Rezension

Total abgedreht!

Rentierköttel
von Lars Simon

Bewertet mit 4 Sternen

Torsten Brettschneider hat sich in Mittelschweden ein Haus gekauft. Das liegt zufälligerweise in der Nähe seiner Angebeteten Linda. Leider kann Torsten sein Glück noch nicht richtig genießen, da das Haus ziemlich sanierungsbedürftig ist und deshalb erstmal  die Handwerker anrücken müssen. Außerdem ist Linda irgendwo zwischen Mittelschweden und Lappland verschwunden. Ausgerechnet Torsten wird von Lindas Vater, dem Pfarrer Jan-Peer Pettersson aus Gödseltorp, dazu auserkoren, sich auf die Suche nach der Verschwundenen zu begeben. Dass das nicht ganz reibungslos verlaufen wird, kann man schon erahnen, wenn man weiß, dass Rainer seinen Freund Torsten bei diesem Trip natürlich wieder tatkräftig unterstützen wird. Als die beiden dann noch auf die Mitglieder einer Asen-Sekte treffen, die steif und fest daran glauben, die fleischgewordene Reinkarnation nordischer Götter zu sein, nimmt der Wahnsinn seinen Lauf....

Nach "Elchscheiße" und "Kaimankacke" liegt mit "Rentierköttel" nun endlich der dritte Band der Reihe um Torsten Brettschneider und seine Freunde vor. Da die Romane in sich abgeschlossen sind, gelingt der Einstieg in die skurrilen Ereignisse sicher auch dann problemlos, wenn man die ersten beiden Bände nicht gelesen hat. Doch um die humorvolle Erzählung voll auszukosten, und den Überblick über das Beziehungsgeflecht der chaotischen Hauptprotagonisten zu bekommen, können die Vorkenntnisse aus den ersten Teilen sicher nicht schaden.

Auch dieser Band wird in der Ich-Form, aus der Sicht des Hauptprotagonisten Torsten, erzählt. Man schlüpft also quasi in Torstens Haut und bekommt die diversen Missgeschicke und Schicksalsschläge, die ihn ja unweigerlich ereilen, am eigenen Leibe zu spüren. Die Freundschaft zu Rainer verlangt ihm mal wieder einiges ab, denn der schräge Langzeitstudent zieht alle Register. Aber so kennt man ihn ja und Rainer wäre nicht Rainer, wenn er nicht so wäre. Doch in Kombination mit einer wild gewordenen und offensichtlich total durchgeknallten Asensekte, kann die Lage dann zuweilen schon etwas aus der Kontrolle geraten und Torsten an den Rand des Wahnsinns treiben.

Der Schreibstil ist locker und humorvoll. Es ist fast so, als ob man Torstens skurriler Erzählung lauschen würde. Im Gegensatz zu ihm, kann man sich ja ganz entspannt zurücklehnen, abwarten, was passiert und die Ereignisse schmunzelnd beobachten. Torsten hat allerdings ganz schön was einzustecken, wobei die Ereignisse eigentlich noch viel schräger sind, als in den vorherigen Bänden. Frei nach dem Motto: "Schlimmer geht immer!".  

Ich habe bisher alle Brettschneider-Bände mit Begeisterung gelesen. Auch bei diesem Band habe ich mich wieder sehr gut unterhalten, wobei ich zugeben muss, dass die Handlung von "Rentierköttel" für meinen Geschmack schon fast zu schräg und abgehoben war. Außerdem kamen für mich die Wortgefechte zwischen Torsten und seinem Vater ein wenig zu kurz, denn der ältere Brettschneider ist in diesem Band leider nur eine Randfigur. Dennoch vergebe ich vier Bewertungssterne und eine klare Leseempfehlung für alle Leser, die es gerne etwas schräg und abgedreht mögen.