Rezension

Tragisch

Winteraustern - Alexander Oetker

Winteraustern
von Alexander Oetker

Zum Inhalt:
Luc Verlain ist zufällig auf einem Boot der Polizeieinheit, die die Austernbänke überwachen und vor Dieben schützen soll, als ein Notruf eines Fischers eintrifft. Dieser wurde hilflos auf einer Sandbank nach einem Überfall zurückgelassen, als die Flut beginnt. Doch das ist nicht das einzige Verbrechen in dieser Nacht, - kurze Zeit später finden die Polizisten zwei weitere Austernfischer, die tot an Pfählen angebunden sind. Luc beginnt in einer Welt zu ermitteln, die vom Klimawandel und Existenzängsten geprägt ist, - denn auch in der Austernfischerei fressen die großen Fische die kleinen.

Mein Eindruck:
Der dritte Fall Luc Verlains spielt in Aquitanien zur Weihnachtszeit und man meint Kälte, Wind und Wasser, die den Austernfischern bei ihrer schweren Arbeit zusetzen, am eigenen Leib zu spüren. Die Landschaftsbeschreibungen von Alexander Oetker sind ein großes Pfund in diesem Kriminalroman, das andere zeigt sich in den Beziehungen im Kollegium. Über Probleme wird geredet und die Zusammenarbeit gestaltet sich zielgerichtet, ein Kompetenzgerangel fehlt glücklicherweise. Auch die sonstigen Charaktere wirken lebensecht, insbesondere dann, wenn sie nicht aus ihrer eigenen Haut können und von selbst verursachten Vorkommnissen überwältigt werden. Die Schauplätze sind schön gewählt: Provinz, in der jeder jeden kennt und quirlige Hauptstadt, wo die Anonymität der Großstadt ihre Kinder frisst. Sprachlich ist dieser Kriminalroman eher einfach gehalten. Schnörkellos und mit einer Wortwahl, die auch bei leichter Müdigkeit am Abend gut intellektuell zu verkraften ist.
Der Fall an sich mutet fast wie eine griechische Tragödie an, die alle Beteiligten unter einer tiefschwarzen Decke begräbt. Nur Luc und seine Partnerin Anouk schweben auf einer Wolke des Glücks, die durch einen geschickten Cliffhanger im Epilog jedoch vom Schäfchentyp in den Gewittermodus wechselt.

Mein Fazit:
Ein gut ausgearbeiteter Krimi in schöner, kalter Kulisse