Rezension

Träume und ihre Folgen

Das wilde Herz des Westens - Alexandra Fischer

Das wilde Herz des Westens
von Alexandra Fischer

Bewertet mit 5 Sternen

Zum Inhalt: Phoebe träumt seit ihrer Kindheit vom Westen, von starken Cowboys und einem glücklichen Familienleben auf ihrer eigenen Ranch, angespornt von Groschenromanen hat sie ihr ganz eigenes Bild vom glorreichen Leben im Westen. Sie ergreift die Chance diesen Traum zu verwirkliche und antwortet auf eine Heiratsannonce. Sie die verwöhnte Südstaaten Tochter, die es schon als Zumutung empfindet wenn ihre Cousine bei ihr im Zimmer einquartiert wird, macht sich mit Briana auf den Weg. Briana, Tochter irischer Einwanderer lebt und arbeitet seit ihrem 7. Lebensjahr bei Phoebes Familie und für Träume hat sie keine Zeit. Der Bräutigam ist dann auch nicht so wie ihn sich Phoebe auf Grund des Briefes erträumt hat. (Papier ist geduldig). Aber es dauert lange bis der anstrengende Weg ins "gelobte Land" Phoebe die Augen öffnet und Briana das träumen lehrt.
Eingebettet in die Lebensgeschichten dieser unterschiedlichen Frauen und ihrer Begleiter sind harte historische Fakten und klare Bilder der damaligen Zeit und Situation. Hier kann man den langen, beschwerlichen Treck nach Westen mitverfolgen, den amerikanischen Bürgerkrieg mit seinen Folgen und auch die Situation der irischen Einwanderer, ohne die Verklärung, die gerade bei Western so gerne vorkommen.
Zum Stil: Der Schreibstil von Alexandra Fischer ist flüssig und leicht zu lesen, die Seiten fliegen nur so dahin. Durch äußerst bildliche Beschreibungen stehen dem Leser sowohl die Landschaften als auch die Situationen klar vor Augen. Die historischen Fakten sind gut und präzise recherchiert und werden dem Leser klar vermittelt, ohne geschönt zu werden. Die Szenen im Feldlazarett werden ebenso konsequent beschrieben wie der Leichenzug von Abraham Lincoln oder die beschwerliche Reise. Trotz allem ist das die Geschichte zweier junger Frauen die ihren Platz im Leben suchen und mit sich selbst und den äußeren Umständen fertig werden müssen. Auch die Charaktere der Protagonisten gewinnen so sehr an Leben wie die Geschichte und gerade die zwischenmenschlichen Beziehungen verleihen der Story eine besondere Note.
Mein Fazit: eine faszinierende Geschichte über Briefbräute und deren Weg in den Westen, mit viel Gefühl, aber ohne Rosa-Rote-Brille.