Rezension

Tragikomische Liebesgeschichte über die Begleiterscheinungen des Lebens und Sterbens

Das Schicksal ist ein mieser Verräter - John Green

Das Schicksal ist ein mieser Verräter
von John Green

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt

 

Das Leben ist bereits schwer genug, doch das Sterben stellt eine besondere Herausforderung dar. Vor allem wenn man am liebsten niemanden nahe genug an sich heranlassen will, der einem dabei zusehen müsste.

 

Hazel hasst Krebsbücher. Und das tut sie aus Erfahrung, denn sie hat Schilddrüsenkrebs mit Metastasen in der Lunge. Grund genug, sich in ihrem Zimmer zu verkriechen, immer wieder dasselbe Buch zu lesen und auf diese Art und Weise zu vermeiden, von irgendjemandem in ihrem Umfeld bemitleidet zu werden.
Zu ihrem Unmut sieht ihre Mutter das ganz anders und meldet sie bei einer Selbsthilfegruppe an. Dort lernt sie zu ihrer Überraschung jemanden kennen, der mit ihrer Schlagfertigkeit und ihrem trockenen Humor locker mithalten kann: Augustus „Gus“ Waters.
Aber soll sie wirklich die Gefühle für ihn einlassen, wenn eines von vornherein feststeht: Dass sie in absehbarer Zeit sterben wird?

 

 

Meinung

 

Das Schicksal ist ein mieser Verräter wurde mir von mehreren Seiten wärmstens empfohlen. Ich habe einen etwas anderen Roman über das Thema Krebs und den Umgang mit einer unheilbaren Krankheit erwartet und wurde nicht enttäuscht.
Gleich zu Anfang fasziniert einen Hazels Erzählweise: offen, ehrlich, schonungslos, aber nicht ohne einen wunderbaren Galgenhumor, der einen vergessen lässt, wie sehr das Mädchen eigentlich leiden muss. Mit ihrer Sicht der Dinge erreicht sie genau das, was sie erreichen will: Dass man sie nicht bemitleidet, ja, manchmal sogar vergisst, wie krank sie wirklich ist. Viel eher bewundert man sie dafür, wie sie sich trotz allem zu behaupten weiß und unter Gus’ Einfluss regelrecht aufblüht, obwohl sie es anfangs gar nicht zulassen will.
Aber auch die übrigen Figuren, allen voran Gus, dessen bester Freund Isaac, Hazels Mutter oder Hazels Lieblingsschriftsteller Peter Van Houten bestechen durch ihre Tiefe und lebensechte Charakterzeichnung. Nicht jeder von ihnen ist einem auf Anhieb sympathisch, doch keiner von ihnen wirkt aufgesetzt oder unglaubwürdig.

 

Dasselbe gilt für die Handlung. Skurril, unglaublich komisch, mitreißend und tief berührend zugleich und trotzdem herzzerreißend realitätsnah, dass man sofort von ihr gefangen wird. Hier wird keine Leidens-, sondern eine Lebens- und Liebesgeschichte erzählt, die mehr über jugendliche Ängste und Nöte offenbart als andere in diesem Genre und dabei keinesfalls die vielen kleinen Freuden außer Acht lässt. Man muss nicht todkrank sein, um mit den Protagonisten mitfiebern zu können oder sich vom Autor verstanden zu fühlen.
Zusätzlich schafft der freche, auf Teenager zugeschnittene und dennoch poetische Schreibstil den schweren Spagat zwischen Tragödie und Komödie und verhindert, dass selbst die romantischen oder traurigen Szenen in unerträglichen Kitsch abdriften.

 

Fazit

 

John Greens Jugendroman ist absolut kein Krebsbuch, schon gar kein gewöhnliches, in denen die Todkranken über sich hinauswachsen oder heldenhafte Dinge tun. Hazel, Gus und Issac sind von einer oft unheilbaren Krankheit gezeichnet, lassen sich davon allerdings nicht völlig unterkriegen. Ihre Probleme sind denen gesunder Altersgenossen gar nicht so unähnlich und das macht den besonderen Charme des Werks aus. Der Krebs wird natürlich nicht völlig ausgeblendet, aber auch nicht unnatürlich zu einer harten Prüfung für alle Beteiligten verklärt, die in allen Einzelheiten ausgewalzt wird.
Wer also daher nach einem Buch sucht, das einen gleichzeitig lachen und weinen lässt und einem die Ansichten Heranwachsender eindringlich und einfühlsam nahe bringt, der wird von Das Schicksal ist ein mieser Verräter genauso begeistert sein wie ich.