Rezension

Tote Tulpen tragen Trauer

Tote Tulpen - Jaromir Konecny

Tote Tulpen
von Jaromir Konecny

Bewertet mit 4 Sternen

Manchmal verliert man, und manchmal gewinnen die anderen. Dieses Gefühl hat wohl Leon, der soeben aus dem Jugendknast entlassen wurde, und direkt an seiner neuen Arbeitsstätte - einem Blumenladen -, über eine schöne Frau stolpert. Das allein mag noch kein Grund sein, sich benachteiligt zu fühlen, wenn diese schöne Frau aber dazu auch noch schön tot ist, und man selbst die Mordwaffe in der Hand hält, sieht das schon anders auch. Und noch blöder wirkt es, wenn man verdutzt vor der toten, schönen Frau steht, die Mordwaffe hoch erhoben, und von einer anderen schönen Frau dabei erwischt wird. In dem Fall ist die andere schöne Frau aber sehr lebendig und richtet eine weniger lebendige Knarre auf Leon, der das Gefühl hat, schon allein bei diesem Anblick irgendwo zwischen Leben und Tod zu schweben.

Zum Glück stellt sich heraus, dass die lebende schöne Frau ein Mädchen in seinem Alter und dazu die Tochter des Ladenbesitzers ist, der Leon als Azubi direkt aus dem Knast heraus angeheuert hat. Und sie ist nicht nur ein wenig herrisch (obgleich eine Dame), sondern auch schwer in Ordnung. Zumindest meistens. Wenn ihr nicht einfällt, dass sie Leon boxen muss, weil er sich dumm stellt. Die beiden, die jetzt also so unverhofft über ein Mordopfer gestolpert sind, beschließen, den Täter ausfindig zu machen, denn auf die Polizei ist nicht so recht Verlass, das weiß jeder 16jährige. Sie machen sich also auf und stolpern dabei über tote Tulpen, schwarze Tulpen, etwas zurückgebliebene Azubis, kämpferische Zwillinge mittleren Alters, überdrehten Polizisten, missbrauchte Opfer, die zu Tätern wurden und dann wieder zu Opfern und dann ... Keine Ahnung. Meint ihr, sie finden den Mörder? Ich verrat's euch nicht.

Ich verrat's euch deshalb nicht, weil ihr euch ruhig die Mühe machen könnt, das Buch selbst zu lesen. Wobei es wirklich keine Mühe macht. Es kommt so locker-flockig herüber wie Wattebäuschchen, die irgendein Unhold auf euch wirft, mit einer schnoddrig-lässigen Jugendsprache, die manchmal zu erhobenen Augenbrauen, aber noch eher zum Schmunzeln verführt, mit abgedrehten Charakteren, von denen die meisten äußerst sympathisch oder doch zumindest cool herüberkommen und einem 16jährigen Ermittlerduo, das sich ratzfatz in die Sympathie der Leser schmuggelt. Vielleicht ist die Lösung des Ganzen ein bisschen zu sehr auf Glück und Zufall basierend, vielleicht könnte man manche Protagonisten als zu überzeichnet empfinden, doch das müsst ihr schon selbst entscheiden. Nur soviel: Wer Jugendsprache für Althebräisch hält, ist hier wohl eher fehl am Platze, denn es ist nun mal ein Jugendthriller mit Jugendslang und Jugendbenehmen.

Fazit: Hat Spaß gemacht. Wann kommt der nächste Fall von L & L?