Rezension

Total abgefahren

Schlechtes Chili - Joe R. Lansdale

Schlechtes Chili
von Joe R. Lansdale

Bewertet mit 4 Sternen

»Das Leben ist wie ein Teller Chili in einem unbekannten Café. Manchmal ist es lecker und scharf. Ab und zu schmeckt es wie Scheiße.«

Kaum ist Hap wieder von seinem Job auf einer Bohrinsel zurück, schon tischt ihm das Leben einen ebensolchen Teller schlechtes Chili auf. Nach einer ziemlich derben Auseinandersetzung mit einem tollwütigen Eichhörnchen muss er also das Krankenhausbett hüten als sein bester Freund Leonard plötzlich spurlos verschwindet und dann auch noch unter Mordverdacht gerät. Vorbei ist es mit den guten Absichten, ein anständiges und geregeltes Leben zu führen, denn nun gilt es natürlich seinem Kumpel aus der Misere zu helfen. Doch dieser Weg ist steinig und gepflastert mit toten Bikern, Fettdieben, einem ehemaligen Profiwrestler und ganz üblen Sadisten, die es auf Homosexuelle abgesehen haben. Nur einen Lichtblick gibt es in diesem ganzen Chaos und das ist die taffe Krankenschwester Brett, die ganz offenbar ein Auge auf Hap geworfen hat.

Klingt abgefahren und ist es natürlich auch, schließlich sprechen wir hier über Joe R. Lansdale und seine beiden Hobby-Detektive Hap & Leonard. Band 4 der Reihe steht den Vorgängern in Nichts nach, außer dass es noch derber zugeht – inhaltlich wie sprachlich. Wer damit nicht klarkommt, für den ist diese Story (und wohl auch die Reihe) definitiv nichts. Zartbesaitete und Schöngeister dürften hier arge Probleme haben. Alle die, die mit pechschwarzem Humor, derbem Wortwitz und Sprachstil sowie brutalen und manchmal auch ekligen Szenen umgehen können, werden insgesamt wieder einmal hervorragend in typischer Lansdale-Manier unterhalten werden.

Lansdale liefert aber nicht nur eine abgedrehte Story, die sich bestens auf der Leinwand machen würde (am besten von Tarantino verfilmt), er schlägt auch wieder gewohnt ernste Töne an, übt zwischen den Zeilen Kritik am System, Intoleranz und hebt einmal mehr die Freundschaft und den Zusammenhalt aufs Podest. Und auch der Liebe lässt er Raum – ein wenig und ganz unaufdringlich (Hap versau es nicht!). Ach ja und da ist auch noch etwas: Humor. Ganz besonders der Sinn für Situationskomik und teuflisch gute Dialoge macht »Schlechtes Chili« so überaus bekömmlich.

Wir lesen uns schon bald wieder und ich freu mich drauf!