Rezension

Tragisch-schöner Klassiker

The Mill on the Floss. Die Mühle am Floss, englische Ausgabe - George Eliot

The Mill on the Floss. Die Mühle am Floss, englische Ausgabe
von George Eliot

Bewertet mit 4.5 Sternen

Hauptfigur des Romans ist die einfühlsame und liebesbedürftige Maggie Tulliver, die wir in sieben Bücher von ihrer Kindheit bis ins junge Erwachsen sein mitverfolgen. Maggies wohlhabende Familie ist seit Generationen im Besitz der Dorlcote Mill am Floss. Doch Maggies Vater treibt durch schlechte Geschäftsstrategien und leichtsinniges Geldverleihen die Familie in den Ruin. So muss er die Mühle ausgerechnet an seinen großen Rivalen Wakem verkaufen und stürzt sich selbst in den Tod. 

Auch eine Generation später ist die Rivalität zwischen den Tullivers und den Wakems noch groß. Maggies Bruder Tom bekommt Privatunterricht bei einem Pfarrer - ausgerechnet genau mit Wakems künstlerische begabten aber buckligen Sohn Philip. Schnell wird deutlich, das Philip starke Gefühle für Maggie entwickelt - für das junge Mädchen ist das etwas ganz neues, da sie in ihrer Familie nicht viel Aufmerksamkeit bekommt. Die Eltern bevorzugen eher den Sohn, der ja schließlich das Geschäft fortführen soll. Und Tom verhält sich Maggie gegenüber auch oft unfair und herrschsüchtig. Trotzdem haben die beide eine besondere Bindung zueinander, die in der weiteren Handlung große Bedeutung hat und ein dramatisches Ende herbeiführt.

Ja, die Geschichte um Maggie ist etwas vorhersehbar und vielleicht auch etwas zu kitschig. Gerade dem zweiten Drittel des Buches wird von vielen Lesern und Kritikern vorgeworfen, dass es zu flach ist, die Wendungen zu offensichtlich ist und schon es total deutlich ist, dass Maggie eine tragische Heldin ist. Wenn man das so liest, möchte man meinen, dass die Geschichte gar nicht so lesenswert ist. Aber ich mochte die Geschichte um Maggie trotzdem unheimlich gerne. Nie ist wird es langweilig und ich habe beim Lesen die ganze Zeit mit Maggie mitgefiebert, war traurig, wenn sie ungerecht behandelt wurde und habe trotz aller Anzeichen immer auf ihr Happy Ending gewartet. Natürlich ist auch die komplexe Bruder-Schwester-Bindung spannend zu beobachten. Beide versuchen ihr ganzes Leben lang ihren Rollen in der Gesellschaft gerecht zu werden - und gehen daran schließlich zu Grunde. Daher mein Prädikat: tragisch-schöner Roman!