schon gelesen haben, wissen was ich meine ;)

Das Buch ist auf jeden Fall lesenswert und ich glaube auch, dass es eine super Filmvorlage abgeben würde, aber wie gesagt: Nach dem ganzen Hype um Sebastian Fitzek hatte ich mir von dem Buch irgendwie mehr versprochen. Ich werde mir jetzt noch den Augensammler vornehmen, aber wenn der mich auch nicht begeistert, werde ich das Kapitel Fitzek für mich wohl wieder abschließen...