Rezension

Tränenreich, dramatisch und kaum in Worte zu fassen... wow!

Sieben Minuten nach Mitternacht - Patrick Ness, Siobhan Dowd

Sieben Minuten nach Mitternacht
von Patrick Ness Siobhan Dowd

Inhalt:
Nachdem sein Vater ihn vor 7 Jahren wegen einer anderen Frau verlassen hat und in die USA ausgewandert ist, lebt der 13-jährige Conor O’Malley alleine mit seiner Mutter. Doch diese ist schwer krank und muss eine Chemotherapie nach der anderen über sich ergehen lassen. Doch Connor sieht die ganze Sache optimistisch – die Ärzte werden seine Mama wieder gesund machen. Bald ist es soweit und es wird ihr wieder richtig gut gehen. Doch die Behandlung scheint einfach nicht anschlagen zu wollen und so geht es immer weiter bergab.
Connor wird währenddessen immer wieder vom gleichen Albtraum heimgesucht und wacht jedes mal schreiend in seinem Bett auf.
Eines Nachts – genau Sieben Minuten nach Mitternacht taucht ein Baummonster vor seinem Fenster auf und sucht ihn seitdem regelmäßig heim. Bald schon weiß er nicht mehr, was ein Traum und was die Wirklichkeit ist, denn woher kommen die Eibennadeln in seinem Zimmer?

Fazit:
„Sieben Minuten nach Mitternacht“ ist ein Roman von Patrick Ness. Die ursprüngliche Idee stammt von Siobhan Dowd, die laut Ness bereits „vier packende Romane für junge Erwachsene“ geschrieben hatte. „Sieben Minuten nach Mitternacht“ sollte ihr fünftes Werk werden – die Charaktere, ei detailliertes Exposé und den Anfang hatte sie bereits fertig. Doch im Alter von 47 Jahren erlag sie im Jahr 2007 einem dreijährigen Kampf gegen Brustkrebs und konnte somit dieses Werk niemals beenden. Dem hat sich Patrick Ness 2011 angenommen und ein Buch geschrieben, bei dem er sich vorstellen konnte, dass es Siobhan Dowd gefallen hätte. Illustriert wurde dieser Band von Jim Kay.
Als reines Jugendbuch kann man „Sieben Minuten nach Mitternacht“ wahrlich nicht bezeichnen. Ich hatte keine Ahnung, was mich bei diesem Buch erwartet – ich wusste nur, dass es verdammt gut sein sollte. Und ja, das war es. Was als normales Jugendbuch beginnt, endet in einem Thema, dass für so manchen eine echte Qual ist. Ich habe am Ende Rotz und Wasser geheult und habe auch nach dem Zuklappen noch 5 weitere Minuten auf das Buch gestarrt. Es um 00:07 Uhr zu beenden habe ich nicht ganz geschafft – um genau zu sein war es 00:23 Uhr, da ich es nicht weglegen konnte.

„Sieben Minuten nach Mitternacht“ erzählt die Geschichte eines 13-jährigen Jungen, der sich darüber im Klaren werden muss, dass seine Mama den Kampf gegen ihre Krankheit verlieren wird.
Connor ist ein sehr stiller Junge, stets darauf bedacht, es allen recht zu machen. Seit seine Mutter krank geworden ist, haben sich alle in der Schule von ihm abgewandt und keiner scheint ihn mehr so richtig wahrzunehmen. Außer Harry und seine Kumpels, denn diese gehen jede Pause auf ihn los, um ihn zu mobben. Doch Connor lässt das alles still über sich ergehen und lügt sogar die Lehrer an, als sie ihm helfen wollen. Das Monster, welches beinahe jede Nacht bei ihm auftaucht, macht ihm absolut keine Angst. Es behauptet stets, er habe es gerufen, doch er weiß nicht, warum. Irgendwann beginnt es, ihm Geschichten zu erzählen – 3 an der Zahl. Jede Geschichte zeigt ihm, dass es oft anders kommt, als man denkt.

Connors Mutter ist eine Frau, die immer wieder versucht, für ihren kleinen Connor stark zu sein und ihm das Gefühl zu geben, dass alles wieder gut wird, obwohl sie sich selbst bereits mit ihrem Schicksal abgefunden hat.
Ihre Mutter dagegen ist eine echte Hexe. Für sie zählt nur ihre Tochter. Mit Connor kommt sie keineswegs klar – genauso kann er sie ebenfalls nicht ausstehen.
Connors Vater, der mit seiner neuen Frau und kleinen Tochter in den USA lebt, scheint sich nicht recht über seine Verantwortung als Vater im Klaren zu sein. Zum einen mimt er den guten Vater, der seinem Sohn Ratschläge erteilen will, zum Anderen möchte er nicht, dass Connor im Ernstfall mit ihm nach Amerika geht.

Was das Monster betrifft, möchte ich gar nicht allzu viel verraten. Bis zum Ende kann man nicht so wirklich sagen, ob es Connor eher helfen oder schaden möchte. Zum einen richtet es oft nur Schaden an, zum anderen spendet er Connor auf eine bestimmte Weise Trost, wie es sonst keiner kann. Connor ist so unglücklich mit dem Leben bei seiner Großmutter, dass er in dem Monster fast schon eine Art Verbündeten oder sogar einen Freund sieht.

Ich habe selten ein so bewegendes Buch gelesen, welches mit derart zu Tränen gerührt hat. „Sieben Minuten nach Mitternacht“ ist eine Geschichte, die einen nicht mehr loslässt. Realistisch, berührend und herzzerreißend begleitet man den kleinen Connor auf dem Weg zu seiner schlimmsten Erkenntnis.
Die Illustrationen sind teilweise recht gruselig, spiegeln die Situtationen, in denen Connor und das Eibenmonster sich befinden jedoch perfekt wieder. Eine direkte Schreibweise machen dieses Buch zu einem unglaublichen Roman, der mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.