Rezension

Top Sprache, verwirrende Story

Die Rache ist mein -

Die Rache ist mein
von Marie Ndiaye

Bewertet mit 3 Sternen

Die 42-jährige Anwältin Me Susane -im französischen Brauch Maître, hier gekürzt mit Me- hat vor Monaten ihre eigene Kanzlerei in Bordeaux eröffnet und seitdem hält sie sich nur mit paar kleinen Aufträgen auf dem Wasser. Überwiegend beschäftigt sie sich kostenlos für die Aufenthaltsgenehmigung von ihrer Hausangestellte Sharon, die mit ihrer Familie aus Mauritius geflüchtet ist und illegal in Frankreich leben. Umso mehr war sie verwundert, als eines Tages Gilles Principaux zu Besuchen kam, um eine der spektakulärsten Fälle des letzten Wochen ihr anzuvertrauen. Sie soll seine Ehefrau, die deren drei Kleinkinder ermordet hat, verteidigen. Noch merkwürdiger ist: Me Susane glaubt Principaux der Junge ist, dass sie vor dreißig Jahren einige Stunden in seinem Zimmer verbracht hat. Denn an dem Tag, in einem fremden Haus und Me Susane als zehnjähriges Mädchen, ist irgendwas passiert, dass ihr Leben im Grunde verändert hat. Aber was? Und warum vertraut Gilles Principaux den Fall an Maître Susane? Wieso hat Madame Principaux ihre Kinder getötet? Welche Rolle spielt in alldem ihre Haushälterin?

„Die Rache ist mein“ ist eine der außergewöhnlichsten und anspruchsvollsten Bücher, die ich in 2021 gelesen habe. Leider es heißt nicht, dass das mich überzeugt hat! Weil manchmal ganz einfachere Romane viel mehr bewegender als dieses verwirrender Story sind, welche die Autorin hier, vor mir, wie eine Patchwork-Decke verbreitet hat. Sie greift einige Themen wie Migration, mögliche Vergewaltigung, psychische Tiefpunkte, Familienverhältnisse und die Rolle der Frau in der Gesellschaft, meiner Meinung nach, die nicht wirklich zusammen passen, aber irgendwie zusammengeflickt worden sind. Man beschäftigt sich die ganze Geschichte lang mit dem Fragen „Warum, Wieso, Wer“ um Ende ratlos zurückzubleiben. Denn jedes angefangenes Thema bleibt hier offen und wird nicht bis zu Ende erzählt. Literarisch gesehen war Ndiaye's Sprache großartig, allerdings man muss hier fast alles Zwischen den Zeilen lesen. Obwohl ich diese „Zweideutigkeit“ liebe, hat es mich laufe des Buches sehr ermüdet. Ich habe mir wenigstens am Ende etwas Klarheit erhofft, was ich hingegen bekommen hab, ist „Friede, Freude, Eierkuchen“ der für mich überhaupt nicht passend war.

Die Grundidee des Romans fand ich genial, auch Aufbau des Buches aus verschiedenen Sichten mit passenden Erzählerstimmen war grandios, doch mit der Umsetzung und fehlenden roten Faden konnte ich nicht viel anfangen. Wie Maître Susane's Vorname, die ich hier nur als „H“ erfahren habe, ein Buchstabe, welche in Französisch nicht ausgesprochen wird, ist dieses Buch auch geistlos für mich. Schade, aber ist so!