Rezension

Tolstoi - Schwere Kost

Anna Karenina - Leo N. Tolstoi

Anna Karenina
von Leo N. Tolstoi

~~Kurzbeschreibung (Quelle: weltbild.de):
Anna, die schöne Frau des hohen zaristischen Beamten Karenin, verliebt sich leidenschaftlich in den leichtlebigen Grafen Wronski, der ihr Gefühl aufrichtig erwidert. Anna verlässt ihren Mann, bekennt sich offen zu ihrer Liebe. Geächtet von der Gesellschaft, beginnt Anna einen verzweifelten Kampf um ihren Sohn, den sie dem kaltherzigen Karenin überlassen musste.

Beginnen möchte ich die Rezession mit einem Zitat von Wikipedia.de:
„Der Detailreichtum, mit dem Tolstoi die Geschichte(n) erzählt, macht es notwendig, sich bei einer kurzen Inhaltsangabe auf die Haupthandlung des Romanepos zu beschränken. Die scheiternde Beziehung der Karenins auf der einen und die glückliche Ehe Kittys mit Lewin auf der anderen Seite bilden die Handlungsschwerpunkte. Die Oblonski-Geschichte ergänzt und kontrastiert die beiden Haupthandlungen, ohne dabei unwichtig zu sein. Über die Frage, ob es sich bei Anna Karenina um einen typisch Tolstoischen „Doppelroman“ oder um ein dreisträngiges Werk handelt, gibt es in der Literaturwissenschaft unterschiedliche Ansichten.“

Genau diese zwei parallel verlaufenden Handlungen haben das Lesen des Buches erschwert.
Der oftmalige Szenenwechsel war schwer zu verdauen und hat einige Zeit beansprucht, sich daran zu gewöhnen.
Auch diese vielen russischen Namen, die sich meist nur durch den zweiten Namen unterscheiden wollen zugeordnet werden. Und wenn dann auch noch einer der vielen Personen plötzlich mit Kurzform/Spitznamen ge-/beschrieben wird, war die Verwirrung perfekt.
Dazu kann ich aber auch Wikipedia.de empfehlen. Man sollte aber den Bereich „Handlung“ überspringen, da dieser voller Spoiler ist. Darunter ist eine Personenauflistung, die durchaus aus den Verwirrungen helfen kann. Ich habe sie leider erst jetzt im Zuge meiner Rezession entdeckt.
Wer der französischen Sprache nicht mächtig ist, dem empfiehlt es sich außerdem ein Wörterbuch dabei zu haben. Viele Dialoge enthalten die französische Sprache, wenn auch nur vereinzelte Sätze.
Ich habe sie nicht übersetzt, weil es mich noch mehr aus meinem Lesefluss gerissen hätte und habe gehofft, dass es nicht so wichtig war. Mir ist auch nicht aufgefallen, dass mir etwas entgangen wäre.

Die Geschichte(n) ansich waren sehr interessant und auch in gewisser Weise fesselnd.
Es waren aber teilweise auch innerhalb der zwei (drei) Handlungsstränge ein paar Längen dabei. So wird zum Beispiel ein Jagdausflug in allen Einzelheiten beschrieben und bestimmte politische Disskussions-Dialoge bis ins kleinste Detail geschrieben, was das Lesen noch mehr in die Länge gezogen hat.
Die gesellschaftskritische Aspekte des Romans regen sehr zum Nachdenken und Vergleichen mit der heutigen Gesellschaft an.

Es ist also keineswegs übertrieben, wenn man sagt „Tolstoi-Schwere Kost“.

Fazit:
Es war mein erster Tolstoi und wohl für die nächste Zeit auch erstmal der Letzte. Nicht dass mir das Buch nicht gefallen hätte. Aber man braucht für Tolstoi einfach Zeit und vorallem Muse. Er ist nicht einfach mal so gelesen. Nach spätestens drei Kapiteln braucht man eine Pause.
Im Großen und Ganzen aber ein durchaus empfehlenswerter Roman, den man auch unter die Klassiker zählen kann.