Rezension

Tragischer Jugendroman

A Wish for Us - Tillie Cole

A Wish for Us
von Tillie Cole

Bewertet mit 3 Sternen

Diesem Werk (erschienen am 31.01.2020 im LYX Verlag) stehe ich mit gemischten Gefühlen gegenüber. Es war der erste Roman, den ich von der Autorin Tillie Cole lesen durfte und zu Beginn der Geschichte war ich ziemlich begeistert angesichts der Thematik und des ungemein bildreichen Schreibstils. Im Mittelteil der Story war mein Enthusiasmus dann schon etwas verhaltener und während der letzten Kapitel hatte ich Mühe, dem Werk überhaupt noch etwas Positives abzugewinnen. Ich möchte vorausschicken, dass die Meinungen in der Leserunde, in deren Rahmen ich dieses Buch kennengelernt habe, diesbezüglich weit auseinandergingen.

Was ich erwartet hatte? - Eine angenehme College-Story, die mit Humor und Herzklopfen punktet, und in der gerne auch ein paar ernste Themen angesprochen werden können, um dem Ganzen etwas mehr Tiefe zu verleihen. (Ein Konzept, das z.B. die Autorin Mona Kasten in ihrer sensationellen 'Again'-Reihe perfektioniert hat.) Natürlich war ich darauf vorbereitet gewesen, dass die rund 450 Seiten keine geballte Ladung Glückseligkeit beinhalten und die Protagonisten sicherlich mit einigen Problemen konfrontiert werden würden. (Mal ehrlich, so ein wenig Hin und Her macht eine Geschichte doch oftmals erst interessant.)

Direkt zu Beginn der Handlung erlebt man eine Begegnung der beiden Hauptfiguren – dem international gefeierten Star-DJ Cromwell Dean und der eher dem Typ 'Musterschülerin' entsprechenden Studentin Bonnie Farraday. Sie begegnen sich in England und ahnen nicht, dass sie sich wenige Monate später in den USA, auf dem Campus der Jefferson Young University, erneut gegenüberstehen werden. Ihr erstes Treffen war recht unterkühlt verlaufen. "Deiner Musik fehlt es an Seele" hatte Bonnie zu ihm gesagt. Zu ihm, dem die ganze Musikwelt zu Füßen liegt! Lächerlich! Und ausgerechnet mit diesem Mädchen soll Cromwell nun ein gemeinsames Musikprojekt ausarbeiten? Das soll wohl ein Scherz sein! Auch Bonnie ist alles andere als begeistert, als Professor Lewis (- einst selbst ein berühmter Musiker -) sie für eine Teamarbeit mit Cromwell einteilt. Alle anderen Mädchen im Kurs würden sich darum reißen, mit dem sexy DJ gemeinsame Sache zu machen…im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist schon beinahe peinlich, wie sehr sie ihm alle nachlaufen. Aber im Gegensatz zu ihnen sieht Bonnie mehr in ihm. - Den Jungen, der er einst war. Den unmotivierten Studienpartner, der ihr dieses eine Projekt, an dem ihr ganzes Herz hängt, ruinieren könnte. Das begnadete Musikgenie, das in seinem kleinen Finger über mehr musikalisches Talent verfügt als sie jemals erreichen wird. Der Kurs bei Professor Lewis bedeutet Bonnie die Welt. Es ist die eine Sache, die sie sich nicht nehmen lassen will. Deshalb muss sie einen Weg finden, zu Cromwell durchzudringen.

Ich habe Bonnie bereits am Anfang der Geschichte dafür bewundert, dass sie gegenüber dem von sich selbst eingenommenen Star-DJ kein Blatt vor den Mund nimmt. Sie beleidigt ihn nicht, denn Bonnie ist niemand, der andere Menschen gerne kränkt, aber sie vertritt ihre ehrliche Meinung und lässt sich weder von seinen VIP-Allüren blenden noch von seiner Sturheit einschüchtern. Auch im Verlauf der weiteren Handlung beeindruckte Bonnie mich mit ihrer Aufrichtigkeit, ihrer Liebenswürdigkeit und ihrer Willensstärke. Für ihren Zwillingsbruder Easton (der mit dem Uni-Leben hauptsächlich Parties, Alkohol und Mädchen verbindet) ist sie der Fels in der Brandung. Bonnie arbeitet hart für ihren Traum und es ist nur allzu verständlich, dass sie sich ihr wichtigstes Projekt nicht von Cromwell verderben lassen möchte. Cromwell Dean ist die Definition eines Bad Boys – arrogant, herablassend, rücksichtslos. Er flucht gerne und regelmäßig. Seine inneren Dämonen verheimlicht er vor der Welt und bekämpft sie mit harten Beats, Alkohol und bedeutungslosem Sex.

Ein zentrales Thema in diesem Roman ist Synästhesie – ein Begriff, der mir bis dato noch gänzlich unbekannt gewesen war. Diese Wahrnehmungsbesonderheit sorgt dafür, dass Cromwells Gehirn Farben mit Tönen verknüpft. Ab sofort werde ich wohl immer schmunzeln müssen, wenn ich irgendwo über den Begriff 'Veilchenblau' stolpere. Eine weitere Hauptthematik der Geschichte ist natürlich die Musik. Die Autorin verknüpft diese beiden Aspekte auf ganz wundervolle Art und Weise und ließ mit ihren detaillierten, leidenschaftlichen Beschreibungen auch in meinem Kopf ein wahres Feuerwerk der Farben entstehen. Aus diesem Grund finde ich das ohnehin wunderschöne Cover mehr als treffend! Auch der Buchtitel sorgt im Laufe der Geschichte für einen Aha-Moment.

Erzählt wird aus Cromwells und aus Bonnies Perspektive. Der Schreibstil der Autorin ist einladend und leicht verständlich, und wird insbesondere zu Beginn von einer Leichtigkeit dominiert, die mich auf eine positive Feel-Good-Story hatte hoffen lassen. Der Ton ändert sich jedoch zunehmend und schwillt zu einer bedrückenden Intensität an, die mich fast verzweifeln ließ. …denn plötzlich folgt ein Drama nach dem anderen – und damit meine ich nicht die üblichen Problemchen, sondern Tragik pur. Stichwort: Nicholas Sparks. Ehrlich gesagt ließ mich das Werk komplett ausgelaugt und deprimiert zurück. Nicht weil es mich extrem berührt hätte, vielmehr hat es mich ernüchtert. Alles Schreckliche dieser Welt wurde in diese Story hineingequetscht und es war einfach überwältigend, im negativen Sinne. Wo ein, zwei ernste Elemente völlig ausgereicht hätten, um eine spannende, ansprechende Geschichte zu erschaffen, wurde hier ein Tragikroman par excellence kreiert. All das Drama ließ jegliche potentielle Romanze sowie weitere, durchaus interessante Hintergrundstories komplett nebensächlich erscheinen und hat mich zunehmend frustriert. Die Entwicklung der Charaktere driftete ebenfalls ein wenig ins Überladene ab (im Hinblick auf Klischees), was wahrscheinlich einen versöhnlichen, ausgleichenden Effekt haben sollte, jedoch dadurch manches Verhalten etwas unglaubwürdig erscheinen ließ. Dies wiederum führte dazu, dass bei mir keine vollständige Nähe zu den Figuren entstehen konnte.
Meine Wertung (3 Sterne) basiert auf der tollen Grundidee (Figurenkonstellation und Setting; Themen 'Musik' & 'Synästhesie'), den unerwarteten Wendungen, die für Spannung sorgten, und dem traumhaft schönen Cover.

Fazit: Bittersweet. Eine Geschichte mit wahnsinnigem Potential, die mich sicherlich mehr berührt hätte, wäre zumindest die Hälfte der Negativität entfallen. Empfehlenswert für alle Fans von tragischen Geschichten à la Nicholas Sparks.