Rezension

Trashig, blutig, abgedreht

Stadt der Vergessenen - Stephen Blackmoore

Stadt der Vergessenen
von Stephen Blackmoore

Joe Sunday ist ein Schläger und Killer, der die Drecksarbeit für andere verrichtet. Dass er eines Tages die Quittung dafür bekommt, hätte er sich eigentlich denken können. Dass die aber so aussieht, dass er von nun an als Untoter durch die Straßen läuft, damit hätte er nicht gerechnet. Obwohl die schnelle Selbstheilung eine ziemlich coole Nebenwirkung ist, muss Joe schnell feststellen, dass es auch einige unschöne Konsequenzen gibt. Den Hunger beispielsweise, der zu einem beschleunigten Verwesungsprozess führt, wenn er ihn nicht stillen kann. Und dieser Hunger lässt sich nicht durch Burger, Pizza und Co befriedigen. 

Alles hat mit einem Auftrag angefangen, an dem er eigentlich gar nicht beteiligt war. Sein Kollege sollte einen Stein stehlen, doch er scheiterte und als er zurückkommt, ist er nicht mehr er selbst. Was hat es mit diesem Stein auf sich? Warum ist er für seinen Chef Simon so wichtig? Und warum will Giavetti ihn unbedingt behalten? Dieser mysteriöse Stein ist das Objekt, um das es sich in Stadt der Vergessenen dreht. Wer es hat, wird gejagt und wer es nicht hat, würde alles tun, um es zu bekommen. Denn dieser Stein ist der Schlüssel zum ewigen Leben. Bis dahin ist der Plot noch recht übersichtlich, danach wird es so wirr, als sei im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle ausgebrochen. Zombies, Vampire, Hexen, Dämonen. Und dazwischen korrupte Polizisten, Gauner, Schurken, Schläger, Killer. Es ist eine Mischung aus einem knallharten Ganovenkrimi und einem Splatter-Horror-B-Movie.

Stadt der Vergessenen ist ganz schön trashig. Viel trashiger als ich erwartete habe, was vor allem an dem Schreibstil liegt, der zu einem Großteil aus Fäkalsprache und "Jesus!"-Ausrufen besteht. Typische Sätze des ich-Erzählers, die auf nahezu jeder Seite fallen, sind beispielsweise "Cogit ergo scheißsum" (43), "Giavetti sieht mich an, als hätte ich gerade den Wiener Knabenchor hervorgeschissen" (43) oder "Oder er bläst mir nur Zucker in den Arsch" (50). Für viele normale Begriffe wurden abwertende Synonye verwendet. Italiener sind Itakas und eine Homosexuellenparty wird zum "Wurstfestival" (60). Mir ist es zu viel. Ich habe nichts gegen ein bisschen Fäkalsprache hier und da, manchmal ist sie sogar sehr passend, aber ich habe das Gefühl, das Stadt der Vergessenen aus nichts anderem besteht. Dazu die vielen Prügelszenen, der Kannibalismus bzw. Joes Zombieeigenschaften. 

Ich bin hin und her gerissen. Inhaltlich ist Stadt der Vergessenen interessant, macht mich neugierig, bietet zwar viele Klischees, macht aber trotzdem irgendwie Spaß. Der Schreibstil dagegen nimmt mir diesen Spaß wieder, ich finde ihn einfach zu schlecht. Sowohl in der Prosa wie auch in den Dialogen, die zum Großteil nur aus Schimpftiraden bestehen. Vermutlich muss man einen recht speziellen Geschmack haben, um Stadt der Vergessenen mögen zu können. Meinen trifft es jedenfalls nur bedingt und ich denke, auf eine Fortsetzung kann ich verzichten.
 

(c) Books and Biscuit