Rezension

Tragisch komische Liebeskomödie

Ohne Ziel ist der Weg auch egal - Michaela Grünig

Ohne Ziel ist der Weg auch egal
von Michaela Grünig

Bewertet mit 5 Sternen

~~Klappentext
Lenja liebt Benn. Das ist ein Naturgesetz. Dummerweise hat Ben sie gerade verlassen und plant, sich Ärzte ohne Grenzen anzuschließen. Aber Lenja weiß, wie sie ihn aufhalten kann: Sie schlüpft in die Rolle der sechsundsiebzigjährigen Karla und zieht in das Seniorenstift ein, in dem Ben arbeitet. Selbstverständlich hat sie sich auf ihre Rolle bestens vorbereitet -  nur nicht auf die charmante Schlitzohrigkeit ihrer neuen Mitbewohner. Die stehen ihr bald mit Rat und Tat zur Seite, denn auf die Waffen einer jungen Frau muss Lenja alias Karla ja leider verzichten …

 

Alles hat seinen Sinn und Platz im Universum. Keine Energie ging verloren. Es kam wie es kommen musste.“ (Pos. 67)

Lenja liebt Ben. Und Ben … liebt Lenja scheinbar nicht mehr, denn er hat sich von ihr getrennt. Doch sie muss schnell handeln, denn Ben möchte zu Ärzten ohne Grenzen. Als sie erfährt, dass er bis zur Abreise in dem Seniorenstift Schloss Winterfreude arbeiten wird, sieht sie ihrer Chance auf ein Liebescomeback. Als Kölner Drehbuchautorin schreibt sie sich mal eben die Rolle der sechsundsiebzigjährigen Karla auf den Leib.

Weshalb verliebten wir uns in jemanden? Gab es die berühmte Liebe auf den ersten Blick? Macht uns Liebe tatsächlich blind, oder checkten wir >ihn< nicht vielmehr anhand einer vorgefertigten Liste von Eigenschaften ab, die >er< unserer Meinung nach besitzen soll? (…) Waren wir Frauen darauf gepolt, das Optimum bei unserer Partnerwahl rauszuholen? So wie in der Steinzeit, als sich die Neandertalerinnen alle um den größten und stärksten Mammutjäger geprügelt hatten?“ (Pos. 2027)

Mit Hilfe ihrer besten Freundin, die Maskenbildnerin ist, schafft Lenja es, sich als Karla in das Seniorenstift einzuschleusen. Doch der Alltag als Seniorin ist gar nicht so einfach. Die älteren Herren machen ihr den Hof, was Lenja nur von ihrem Plan abhält. Aber nicht nur die Herren berieten Problem, plötzlich gibt es Angriffe auf die „jüngeren“ Bewohnerinnen. Nun versucht sich Lenja auch noch als Detektivin. Und das Drama nimmt seinen Lauf …

Heutzutage tut man ja gerade so, als ob Frauen, denen man ihre Lebenserfahrung ansieht, auf irgendeine Weise versagt hätten. Uns wird suggeriert, dass man für immer wie fünfundzwanzig aussehen könnte, wenn man sich nur genügend im Sportstudio abstrampelt und quält, wenn man nur streng genug fastet. So ein ausgemachter Blödsinn! Dabei ist Altern das Natürlichste auf der ganzen Welt. Wir leben nun mal nicht für immer.“ (Pos. 2430)

Ich habe schon einige Bücher von Michaela Grünig gelesen. Und was soll ich sagen, Michaela schafft es immer wieder und wieder mich aufs Neue zu verzaubern und zu verblüffen.

Diesen Roman habe ich innerhalb eines Tages verschlungen. Die Story um Lenja/ Karla ist so verrückt, lustig und spanenden, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte zu lesen. Michaela Grünig schafft einen Spannungsaufbau bis zum großen Finale und lässt dann die Bombe platzen, und wer denkt, er kennt das Ende wird sich eines Besseren belehren lassen müssen, denn bei Michaela Grünig kommt es immer ganz anders, als man denkt.

Weißt du, ich kann das Gejammere über das Älterwerden nicht mehr hören. Mittvierziger heulen rum, weil sie ein paar Falten haben. Mittfünfzigjährige grämen sich, dass sie nach der Menopause ein paar Kilo mehr auf die Waage bringen. Was soll das? Man wird jeden Tag ein bisschen älter, also ist das Hier und Heute in jedem Fall besser als das Morgen! Man sollte einfach jeden einzelnen Tag genießen. Jedes Alter hat auch seine wunderschönen Seiten.“ (Pos. 2457)

Und bei all der Tragikomik des Buches schneidet Michaela Grünig aber auch ein Thema unserer Zeit an … der Sucht nach ewiger Jugend und den daraus folgenden Schönheitsops. Ihr Appell an uns Frauen … nehmt euch so an wie ihr seid und genießt das Leben!!!

DANKE liebe Michaela ♥♥♥